Wachstum im fünften Quartal in Folge

Geldvermögen der Deutschen erreicht 9 Billionen Euro

Das Geldvermögen in Deutschland wächst 2024 weiter, berichtet die Bundesbank. Aber die ungleiche Verteilung und sinkende reale Renditen bleiben eine Herausforderung.

Geldvermögen der Deutschen erreicht 9 Billionen Euro

Geldvermögen erreicht 9 Bill. Euro

Bundesbank legt Zahlen der privaten Haushalte vor – Daten zu realem Geldwachstum zeigen Schattenseiten

wbr Frankfurt

Das Geldvermögen der privaten Haushalte in Deutschland ist laut Bundesbank zum fünften Mal in Folge gestiegen und erreichte Ende 2024 einen neuen Höchststand. Die verteilungsbasierte Analyse zeigt: Wohlhabende profitieren überproportional, während breite Bevölkerungsschichten real an Kaufkraft verlieren.

Der Trend scheint unaufhaltsam: Das Geldvermögen der privaten Haushalte in Deutschland ist auch im Jahr 2024 weiter gewachsen – und das bereits das fünfte Quartal in Folge. Zum Jahresende belief es sich laut Bundesbank auf 9.050 Mrd. Euro, ein Plus von 136 Mrd. gegenüber dem Vorquartal. Im vierten Quartal 2024 schichteten die privaten Haushalte ihre Gelder von länger laufenden, höherverzinsten Einlagen hin zu sehr liquiden kurzfristigen Einlagen um. Bei Fonds war ein starker Zuwachs von 40 Mrd. Euro zu beobachten, so die Bundesbank. Dieser sei jedoch zu einem erheblichen Anteil (21 Mrd. Euro) auf den Kauf von Geldmarktfondsanteilen zurückzuführen.

Starke Wertzuwächse im Jahr 2023

Ein Blick zurück zeigt, wie stark sich das Bild innerhalb eines Jahres verändert hat. Ende 2023 war laut Bundesbank das Geldvermögen im Schlussquartal um 250 Mrd. Euro angewachsen – ein Rekordanstieg, vor allem getrieben durch Wertzuwächse. Es war der erste Zeitraum seit zwei Jahren mit leicht positiver realer Rendite. Seither hat sich das Umfeld jedoch gewandelt: Die wirtschaftliche Unsicherheit ist zurück, und mit ihr die Vorsicht vieler Haushalte.

Zunehmend ungleiche Verteilung

Doch hinter diesen Zahlen verbirgt sich eine Entwicklung, die nicht nur Optimismus verdient. Die Bundesbank stellt fest, dass die reale Rendite entlang der Vermögensverteilung unterschiedlich ist. Die inflationsbereinigte Rendite bilde die tatsächlich erzielte Rendite der privaten Haushalte ab. Wer genau hinschaut, entdeckt eine zunehmend ungleiche Verteilung und sinkende reale Renditen für breite Bevölkerungsschichten.

Die Bundesbank stellt dazu seit Anfang 2024 erstmals die sogenannte verteilungsbasierte Vermögensbilanz (Distributional Wealth Accounts, DWA) zur Verfügung. Sie beleuchtet, wie stark sich Vermögen und deren Erträge je nach Haushaltsgruppe unterscheiden. Der zentrale Befund: Je größer das Nettovermögen, desto höher auch die reale Rendite – also der tatsächlich inflationsbereinigte Ertrag.

Wohlhabende gewinnen mehr

Während die vermögensärmeren Haushalte ihr Kapital überwiegend in risikoarmen, aber ertragsschwachen Formen wie Einlagen oder Versicherungsansprüchen halten, profitieren die oberen zehn Prozent von Kursgewinnen an den Kapitalmärkten. Insbesondere Aktien und Investmentfonds generierten im Jahr 2024 deutliche Bewertungsgewinne – insgesamt 40 Mrd. Euro. Ein erheblicher Teil davon entfiel jedoch auf wohlhabende Haushalte, deren Portfolios breit gestreut und chancenorientiert aufgebaut sind.

Diese Ungleichverteilung wirkt sich spürbar auf die durchschnittliche reale Rendite aus: Über alle Haushalte hinweg lag sie im vierten Quartal 2024 bei knapp 2%. Doch wer hauptsächlich auf klassische Sparformen setzte, musste erneut reale Verluste hinnehmen. Die einst attraktiven Festgeldangebote verloren mit den gesunkenen Leitzinsen an Reiz. Viele Haushalte reagierten, indem sie ihr Vermögen kurzfristig umschichteten: 65 Mrd. Euro flossen in Bargeld und Sichteinlagen, was an wirtschaftliche Unsicherheiten und Liquiditätsbedürfnisse erinnert.

Kaum Anstieg bei Schulden

Die Verbindlichkeiten der privaten Haushalte stiegen um 5 Mrd. auf 2.136 Mrd. Euro. Dadurch erhöhte sich das Nettogeldvermögen auf 6.913 Mrd. Euro – allerdings liege das inflationsbereinigte Niveau unter dem Wert von 2022. Trotz des nominalen Wachstums bleibe also die reale Kaufkraft eingeschränkt.

Die neuen Daten der DWA liefern ein Bild darüber, wer in Deutschland von Finanzentwicklungen profitiert – und wer nicht. Damit wird nicht nur die Diskussion über Vermögensverteilung neu belebt. Die Statistik führt auch zu der Frage, wie gerecht unser Finanzsystem ist, wenn reale Renditen zunehmend eine Frage des Besitzes werden.

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