Geldwäscheparadies Deutschland
Geldwäscheparadies Deutschland
Anteil an illegalen Geldflüssen in Europa von 750 Mrd. Dollar beträgt fast ein Fünftel, zeigt Studie von Nasdaq Verafin
fir Frankfurt
750 Mrd. Dollar an illegalen Geldern sind im Jahr 2023 durch das europäische Finanzsystem geschleust worden, ein Viertel der weltweiten Flüsse in Höhe von 3,1 Bill. Dollar. Das zeigt die Studie „Financial Crime Insights: Europe“ der Nasdaq-Tochtergesellschaft Verafin, die auf Technologie zur Betrugserkennung und Geldwäschebekämpfung spezialisiert ist. Auf Deutschland entfallen demnach mit knapp 130 Mrd. Dollar 17% des Volumens, was im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) Deutschlands 3,07% entspricht.

Damit ist die Bundesrepublik europäischer Spitzenreiter, was die absolute Größenordnung der illegalen Geldflüsse angeht, und liegt knapp nach Großbritannien und Italien auf Rang 3, wenn es um relative Werte geht. Die Briten bringen es nämlich auf 3,12% ihres BIP bzw. fast 100 Mrd. Dollar, die Italiener auf 3,09% ihrer Wirtschaftskraft bzw. 66 Mrd. Dollar. Am besten schneidet Finnland ab, das auf 1,78% seines BIP kommt bzw. 5 Mrd. Dollar.
Zersplitterte Aufsicht
Deutschland haftet der Ruf eines Geldwäscheparadieses an. Als größte europäische Wirtschaftsnation und als bedeutendes Finanzzentrum spielt es eine hervorgehobene Rolle auf dem Kontinent, zudem ist Deutschland besonders anfällig für Geldwäsche wegen zersplitterter Aufsichtsstrukturen, vor allem im Nichtbankensektor, und der häufigeren Nutzung von Bargeld als in anderen Staaten Europas.
Von den knapp 130 Mrd. Dollar an illegalen Geldflüssen, die Aktivitäten in Deutschland zugeschrieben werden, sind der Studie zufolge 30 Mrd. auf Drogenhandel, 14 Mrd. auf Menschenhandel und 85 Mrd. Dollar auf andere Straftaten wie Korruption und Betrug zurückzuführen. Terrorismusfinanzierung macht mit 530 Mill. Dollar nur einen Bruchteil aus.
EU will innere Sicherheit stärken
Unterdessen hat die Europäische Kommission am Dienstag Maßnahmen zur Stärkung der inneren Sicherheit in der EU angesichts der Bedrohung durch Länder wie Russland angekündigt, die mit kriminellen Netzwerken verbandelt sind. Zu den Vorschlägen gehören unter anderem verstärkte Zugriffsmöglichkeiten auf Finanztransaktionen von verdächtigen Personen, verschärfte Sanktionen und verbesserte Methoden zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorfinanzierung.