Kryptobranche

FTX liebäugelt mit Robinhood-Akquisition

Die Konsolidierung in der Kryptobranche scheint sich fortzusetzen. Die Plattform FTX prüft einem Bericht zufolge die Übernahme des Onlinebrokers Robinhood.

FTX liebäugelt mit Robinhood-Akquisition

bg Frankfurt

In der Kryptobranche deutet sich ein weiterer Schritt zur Konsolidierung an, der zugleich eine stärkere Verankerung im traditionellen Aktienhandel einläuten könnte. Denn Bloomberg zufolge prüft die von Sam Bankman-Fried geführte Plattform FTX die Übernahme von Robinhood. Es werde geprüft, wie der auf Kleinanleger spezialisierte Onlinebroker erworben werden könnte, heißt es. Endgültige Entscheidungen stünden jedoch noch aus, und FTX könnte sich durchaus auch gegen eine Übernahme entscheiden. Bankman-Fried ließ wissen, man sei „begeistert von den Geschäftsaussichten von Robinhood und den Möglichkeiten, mit ihnen zusammenzuarbeiten“. Aktive M&A- Gespräche mit Robinhood gebe es indessen nicht.

Aktie zieht kräftig an

Damit dementiert Bankman-Fried nicht, dass es solche Überlegungen gibt. Die Robinhood-Aktie zog am Montag um 12% an auf 9,72 Dollar, was den Marktwert auf 6,8 Mrd. Dollar stellt. Die Aktie ist von einem Hoch bei 50 Dollar abgestürzt, Re­tail-Tra­der handeln weniger. Allerdings liegt in der Kundenmasse ein großes Mobilisierungspotenzial für FTX, die selbst am Dienstag ihren traditionellen Aktienhandel für erste US-Kunden freischaltete – die bislang unregulierten Kryptoplattformen ge­hen dazu über, in den regulierten Wertpapierhandel vorzudringen. Solche Investitionen können sie sich leisten, da sie mit den Spreads im Kryptohandel in der Regel sehr gut verdient haben und ohne regulatorische Kosten auf hohen Cash-Polstern sitzen.

FTX gilt dabei als besonders kapitalstark, da man zudem viel Cash über Venture Capital einsammelte. Bankman-Fried hat sein Interesse an Robinhood bereits mit einer privaten Beteiligung von 7,8% untermauert. Bei dem ins Taumeln geratenen Kryptomarkt greift er mit BlockFi auch einem der Crypto Lender unter die Arme: BlockFi soll einen Kredit über 250 Mill. Dollar von FTX erhalten, wobei Bedingungen noch ausgehandelt werden. Offenbar ist ein Debt-to-Equity-Swap vorgesehen, womit Altaktionäre von BlockFi gekniffen wären. Mit Morgan Creek hat ein Altaktionär angekündigt, das verhindern zu wollen – aber CEO Zac Prince scheint die FTX-Karte spielen zu wollen, um so die Kundengelder bestmöglich zu schützen. Die BlockFi-Liquidität war auch durch eine im Februar von der SEC verfügten Strafzahlung über 100 Mill. Dollar strapaziert worden. Die Bewertung von BlockFi hat sich nach 3 Mrd. Dollar zuletzt auf 1 Mrd. Dollar reduziert in einer laufenden Finanzierungsrunde, die 500 Mill. Dollar einspielen soll – was verdeutlicht, dass BlockFi pre-Money kaum noch etwas wert ist.

Sündenfall Three Arrows

Seit der Hedgefonds Three Arrows seine Nachschussverpflichtungen bei sinkenden Notizen nicht mehr erfüllen kann, tun sich Löcher auf bei einigen Krypo-Adressen. Als erstes machte der Crypto Lender Celsius mit 10 Mrd. Dollar an Depositen die Grätsche und stoppte Auszahlungen. Die Berater von Citi empfehlen wohl ein Chapter-11-Verfahren zum Gläubigerschutz, das Management will das noch nicht wahrhaben. Dann kam BlockFi in die Bredouille und Ende vergangener Woche auch Voyager Digital, denen dann auch wieder Bankman-Fried mit dem Überweisen von 15000 Bitcoin seines Vehikels Alameda zu Hilfe kam – explizit mit der Begründung, Dominoeffekte verhindern zu wollen.

Coinflex nächster Skandal

Doch solange Kredite ohne Sicherheiten ausgereicht werden, setzt sich das Drama fort: Wie am Dienstag bekannt wurde, hatte Coinflex einem wohlhabenden Kunden 47 Mill. Dollar eingeräumt, ohne irgendeine Vereinbarung über Collateral zu treffen. Nun kann der Kunde nicht zahlen, und Coinflex will das Loch mit der Emission eines neuen Coin stopfen – was dann wohl das Kriterium eines „ponzi scheme“ erfüllt. Ebenfalls in Bedrängnis kommen einige Bitcoin Miner, die neue Maschinen auf Kredit vorbestellt haben. Einem Report von Arcane Research zufolge soll insbesondere Marathon vor hohen Verpflichtungen stehen, die schwieriger zu erfüllen sind, wenn sich Bitcoin auf dem gesunkenem Niveau von um die 20000 Dollar befindet. Andere Szenekenner verweisen darauf, dass viele Miner sich bei Produktionskosten von rund 8000 Dollar befinden und somit locker profitabel sind.

Wertberichtigt Seite 8