Kryptobörse

FTX-User verramschen gestrandete Assets

Zahlreiche Nutzer der insolventen Kryptobörse FTX versuchen offenbar, ihre gestrandeten Assets abzustoßen. Dafür nehmen sie auch hohe Verluste in Kauf.

FTX-User verramschen gestrandete Assets

xaw Frankfurt

Anderthalb Monate nach dem Insolvenzantrag der Kryptobörse FTX in den USA nimmt die Ungeduld unter den Kunden des Unternehmens zu. Hunderte Nutzer trachten derzeit offenbar danach, ihre Ansprüche auf Assets, die auf der Plattform gestrandet sind, zu veräußern – und nehmen dabei auch hohe Verluste in Kauf.

So sollen Kunden und Gläubiger mit Ansprüchen im Gegenwert von insgesamt 1 Mrd. Dollar an FTX Verkaufsofferten über den Marktplatz des Finanzdienstleisters Cherokee Acquisition gestellt haben, der sich auf das Brokerage für Forderungen aus Insolvenzen spezialisiert hat.

Hinzu kämen Nutzer mit Ansprüchen von 100 Mill. Dollar an die im Frühjahr kollabierte Lending-Plattform Celsius Network, die Investoren hohe Renditen auf den Verleih von Kryptowährungen versprach. Nach Berichten des „Wall Street Journal“ haben zudem fast 500 Nutzer von FTX, Celsius und des Krypto-Brokers Voyager, der im Juli zusammenbrach, über die Plattform Xclaim Forderungen mit einem Wert von 126 Mill. Dollar zum Verkauf angeboten.

Erhebliche Wertverluste

Die Krypto-Assets, die auf den Accounts der FTX-, Celsius- und Voyager-User liegen, dürften in den vergangenen Monaten massiv an Wert verloren haben. Bitcoin etwa gab zwischen Anfang November, als erstmals Berichte über Liquiditätsprobleme bei FTX die Runde machten, und Donnerstagabend um nahezu 20% nach. Seit Mitte Juni, als Celsius Network Auszahlungen aussetzte, beträgt der Verlust gar mehr als 37%. Entsprechend ist auch der Wert der gehandelten Forderungen zurückgegangen. Ansprüche an Voyager wurden kurz nach dem FTX-Crash auf Xclaim zu lediglich 40 Cent auf den Dollar gehandelt, nachdem zuvor noch 64 Cent auf den Dollar aufgerufen worden waren.

Dennoch ist ein Verkauf ihrer Accounts für viele Nutzer der Krypto-Plattformen offenbar attraktiver als ein möglicherweise jahrelanges Warten darauf, im Zuge der Insolvenzprozesse ihre Assets zurückzuerhalten – zumal ein solcher Ausgang nicht garantiert ist, insbesondere im Fall von FTX. Insolvenzverwalter John J. Ray, der bereits die Abwicklung des Energiekonzerns Enron begleitete, schimpfte kurz nach seiner Einsetzung, „noch nie ein so umfassendes Versagen der Unternehmenskontrolle und ein solch vollständiges Fehlen vertrauenswürdiger Finanzinformationen“ gesehen zu haben wie bei der Kryptobörse.

Zudem hat die US-Staatsanwaltschaft FTX-Gründer Sam Bankman-Fried wegen Verschwörung zum Wertpapierbetrug angeklagt, zusätzlich muss sich der 30-Jährige mit zivilrechtlichen Klagen der Börsenaufsicht SEC und des Derivate-Regulators CFTC auseinandersetzen. Die entsprechenden Verfahren könnten die Lage für Investoren mit gestrandeten Assets noch verkomplizieren.