7. FINANZPLATZTAG

Fondsbranche will Schulterschluss mit Bankberatern

Um Privatanlegern Aktien schmackhaft zu machen, sind die Vertriebspartner gefragt - Regulierung bremst

Fondsbranche will Schulterschluss mit Bankberatern

Wie die Gesellschaften den Vertriebspartnern helfen könnten, deutete Holger Naumann an, Präsident des Fondsverbandes BVI und Mitglied der Geschäftsleitung der Deutschen Asset & Wealth Management Investment und der DWS, die zur Deutschen Bank gehören. Weil private Sparer etwa bei Marktturbulenzen ihren Berater mit Fragen konfrontierten, liege es an der Fondsbranche, Informationen bereitzustellen. Als Beispiel nannte er die Auswirkungen der aktuellen Krim-Krise in der Ukraine auf das Börsengeschehen. Auch solle ein Fondshaus den Beratern mitteilen, wenn ein Anlageprodukt nicht mehr für bestimmte Ziele geeignet sei. Loblied auf riskante AssetsDie Fondsbranche hofft dabei auch, eine vielfach gescheute Wertpapierklasse zu stärken: die Aktie. In einer Präsentation erklärte Wilhelm, dass die Fondsbranche im Zuge steigender Aktienkurse die von ihr verwalteten Vermögen deutlich ausbauen könne. Bislang gehe der Aufschwung jedoch an den sicherheitsorientierten privaten Sparern vorbei. Während etwa auf Seiten der Deutschen Bank laut Naumann konservative, auf Dividenden ausgerichtete Fonds gefragt sind, lockt Union Investment die Sparer vor allem über Mischfonds in die Aktienanlage, wie Wilhelm ausführte. Ebenfalls erfolgversprechend seien Sparpläne und staatlich geförderte Riester-Fonds für die Altersvorsorge, um den Weg in Aktien zu ebnen. Die Rückkehr zu der geschmähten Anlageklasse sei insgesamt jedoch schwierig, räumte Wilhelm ein.Die Rolle des Vertriebs sehen nicht alle Diskussionsteilnehmer einheitlich. In einer Präsentation sagte Christian Machts, Managing Director und Head of Retail bei BlackRock Germany, Austria and Eastern Europe, dass neue Vertriebsmodelle denkbar seien. Technische Errungenschaften führten dazu, dass bisherige Abläufe in die digitale Welt übertragen würden, etwa im Falle der Videoberatung. Entscheidend, aber unvorhersehbar seien die Innovationen, die folgten. Asset Manager könnten demnach vor der Wahl stehen, ob sie allein als Produktanbieter auftreten oder im Vertrieb mitmischen. “Wir wissen noch nicht, was wird.”Wie auch der Union-Investment-Anlagestratege Wilhelm rechnet der BlackRock-Experte mit einem Anstieg der verwalteten Vermögen – Machts hält jedoch einen jährlichen Zuwachs von 2 % für realistisch, während Wilhelm eine höhere Rate anvisiert. Auch wies Machts auf die sinkenden Margen der Branche hin (s. Grafik) und erklärte, dass der Takt der Regulierungsvorhaben schneller werde und die Branche verändere. So seien etwa steigende Kosten im Zuge wachsender Compliance-Abteilungen zu beobachten. Auch die Konzentration in der Branche werde zunehmen. Machts verglich die Asset Manager mit Airlines, die sich als Nischenanbieter, regionale Gesellschaften oder globale Schwergewichte etabliert hätten. Wie auch Wilhelm und Naumann erwartet er, dass die Altersvorsorge an Bedeutung gewinnt. Für Asset Manager könne es sich auszahlen, Lösungen für die Auszahlphase von Anlageplänen zu finden, sagte er. Alternativen für InvestorenWährend in der Diskussion das Privatkundengeschäft im Mittelpunkt stand, legte Naumann sein Augenmerk auf das Geschäft mit institutionellen Kunden. In seiner Keynote hielt er fest, dass der Bedarf an alternativen Anlagen wie Immobilien, Infrastruktur, Private Equity und Krediten zu einem Wachstum in diesen Bereichen führen werde. Institutionelle Kunden, so sagte er, legten Geld für viele Jahre oder gar Jahrzehnte an. Illiquide Anlageformen, etwa Long Term Investment Funds für Infrastrukturprojekte, seien dabei von Bedeutung. Asset Manager könnten als langfristige Finanzierer auftreten, so wie das von der Politik auch zuweilen gefordert werde. “Wichtig ist daher, dass den institutionellen Anlegern auch regulatorisch die Möglichkeit gegeben wird, breit diversifiziert anzulegen”, sagte er. Naumann verglich den Einstieg der Branche in die illiquiden Segmente mit dem Start von Private-Equity- und Venture-Capital-Konzepten in den USA, die in den siebziger Jahren ihren Anfang nahmen und Rentenfonds und institutionellen Investoren den Weg in eine neue Anlageklasse öffneten. Zuweilen mangele es an einer sinnvollen Konstruktion von Geschäftsmodellen, Renditeerwartungen und Joint Ventures, die passenden Anlagevehikel seien jedoch vorhanden, sagte Naumann mit Blick auf Public Private Partnerships.Auch wenn die Fondsbranche in Deutschland zu zwei Dritteln Mittel in Spezialfonds und Mandaten für Institutionelle verwalte, stünden oft private Sparer hinter den Vermögen, sagte er. So legten Investoren wie Versicherer, Unternehmen und Pensionskassen Rücklagen für die Altersvorsorge in den Vehikeln ab. Naumann hob aber hervor, dass die Kundenwünsche zunehmend aufsplitterten – nach Anlagestilen wie aktiven und passiven Varianten, Verpackungsformen wie Publikums- und Spezialfonds sowie Konzepten wie Risikomodellen und Anlagefristen. “Damit steigen auch die Anforderungen an die Flexibilität des Asset Manager”, sagte Naumann.