Sinkende Erträge und Streit um Autofinanzierung

Harte Zeiten für britische Banken

Schrumpfende Sichteinlagen, intensiver Preiswettbewerb im Hypothekengeschäft – die britischen Banken haben harte Monate hinter sich. Doch Natwest schlug sich etwas besser als erwartet. Am Dienstag legt Barclays ihre Jahreszahlen vor, gefolgt von HSBC am Mittwoch.

Harte Zeiten für britische Banken

Harte Zeiten für britische Banken

Aufsicht untersucht Autofinanzierungen, intensiver Wettbewerb im Hypothekengeschäft, Konsolidierung im Retail Banking

Von Andreas Hippin, London

Schrumpfende Sichteinlagen, intensiver Preiswettbewerb im Hypothekengeschäft – die britischen Banken haben harte Monate hinter sich. Doch Natwest schlug sich am Ende etwas besser als erwartet. Am Dienstag legt Barclays ihre Jahreszahlen vor, gefolgt von HSBC am Mittwoch.

Die britischen Banken haben schwierige Monate hinter sich. Viele Kunden haben ihre Sichteinlagen in höher verzinsliche Anlagen umgeschichtet. Auf dem Hypothekenmarkt tobt ein gnadenloser Preiskampf, der dazu geführt hat, dass der Zins von Immobilienkrediten mancher Institute den Leitzins der Bank of England unterschreitet. Am Dienstag wird der Deutsche-Bank-Rivale Barclays seine Jahreszahlen vorlegen, gefolgt von HSBC am Mittwoch, Lloyds Banking Group (Donnerstag) und Standard Chartered (Freitag).

Zinssenkungen erwartet

Im Vordergrund wird, wie so oft, der Ausblick auf das laufende Geschäft stehen. Die im laufenden Jahr zu erwartenden Leitzinssenkungen dürften die Nettozinsmarge der Banken unter Druck setzen. Natwest hatte mit ihren Zahlen für das Schlussquartal am Freitag zwar die Analystenschätzungen übertroffen. Doch der Ausblick auf das laufende Jahr enttäuschte die Erwartungen. Das Management blieb mit seiner Zielspanne für die Erträge unter dem Wert von 13,75 Mrd. Pfund, auf den Anleger gehofft hatten. Wenn man bedenke, dass vor sechs Monaten noch mehr als 15 Mrd. Pfund erwartet wurden, sei die Richtung klar, schrieb die Analystin Perlie Mong von Keefe, Bruyette & Woods.

Restrukturierung im Vordergrund

Bei Barclays wird es aber vor allem um das Ausmaß und die möglichen Einsparungen durch das Restrukturierungsprogramm gehen, das Bankchef C.S. Venkatakrishnan vorstellen wird. Die Großbank hat bereits im vergangenen Jahr weltweit 5.000 Stellen gestrichen. „Die echte Frage für die Anleger ist, ob sich die ins vierte Quartal gebuchten Restrukturierungskosten auf den erwarteten Aktienrückkauf für 890 Mill. Pfund auswirken werden“, schrieb der Analyst Matt Britzman von Hargreaves Lansdown. „Natürlich ist nichts garantiert.“ Die Filialschließungen gehen unterdessen bei allen Instituten weiter.

Dabei bietet das britische Retailgeschäft auch Chancen, denn eine Konsolidierungswelle rollt an. Barclays kündigte diesen Monat an, dem Einzelhandelsbranchenprimus Tesco sein Bankgeschäft (Tesco Bank) abzunehmen. Für rund 600 Mill. Pfund erwirbt Barclays ein Institut mit Einlagen von 6,7 Mrd. Pfund, das unbesicherte Verbraucherkredite im Volumen von 8,3 Mrd. Pfund vergeben hat. Aus Sicht des Jefferies-Bankanalysten Joseph Dickerson handelt es sich um einen „ziemlich schlauen Deal“, der höher verzinsliche Produkte ins Portfolio bringe. Es seien wohl „wesentliche Synergien“ zu erzielen.

Sainsbury’s Bank auf Käufersuche

Auch die Supermarktkette J Sainsbury sucht nach einem Käufer für ihr Bankgeschäft (Sainsbury’s Bank). The Co-operative Bank teilte im Dezember mit, dass sie mit der Coventry Building Society über einen Zusammenschluss verhandelt. Damit würde die Bank, die sich im Besitz von Finanzinvestoren befindet, wieder in den genossenschaftlichen Sektor zurückkehren.

Entschädigungsforderungen befürchtet

Auch die Aufsicht setzt die Institute unter Druck. Die Finanzaufsicht FCA (Financial Conduct Authority), die seit Ende Juli auch dafür zuständig ist, dass Firmen ihren Pflichten gegenüber den Verbrauchern („Consumer Duty“) nachkommen, hat sich das Thema Autofinanzierungen vorgenommen. Es geht um Kommissionsvereinbarungen zwischen Händlern, Brokern und Autofinanzierern. Auf Sammelklagen spezialisierte Kanzleien laufen sich bereits warm. In der Londoner City fürchtet man erhebliche Entschädigungsforderungen.

Lloyds hat eigenen Autofinanzierer

Von einer möglichen Neuauflage des Skandals um den Verkauf von nutzlosen Restschuldversicherungen (Payment Protection Insurance, PPI) ist die Rede. Er kostete die Branche 38 Mrd. Pfund. Die Lloyds Banking Group steuerte mit 22 Mrd. Pfund den größten Teil dazu bei. Der schottischen Großbank gehört Black Horse, der größte unabhängige Autofinanzierer des Landes. Close Brothers Group kündigte vergangene Woche an, eine Dividende für das Geschäftsjahr 2025 erst dann in Erwägung zu ziehen, wenn Klarheit über das Thema Autofinanzierungen herrsche.

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