Fortschritte in Vergütungspraxis
Die Banken weltweit haben viel getan, um Maßlosigkeit bei der Boni-Vergabe Einhalt zu gebieten und die Verquickung von hohen Vergütungen mit der Erreichung kurzfristiger, risikobehafteter Ziele zu beenden, befindet der Regelsetzer FSB. Es bleibe aber einiges zu tun. Fraglich sei, ob das Wohlverhalten von Dauer ist.fir Frankfurt – Gut zehn Jahre nach der Finanzkrise hat der Großteil der Banken nach Ansicht des globalen Finanzstabilitätsrats (Financial Stability Board/FSB) die Vergütungsregelungen weitgehend im Griff. Allerdings müssten die Institute ihre Anstrengungen noch verstärken, wenn es darum geht zu prüfen, ob die Vorgaben wirklich beständig sind. “Die meisten Banken haben zwar Abläufe und Vorgehensweisen festgelegt, die den Spielraum für unangemessene Risikonahme einschränken, aber deren Wirksamkeit steht noch auf dem Prüfstand”, schreibt die in Basel ansässige Organisation zur Überwachung des internationalen Finanzsystems in ihrem Fortschrittsbericht zur Implementierung von Vergütungsstandards. Antwort auf Boni-ExzesseIn Reaktion auf Boni-Exzesse hat der FSB 2009 ein Rahmenwerk zur Regulierung und Überwachung der Vergütungspraxis in den diesbezüglich als wichtig erachteten Finanzinstituten der 24 Mitgliedstaaten vorgegeben, die Principles and Implementation Standards. Für Deutschland führt der FSB hier Commerzbank, Deutsche Bank und LBBW an.Die Grundsätze sollen vor allem in den bedeutenden Finanzinstituten über die Vergütung Ansporn für eine umsichtige Risikoneigung sein. Sie pochen auf eine Vergütungspraxis, die Anreize für Mitarbeiter an den langfristigen Erfolg des Unternehmens koppeln. Im Fokus stehen dabei die Corporate Governance in Vergütungsfragen, das Risikomanagement sowie die Einbeziehung externer Stakeholder. Die Vorgaben hatten auf nationaler Ebene neue Regeln und Verfahren zur Überwachung der Vergütungsregelungen und -praktiken zur Folge.Der FSB hat vielerlei Verbesserungen ausgemacht. So brächten sich Vorstände und beispielsweise Compliance-Abteilungen in solchen Aspekten stärker ein als früher und berücksichtigten nicht nur finanzielle, sondern auch nichtfinanzielle Risiken. Vor der Finanzkrise habe in den Führungsetagen der Banken hingegen weitgehend die Auffassung vorgeherrscht, dass Vergütungssysteme weitgehend abgekoppelt seien vom Risikomanagement. Der Fokus sei in den vergangenen Jahren verstärkt auf Vergütungssysteme als Instrument gerückt, um Verhaltensrisiken anzugehen, also durch Fehler des Managements, unzulängliche oder kurzsichtige Governance bedingte Gefahren für die Stabilität des Instituts. Von der Finanzkrise bis zum Jahr 2017 haben Strafen und Rechtskosten für Fehlverhalten global tätiger Banken nach Schätzungen der Boston Consulting Group mehr als 320 Mrd. Dollar gekostet.”Die Art und Weise, wie Ergebnisse erzielt werden, wird nun stärker betont”, heißt es im Fortschrittsbericht. Das sei oft wirkungsvoller als Eingriffe in die Vergütungsstruktur. Früher sei eher kurzfristiges Denken belohnt worden, so wie beispielsweise die Vergabe eines Kredits mit höherem Risiko und kurzfristig höherem Ertrag gegenüber der risikoärmeren und langfristig ertragreicheren Ausreichung mitunter bevorzugt wurde, was sich auch in der Vergütung der Mitarbeiter entsprechend niedergeschlagen habe. Verbesserungen in AufsichtDie Aufsicht über die Vergütungspraxis habe sich zwar generell verbessert, konstatiert der FSB, allerdings herrsche hier und im Risikomanagement auch noch Nachholbedarf. Die Schlüsselfrage für Banken wie Aufseher sei nun ungeachtet der Fortschritte, ob die Verlagerung in Vergütungsfragen von kurz- auf längerfristige Ansätze und auf Wohlverhalten tatsächlich als nachhaltig anzusehen sowie in die Unternehmenskulturen eingebettet sei und die Banken durchdringe.