Frankfurt und Paris machen gemeinsame Sache

Finanzplätze werben für verlagertes Euro-Clearing

Frankfurt und Paris machen gemeinsame Sache

wü Paris – Eigentlich sind sie Konkurrenten, die beide versuchen, nach dem britischen Brexit-Votum möglichst viele Akteure an ihren Standort zu locken. Doch nun haben sich die Interessenvereinigungen der Finanzplätze Frankfurt und Paris zusammengetan, um gemeinsam in Brüssel dafür einzutreten, das lukrative Euro-Clearing nach dem Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Gemeinschaft zurück in die EU zu verlagern. In einem am Mittwoch veröffentlichten Kommuniqué traten Frankfurt Main Finance und Paris Europlace dafür ein, dass der gesetzliche Rahmen für zentrale Kontrahenten (CCP) unter die Jurisdiktion des Europäischen Gerichtshofes fallen müsse.Die beiden Interessenvereinigungen forderten die europäischen Behörden auf, ihre Position unverzüglich zu klarifizieren, um dadurch das Vertrauen in “diesen systemrelevante Pfeiler des europäischen Finanzsystems” zu stärken. Im Falle der auf einen Zusammenbruch folgenden Auflösung eines CCP müssten die europäischen Aufsichtsbehörden in der Lage sein, schnell Entscheidungen zu treffen, um die europäische Finanzsicherheit zu schützen und europäische Steuerzahler vor Verlusten zu bewahren, betonten sie.Auf einer von Paris Europlace organisierten Bankentagung bezeichnete der frühere Banque-de-France-Chef Christian Noyer die Dominanz von London beim Euro-Clearing als “wirklich gefährlich”. Das Hauptproblem für die EU sei die finanzielle Stabilität, erklärte er. Deshalb müsse man sich die Frage stellen, ob man sich auf einen Offshore-Platz verlassen könne, wo man keine Befugnis in regulatorischen und juristischen Fragen habe.Dagegen warnte HSBC-Chef Stuart Gulliver auf dem Europlace International Financial Forum in Paris, dass eine Verlagerung des Euro-Clearing in die Europäische Union Finanzplätzen in den USA und Hongkong nutzen würde. Wenn die EU-Kommission verlange, dass das Euro-Clearing in der Europäischen Union erfolge, wäre es logisch, dass das Dollar-Clearing in New York stattfände, sagte Gulliver. Diese Entwicklung könnte zu einer gefährlichen Fragmentierung führen, warnte er. Dies würde zu höheren Kosten führen und die Wirtschaft negativ belasten. Gulliver äußerte sich überzeugt, dass London ein großer Finanzplatz bleiben wird.