Forscher gegen Dividendenstopp

Europäische Stabilitätswächter verteidigen bindende Vorgabe für Banken

Forscher gegen Dividendenstopp

lee Frankfurt – Auf einer virtuellen Veranstaltung des Frankfurter Leibniz-Instituts für Finanzmarktforschung (Safe) hat der Europäische Ausschuss für Systemrisiken (ESRB) am Mittwoch Ausschüttungsbeschränkungen für den Finanzsektor gegen Kritik aus der Wissenschaft verteidigt. Im April hatten die im ESRB vertretenen europäischen Aufsichtsbehörden die Banken und Versicherer aufgefordert, wegen der Corona-Pandemie mindestens bis Oktober auf Aktienrückkäufe sowie die Ausschüttung von Dividenden und Boni zu verzichten. Aus Sicht von Francesco Mazzaferro vom ESRB ein wichtiger Schritt für den Erhalt der Finanzstabilität. Wegen der Gefahr der Stigmatisierung dürfe die Entscheidung nicht bei den Instituten liegen: “Nutzt eine Bank Dividenden oder Aktienrückkäufe, um ein Signal der Stärke in den Markt zu senden, sind die Wettbewerber nicht mehr frei in ihrer Entscheidung.”Die Finanzwissenschaftler Viral V. Acharya von der Stern School of Business der New York University und Jan Pieter Krahnen vom an der Goethe-Universität angesiedelten Safe plädierten dagegen für klare Kapitalvorgaben, die von den Instituten auf welche Weise auch immer einzuhalten sind. “Offensichtlich schrecken die Regulatoren davor zurück, die Banken zu Kapitalerhöhungen aufzufordern”, konstatierte Acharya. Eigenkapital als MausefalleKrahnen kritisierte, dass der eingeschlagene Weg es den Banken sogar noch erschweren dürfte, ihre Eigenkapitalbasis zu stärken. “Wenn wir das Eigenkapital zu einer Mausefalle machen, müssen wir uns nicht wundern, wenn die Investoren diese künftig meiden.” Ins selbe Horn stieß auch die frühere Compliance-Vorständin der Deutschen Bank, Sylvie Matherat: “Die Ausschüttungsbeschränkung signalisiert dem Markt, dass man in den Bankensektor nicht investieren kann.” Zudem beinträchtige die Vorgabe das Geschäft der in den Bankensektor investierten Assetmanager, was wiederum makroökonomische Folgen haben könne, gab sie zu bedenken.Die während des Lockdowns beschlossene Empfehlung wird im Banken- und Versicherungssektor unterschiedlich gehandhabt. Während sich die Banken dem Druck der Europäischen Zentralbank, den nationalen Aufsichtsbehörden und der Europäischen Bankenaufsicht (EBA) auf breiter Front beugten, verhallte die entsprechende Ansage der europäischen Versicherungsaufsichtsbehörde EIOPA weitgehend ungehört. Branchengrößen wie die Allianz, Generali, Talanx und Munich Re schütten für 2019 sogar mehr aus als für das Vorjahr (vgl.: BZ vom 4. Juni). In zwei bis drei Jahren werde man sehen, ob die bindende oder die unverbindliche Empfehlung der bessere Weg war, so Mazzaferro.