Frühe Hinweise auf Wirecard-Pfusch
Reuters Berlin
Der Wirtschaftsprüfer von Wirecard hatte schon Jahre vor der Insolvenz Hinweise auf Unstimmigkeiten in der Bilanz. „Wir hatten Indikationen, aber keine Beweise“, sagte EY-Partner Christian Muth am Donnerstag im parlamentarischen Untersuchungsausschuss zu dem milliardenschweren Betrugsfall. Er bezog sich dabei auf Unregelmäßigkeiten nach Übernahmen in Indien, die Gegenstand einer Sonderprüfung waren. Abgeordnete mehrerer Parteien sagten, Muth belaste mit seiner Aussage die eigenen Kollegen.
Muth ist beim jahrelangen Wirecard-Prüfer EY ein sogenannter Forensiker. „Wir suchen und finden Fakten“, sagte der 45-Jährige. Dies geschehe durch die Auswertung der Buchhaltung, von E-Mails, öffentlich zugänglichen Informationen sowie Interviews mit Mitarbeitern in den zu prüfenden Unternehmen. Sein Team habe unabhängig vom eigentlichen Bilanz-Prüfungsteam agiert.
Muth sagte, er schiebe viel Frust mit sich rum. Daten und E-Mails seien in dem Fall immer wieder nicht zur Verfügung gestellt worden, auch Interviews nicht zustande gekommen ebenso wie eine Reise nach Indien. Unmittelbar vor der Testierung des Abschlusses 2016 habe die Untersuchung von Korruptionsvorwürfen durch das Team von Muth rote Ampeln gezeigt, sagte SPD-Ausschussmitglied Jens Zimmermann. „Dennoch wurde der Jahresabschluss durch EY durchgewunken.“