Generali-Verwaltungsrat schaltet auf Angriff
bl Mailand
Die Mehrheit des Verwaltungsrats des italienischen Versicherers Generali schaltet im Streit mit den Minderheitsaktionären Francesco Gaetano Caltagirone, Leonardo De Vecchio und der Turiner Sparkassenstiftung CrT auf Angriff. Das Gremium unter Führung von Gabriele Galateri di Genola hat die Versicherungsaufsicht Ivass und die Börsenaufsicht Consob um Prüfung der Frage gebeten, ob die drei Anteilseigner mit einem „abgestimmten Verhalten“ gegen rechtliche Bestimmungen verstoßen haben. Es geht vor allem um die Frage, ob sie bei Überschreitung von Beteiligungsschwellen wie 10% nicht verpflichtet gewesen wären, dies vorher zu melden bzw. genehmigen zu lassen, über ihre Pläne aufzuklären oder gar ein Übernahmeangebot vorzulegen.
Die drei Anteilseigner kontrollieren zusammen etwa 16,3% der Generali-Anteile und hatten sich zu einem Aktionärspakt zusammengeschlossen. Sie kontrollierten schon vor Abschluss des Pakts mehr als 10% des Generali-Kapitals. Caltagirone hat den Pakt kürzlich verlassen. Dennoch sieht die Mehrheit des Verwaltungsrats aufgrund von Erklärungen des römischen Unternehmers, sich weiter mit den beiden anderen Anteilseignern beraten zu wollen, Hinweise auf den De-facto-Fortbestand eines abgestimmten Verhaltens. Das mache auch das Verlassen des Aufsichtsgremiums aller Vertreter dieser Anteilseigner innerhalb nur weniger Tage deutlich, heißt es in Kreisen, die der Mehrheit des Verwaltungsrats um Großaktionär Mediobanca (17%) nahestehen.
Es ist unklar, bis wann und in welcher Weise sich Ivass und Consob äußern werden. Beobachter gehen davon aus, dass es sich um Tage oder wenige Wochen handelt. Denkbar ist, dass beide Gremien keine Einwände gegen das Verhalten der drei Aktionäre haben, möglich ist aber auch eine Begrenzung ihrer Stimmrechte bei der Hauptversammlung (HV) am 29. April auf 10%.
Bei der HV könnten den Aktionären drei unterschiedliche Vorschläge für die Besetzung des Aufsichtsgremiums vorgelegt werden. Caltagirone hat eine eigene Liste angekündigt. Wie Del Vecchio und CrT fordert er, dass CEO Philippe Donnet keine dritte Amtszeit erhält, wie vom Verwaltungsrat vorgeschlagen. Außerdem will Caltagirone eine aggressivere Strategie Generalis mit großen Akquisitionen. Der Aktionärsstreit zieht sich schon viele Monate hin. Beobachter fürchten, die Auseinandersetzung könnte ein schlechtes Licht auf den Finanzplatz Italien und auf Generali werfen und internationale Investoren abschrecken.