Hauck Aufhäuser Lampe legt an Masse zu
Von Bernd Neubacher, Frankfurt
Hauck Aufhäuser Lampe setzt die Ausweitung des administrierten Volumens an Investmentprodukten fort und forciert zugleich ihr Kryptogeschäft. Ende Februar hat das administrierte Volumen die Marke von 200 Mrd. Euro erreicht, wie das für Asset Servicing zuständige Vorstandsmitglied Holger Sepp der Börsen-Zeitung erklärt. Im vergangenen Jahr zog es demnach um 24% auf 196 Mrd. Euro an. Damit ist dem Haus ein rasches Wachstum geglückt – im Jahr 2013 hatte das Volumen bei knapp einem Zehntel davon gelegen (siehe Grafik).
In der Verwahrstellenstatistik des Fondsverbands BVI ist die unter dem Dach des chinesischen Mischkonzerns Fosun operierende Bank 2021 zugleich erstmals unter die Top Ten vorgerückt, wie Sepp berichtet. Der BVI weist für die Bank dabei nur gut 70 Mrd. Euro an verwahrtem Fondsvermögen aus – die Differenz entfällt vor allem auf Sachwerte sowie in Luxemburg administrierte Vermögen. Hinter dem Zuwachs im vergangenen Jahr steht Sepp zufolge eine Mischung aus steigenden Marktbewertungen sowie Neugeschäft von Bestands- und Neukunden: „Akquisitorisch waren wir sehr gut unterwegs und haben große Kunden gewonnen.“ Die Gesamtzahl der Mandate und der Kunden im Bereich Asset Servicing beziffert das Institut nicht.
Dass die Pandemie sowie das Zinstief dem Aufkommen an administrierten Sachwerten kräftig Rückenwind gegeben haben, liegt gleichwohl auf der Hand. Der Überfall Russlands auf die Ukraine hat nun auch in diesem Kapitalmarktsegment für neue Verhältnisse gesorgt. „Es gibt nun zwei Trends“, berichtet Sepp: „Während die Bewertungen der administrierten Wertpapier-Assets sinken, bleibt das Volumen der Sachwerte konstant. Die Sachwerte sind diesbezüglich sehr krisenresistent und stabil.“ So seien auch während der Pandemie einzelne Portfolien nur sehr selektiv unter Druck geraten, etwa im Hotel- und Gewerbesektor. Man hoffe auf ein rasches Ende des Krieges.
Die Institutionellen kommen
Sachwerte machen bei Hauck Aufhäuser Lampe etwa drei Viertel des administrierten Vermögens aus. Im laufenden Jahr rechnet der Manager auch deshalb mit weiterem Wachstum und peilt für 2024 bereits die Marke von 300 Mrd. Euro an.
Die Kunden honorierten, dass sich die Bank im Finanz-Asset-Sektor auf die Nische für kleinere und mittlere Vermögensmanager spezialisiert habe, sagt Sepp: „Die Global Custodians sind viel größer als wir, insbesondere was ihre Financial Assets angeht. Unsere DNA ist mittelständisch geprägt. Deshalb fühlen sich auch mittelständisch geprägte Kunden bei uns sehr wohl.“
Im Zuge des strammen, im Übrigen rein organischen Wachstums finden sich seit einiger Zeit zugleich vermehrt Institutionelle unter die Kunden. „Versicherer, Pensionskassen und Versorgungswerke haben für ihre Sachwerte vermehrt eigene Administrationsplattformen aufgebaut“, sagt Sepp. „Da können wir aus Luxemburg gute Lösungen anbieten und die komplette Administration übernehmen.“ Im Falle von Finanz-Assets hätten Institutionelle schon vor Jahren entscheiden, auf wen sie als Service-Provider setzten: „In den letzten 12 bis 24 Monaten involvieren sich die institutionellen Sachwerte-Investoren und wollen sich vermehrt ihre Anbieter, den Assetmanager, die Kapitalverwaltungsgesellschaft und die Verwahrstelle selbst aussuchen.“
Kein Geheimnis ist, dass größere Adressen, die Masse mitbringen, in der Regel kleinere Provisionssätze gewohnt sind. „Klar nimmt der Preisdruck zu, je größer ein Anbieter wird“, räumt der Manager ein. Hauck Aufhäuser Lampe sehe sich aber als Qualitäts- und nicht als Preisführer. Zudem sei der Druck im Falle von Finanzassets größer als bei Sachwerten, die vermehrt manuell administriert würden. Zum Ertrag, zum Ergebnis sowie zur Marge der Sparte äußert sich Sepp nicht. Im vorvergangenen Jahr hatte das Ergebnis vor Steuern im Asset Servicing „deutlich über den Erwartungen“ gelegen, ist dem im vergangenen Juli publizierten Geschäftsbericht ohne konkretere Angaben zu entnehmen.
Als Wermutstropfen macht das Hauck-Vorstandsmitglied die Talentakquise aus. „Es wird immer schwieriger, die richtigen Leute zu identifizieren und für uns zu gewinnen“, stellt Sepp fest, dessen Bereich allein im vergangenen Jahr rund 60 Leute eingestellt hat – insgesamt sind im Asset Servicing der Bank derzeit 460 Leute vor allem in Luxemburg, Deutschland und Irland tätig. An dieser Lage habe die Pandemie einen Anteil, sagt er. Er erklärt aber auch: „Luxemburg ist nicht London oder Paris – nicht viele ziehen bewusst in diese Region. Wir werden weiter einstellen, um dem Wachstum gerecht zu werden“, kündigt er an. So soll allein das Digital-Asset-Team von derzeit knapp zehn Leuten bis Jahresende auf 20 anwachsen.
Die Bank forciert seit längerem ihr Kryptogeschäft: „Wir haben anderthalb Jahre super intensiv daran gearbeitet, ein komplettes Assetmanagement- und Asset-Servicing-Setup für Kryptowerte aufzubauen, vom Portfoliomanagement über die Kapitalverwaltungsgesellschaft und die Buchhaltung bis hin zu Risikomanagement und Verwahrung sowie Verwahrstelle“, sagt Sepp. Im Zuge dieser Anstrengungen hat die Bank nach einer Lizenz als Verwahrer von Kryptowerten laut Sepp die bundesweit erste BaFin-Lizenz als Kapitalverwaltungsgesellschaft für Kryptoassets erhalten: „Damit können wir jeden Fonds auflegen und selber administrieren. Und wir sind auch in der Lage, anderen Assetmanagern die komplette Dienstleistung als Master-KVG anzubieten und ihnen die Administration abzunehmen.“
Nachdem die Bank laut Angaben vom gestrigen Dienstag die Übernahme des Custody-Dienstleisters Kapilendo abgeschlossen hat, verfügt sie auch über einen eigenen Kryptocustodian. In der Tasche hat das Institut seit Neuestem zudem eine Registerführung-Lizenz für elektronische Wertpapiere. Für Montag kommender Woche ist eine Pilot-Transaktion geplant, „gemeinsam mit einem namhaften Bankenpartner“, wie die Bank mitteilt.