Vor Übernahme durch ABN Amro

Hauck Aufhäuser Lampe nimmt Synergien vorweg

Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank verabschiedet sich mit einem Gewinnsprung aus der Unabhängigkeit. CEO Michael Bentlage will auch nach der Übernahme durch ABN Amro an Bord bleiben.

Hauck Aufhäuser Lampe nimmt Synergien vorweg

Hauck Aufhäuser Lampe nimmt Synergien vorweg

Rekordgewinn vor Übernahme durch ABN Amro –Viele freiwerdende Stellen nicht neu besetzt – CEO Bentlage will an Bord bleiben

Der angekündigte Verkauf an ABN Amro hat der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe nicht geschadet. In dem voraussichtlich letzten vollständigen Jahr in Unabhängigkeit verdiente das Institut mehr denn je. Das lag laut CEO Michael Bentlage auch daran, dass sich die Organisation bereits auf die neue Situation einstellt.

Von Anna Sleegers, Frankfurt

Die Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank (HAL) verabschiedet sich mit starken Zahlen aus der Unabhängigkeit. Das vor der Übernahme durch ABN Amro stehende Institut verbuchte nach eigenen Angaben im abgelaufenen Jahr einen Anstieg der Erträge um 4,9% auf rund 460 Mill. Euro. Das Zinsergebnis stieg um 6,2% auf knapp 152 Mill. Euro, das Provisionsergebnis um 4,2% auf 269 Mill. Euro.

Rückläufige Risikovorsorge

Wie das Institut mitteilte, stieg der Return on Equity (ROE) von 13,3% im Vorjahr auf satte 16,8%. Die Risikovorsorge, die sich 2023 noch auf 5,9 Mill. Euro belaufen hatte, fuhr HAL laut Geschäftsbericht fast auf Null herunter. Die Kennzahl bildet den Saldo aus Abschreibungen und Wertberichtigungen auf Forderungen und bestimmte Wertpapiere sowie Zuführungen zu Rückstellungen im Kreditgeschäft. Das trug zu einem Gewinnsprung von 15,9% auf 131,4 Mill. Euro vor Steuern bei. Auch nach Steuern schrammte der Gewinn dank eines Anstiegs um 19% mit 98,7 Mill. Euro nur knapp an der Dreistelligkeit vorbei.

Weniger eingestellt

Auch wenn die Cost-Income-Ratio mit 72,2% sich im Vergleich zum Vorjahreswert von 71,6% verschlechterte, führt CEO Michael Bentlage Im Gespräch mit der Börsen-Zeitung die erhöhte Kostendisziplin als Grund für den Gewinnsprung an. Angesichts des geplanten Zusammenschlusses mit dem Geschäft der Bethmann Bank unter dem Dach von ABN Amro sei auf vielen Positionen eine Doppelbesetzung absehbar. Viele der freiwerdenden Stellen seien daher nicht wiederbesetzt worden. Nochmals um 15% ausgebaut hat HAL allerdings die bundesweiten Kapazitäten im Private & Corporate Banking. Unter dem Strich blieb die Mitarbeiterzahl mit rund 1.550 nahezu konstant.

Eigene M&A-Erfahrungen

„Schließlich haben wir selbst einige Erfahrung mit M&A-Prozessen, und diese möchten wir gerne einbringen", begründet Bentlage die im Vergleich zu den Vorjahren zurückhaltende Personalpolitik. Unter seiner Führung hatte das Institut in den vergangenen Jahren selbst aktiv an der Konsolidierung des deutschen Marktes teilgenommen und 2020 das damals noch zur Oetker-Gruppe zählende Bankhaus Lampe gekauft.

Logische Fortsetzung

Bentlage versucht nicht, den Stolz über das Wachstum der vergangenen Jahre zu verhehlen. „Vor zehn Jahren waren wir eine der kleinsten Adressen in unserem Segment“, sagt er. Dank der erfolgreichen Integration des Düsseldorfer Wettbewerbers seien die Erträge seit 2020 im Jahresdurchschnitt um 19% und das Vorsteuerergebnis sogar um 24% gewachsen. Der bevorstehende Zusammenschluss, aus dem nach Deutscher Bank und Commerzbank die neue Nummer 3 im Private Banking hervorgehen soll, sei die logische Fortsetzung dieser Entwicklung – auch wenn HAL diesmal nicht in der Rolle des Käufers sei.

Keine Kündigungswelle

Die Kunden haben die Nachricht von der bevorstehenden Übernahme Bentlage zufolge gelassen zur Kenntnis genommen. Die institutionellen Investoren legten vor allem Wert auf einen finanzstarken und stabilen Eigentümer, sagt Bentlage. Aus Sicht der privaten Kunden sei die Herkunft des Käufers sogar ein klarer Vorteil. Und auch in der Belegschaft komme die Aussicht gut an, künftig bei einem der Marktführer zu arbeiten. „Eine Kündigungswelle haben wir daher nicht gesehen“, sagt Bentlage.

Chemie stimmt

Auch Bentlage selbst denkt nicht an Rückzug: „Ich bin bereit, meinen Vertrag auch unter den neuen Eigentümern zu erfüllen.“ Die Laufzeit endet 2028. Er lässt durchblicken, dass er sich die Zusammenarbeit mit ABN-Amro-Chef Hans Hanegraaf gut vorstellen kann. Die beiden sprechen bereits regelmäßig miteinander.

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