LEITARTIKEL

Glimpflich davongekommen

Der Finanzstabilitätsrat hat ein deutliches Signal ausgesendet: Im Vergleich zu Banken und Versicherern kommen die Fondsgesellschaften in der Regulierungswelle zur Aufarbeitung der Finanzkrise glimpflich davon. Zwar wurden auch die Assetmanager mit...

Glimpflich davongekommen

Der Finanzstabilitätsrat hat ein deutliches Signal ausgesendet: Im Vergleich zu Banken und Versicherern kommen die Fondsgesellschaften in der Regulierungswelle zur Aufarbeitung der Finanzkrise glimpflich davon. Zwar wurden auch die Assetmanager mit aufwendigen, neuen Vorschriften gequält, und die jüngsten Empfehlungen vom Financial Stability Board (FSB) lassen erkennen, dass noch weitere unbequeme Dinge auf sie zukommen. Doch im Vergleich zur Kreditbranche und Assekuranz, die sich mit gewachsenen Kapital- beziehungsweise Solvabilitätsanforderungen, besonders bei Systemrelevanz, einer engmaschigen Kontrolle ihres Geschäfts, überbordenden Transparenzvorschriften und immer wieder neuen Stresstests herumplagen müssen, sind die Eingriffe der Aufseher bei den Vermögensverwaltern eher harmlos. Dies folgt der Logik, dass bislang kein Assetmanager die Finanzstabilität gefährdet hat und diese auch im Vergleich zu Banken und Versicherern über wenig Sprengkraft verfügen. Durchaus aber kann ein großer Fonds in Schieflage für Verwerfungen sorgen, weswegen das FSB konsequenterweise die nationalen Aufseher auffordert, hier weiter nachzuschärfen. Man denke nur an die Probleme der Geldmarktfonds in der Finanzkrise oder an den zunehmenden Anteil von Fonds etwa in den Anleihemärkten, denen angesichts der Notenbankeneingriffe die Liquidität abhandenkommt.Vierzehn noch sehr abstrakte Empfehlungen hat das FSB nun ausgesprochen, um eine bessere Überwachung der Fonds und ihrer Anbieter beziehungsweise eine höhere Widerstandsfähigkeit der Produkte in turbulenten Zeiten zu erreichen. Ursprünglich aber hatte der Finanzstabilitätsrat vor sechs Jahren mit einer Regulierungsinitiative zu Schattenbanken zu einem großen Sprung angesetzt. Jetzt ist es nur noch ein kleiner Hüpfer. Alle Finanzaktivitäten außerhalb des Bankensektors, die mit Kreditvergabe, Fristentransformation oder Hebel zu tun haben, waren einst vom FSB unter dem despektierlichen Begriff Schattenbanken zusammengefasst worden: Private Equity, Hedgefonds, Spezialvehikel, Investmentfonds und andere Instrumente. Von diesem grobschlächtigen Ansatz verabschiedete sich das FSB aber im Laufe der Zeit. Als sich das FSB und die internationale Wertpapieraufsicht Iosco bei der Frage der Systemrelevanz solcher Akteure verrannten und zeitweilig überwarfen, gab es schließlich einen Neustart: Man fasste die konkreten Risiken auf Ebene der Fonds ins Auge, um dann vielleicht eines Tages auf diesem Wege klären zu können, ob manche Assetmanager systemrelevant sind. Vor dem Etikett Systemrelevanz jedenfalls hatten die Anbieter ordentlich Muffensausen gehabt. Aus dem Reflex heraus verstanden sich solche Überlegungen: Der Branchenriese BlackRock etwa kommt auf ein verwaltetes Vermögen von jenseits der 5 Bill. Dollar, es gibt viele Assetmanager mit mehr als 1 Bill. Dollar. Aber, und das ist der Unterschied zu einer Bank, als Treuhänder halten sie diese Mittel nicht auf der Bilanz, die Risiken bleiben beim Investor. Die Bilanz wiederum ist bei BlackRock nur 220 Mrd. Dollar groß.Was nun vom FSB auf den Tisch kam, bringt deutsche Gesellschaften nicht um den Schlaf. Vieles hat die europäische Regulierung und insbesondere die deutsche vorweggenommen, was nun international Standard werden soll. Der deutsche Fondsverband BVI begrüßt sogar die Vorschläge des FSB: Ein einheitliches internationales Meldewesen für Fondsdaten fehlt tatsächlich, ein anerkannter Maßstab für Leverage ohnehin, und ein zusätzlicher Liquiditäts-Werkzeugkasten bei überbordenden Anlegerrückgaben ist ebenfalls willkommen. Zwar gibt es europäische und deutsche Vorgaben zum Liquiditätsmanagement, aber die Krise der Immobilienfonds und die notwendige Intervention des Gesetzgebers zeigte, dass nicht alles zum Besten steht. Deutsche und europäische Richtlinien verlangen bereits Stresstests auf Fondsebene – der Weg zu einheitlichen, internationalen Verfahren, wie es das FSB wünscht, ist indes noch weit. Im Hinblick auf Risikomanagement und Notfallpläne bei eigener Insolvenz, um die Anlegergelder zu transferieren, gelten hierzulande die recht ausgefeilten Vorgaben der MaRisk.Der Ansatz des FSB, die konkreten Risiken für die Finanzstabilität auf Fondsebene sorgfältig ins Auge zu nehmen, ist richtig und sinnvoll. Denn auf diesem Wege lassen sich aufziehende Gefahren erkennen – nicht aber, indem der Assetmanager allein ins Auge gefasst und mit Vorschriften oder Kapitalanforderungen überzogen wird, die bei Banken und Versicherern vielleicht Sinn machen, im Fondsgeschäft aber nicht.——–Von Silke StoltenbergDie konkreten Risiken für die Finanzstabilität auf Fondsebene zu beobachten, ist richtig – nicht aber, die Assetmanager mit sinnlosen Vorschriften zu überziehen.——-