Genau hinschauen lohnt sich, um die Spreu vom Weizen zu trennen

Bei Mittelstandsanleihen auf solide Familienunternehmen und Top-Marken achten

Genau hinschauen lohnt sich, um die Spreu vom Weizen zu trennen

Bei Mittelstandsanleihen häufen sich die negativen Schlagzeilen, immer mehr werden notleidend oder fallen ganz aus. Kein Wunder möchte man rufen, drängten in der Vergangenheit doch vor allem Unternehmen auf den Markt, die bei Banken keinen Kredit mehr bekamen, deren Geschäftsmodelle von staatlichen Subventionen abhängig sind oder deren Management nur auf die schnelle – und riskante – Expansion aus war. Deshalb lohnt es sich bei Mittelstandsanleihen sehr genau hinzusehen – und die besten sind oft in zwei sehr interessanten Segmenten zu finden: unter den Familienunternehmen oder den Firmen mit starken Marken.Gesunde Bilanzen, gute Wachstumsperspektiven und ein langfristig denkendes Management: Unternehmen, auf die diese Kriterien zutreffen, werden langfristig erfolgreicher sein als der Rest – und Investments in solche Firmen ebenfalls. Zu finden sind solche Maßstäbe derzeit viel zu selten unter den Firmen, die Mittelstandsanleihen ausgegeben haben. Und einige der Guten haben gelernt und ziehen sich jetzt aus den sogenannten “Mittelstandssegmenten” an den Börsen zurück. Zu groß ist die Gefahr, mit den schwachen Unternehmen in einen Topf geworfen zu werden. Für die Börsen, die die Mittelstandssegmente in den vergangenen Jahren stark nach vorne gestellt haben, bedeutet dies eine große Ernüchterung.Zu finden sind gute Mittelstandsanleihen aber trotzdem an den Börsen: Sie tummeln sich zum Teil seit Jahren in den ganz normalen, standardisierten Börsensegmenten. Viele davon kommen von Familienunternehmen und Top-Marken-Unternehmen. Langfristig orientiert, nachhaltig handelnd und einen starken Cash-flow generierend – viele familien- oder unternehmergeführte Gesellschaften erfüllen diese Voraussetzungen, meist in Kombination mit qualitativ hochwertigem Management, starker Corporate Governance und überdurchschnittlich hohen Eigenkapitalquoten. Gerade in Deutschland gibt es dafür viele erfolgreiche Beispiele, wie die Firmen Bosch, Stihl, Würth, Heraeus und viele andere mehr. Solche Unternehmer nehmen Risiken, sehen Chancen, pflegen ihre Kundenbeziehungen und überwachen ihren Absatzmarkt. Sie handeln flexibel, aber fokussiert auf ihre Kernkompetenz. Als Folge ist die Geschäftsentwicklung von familien- oder unternehmergeführten Gesellschaften weniger volatil als bei anderen Kapitalgesellschaften. Solide und stabile Erträge und Renditen sowie das prinzipiell hohe Qualitätsbewusstsein dominieren gegenüber einer kurzfristigen Gewinnmaximierung. Gleichzeitig weisen familiengeführte Unternehmen in der Regel eine solide Finanz- und Bilanzstruktur bei gleichzeitig hohem Effizienzbewusstsein auf. Diese Philosophie beschränkt sich aber schon lange nicht mehr nur auf familiengeführte Unternehmen. Gerade bei Gesellschaften mit großen Markennamen gelten sehr ähnliche Regeln. Denn auch hier gehören Kontinuität und nachhaltiges Wirtschaften zu den entscheidenden Erfolgsfaktoren. Eine Marke steht für eine verlässliche Qualität und beeinflusst Kaufentscheidungen sowohl bei Waren als auch bei Dienstleistungen. Marken schaffen neben dem Nachweis von Qualität auch emotionale Zuwendung und Bindung an ihre Kundschaft und leisten daher einen beachtlichen Beitrag zum Unternehmenserfolg. Damit ist nicht nur eine stabile Bonität gegeben, sondern hier liegt das Potenzial für Rating-Upgrades. Erkennbare Kontinuität, langfristige Planung und nachhaltiges Wirtschaften sind wichtige Voraussetzungen für Bonitätsverbesserungen.Auch Mittelstandsanleihen kommen von einigen familien- oder unternehmergeführten Gesellschaften sowie von herausragenden Markenherstellern. Gerade im Mittelstand verbinden sich diese Eigenschaften häufig mit einer Marktführerschaft in einem (Nischen-) Produkt, das wiederum zu einer Premium-Marge führt. Das neue Segment der mittelständischen Anleihen hat seit seiner Entstehung im Jahr 2010 den Anlegern deutlich gezeigt, dass es im noch jungen Wachstumsmarkt einer gründlichen Bonitätsprüfung bedarf, um die Spreu vom Weizen zu trennen.—–Johannes Führ, Aufsichtsratsvorsitzender, AMF Capital AG