Fondsbranche nimmt die Steuerpolitik aufs Korn

BVI-Präsident: Idee einer Vermögensbesteuerung absurd - Assetmanager für Frankfurt als Börsensitz

Fondsbranche nimmt die Steuerpolitik aufs Korn

ski Frankfurt – Die deutsche Fondsbranche übt deutliche Kritik an steuerpolitischen Überlegungen von Bundesregierung und Opposition. Auf Widerspruch stoßen zum einen Überlegungen zur Wiederbelebung der Vermögensteuer, wie sie etwa in der SPD bis hinauf zu Parteichef und Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel und bei den Grünen angestellt werden. Zum anderen wenden sich die Assetmanager gegen eine Abschaffung der Abgeltungsteuer, über die in den Parteien breit diskutiert wird und mit der sogar Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) liebäugelt.”Angesichts deutlich steigender Steuereinnahmen des Staates auf der einen und Nullzinsen für die Sparer auf der anderen Seite halte ich solche Ideen für geradezu absurd”, sagte der neue Präsident des Fondsverbandes BVI, Tobias C. Pross, mit Blick auf das Thema Vermögensteuer. In Investmentfonds, mit deren Mitteln zum einen die Wirtschaft finanziert und damit Arbeitsplätze geschaffen oder gesichert würden und die zum anderen der privaten Altersvorsorge dienten, sei das Geld besser aufgehoben als in einem staatlichen Umverteilungsmechanismus, so Pross im Interview der Börsen-Zeitung. Zur Abgeltungsteuer merkte er an, diese sei gerecht und effizient, die Veranlagung einfach. Wollte der Fiskus diese Besteuerungsform abschaffen und stattdessen auf Kapitalerträge zum vollen individuellen Steuersatz zugreifen, müsste man die Entwicklung auch an anderen Stellen zurückdrehen, also etwa das Halbeinkünfteverfahren wieder einführen. Pross mahnte zudem gleiche steuerliche Regeln für Fonds und die Kapitallebensversicherung an, die im direkten Geschäft mit dem Endkunden Wettbewerber seien.Der Topmanager von Allianz Global Investors, der seit Anfang Juli als Präsident des BVI amtiert, äußerte sich auch zur geplanten Fusion von Deutscher Börse und London Stock Exchange. Was die Frage des Sitzes angeht, fühle sich der deutsche Fondsverband dem Standort Deutschland und Frankfurt verbunden. “Wir finden es ein bisschen merkwürdig, dass aus englischer Sicht der Sitz London Conditio sine qua non war, während dieses Thema in Berlin eher achselzuckend zur Kenntnis genommen wurde.” Eine Doppelstruktur könnte man wohl hinkriegen, doch frage er sich, ob man dadurch nicht eine zu hohe Komplexität schaffe. “Skaleneffekte, die man sich von der Fusion erhofft, würden so partiell wieder aufgefressen. Ob das dann der Wettbewerbsfähigkeit dient?”Pross trat Hoffnungen in Frankfurt (wie auch in Paris) entgegen, der Finanzplatz werde durch Verlagerung von Aktivitäten und Arbeitsplätzen stark vom Brexit profitieren. “Tut mir leid, wenn ich da Wasser in den Wein gieße: Für die Standorte dürfte sich nicht allzu viel ändern, schon gar nicht im Assetmanagement.” Aus Frankfurter Sicht rechne er mit geringen Zugewinnen.—– Interview Seite 3