Hawk AI baut Präsenz in Europa und den USA aus
– Das auf die Bekämpfung von Finanzkriminalität fokussierte Fintech Hawk AI peilt nach der erneuten Finanzierungsrunde über 17 Mill. Dollar (vgl. BZ vom 26. Januar) weiteres Wachstum in Europa, Asien und den USA an. Das ursprünglich für Finanzinstitute und Zahlungsdienstleister im Transaktionsmonitoring unter Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) angetretene Fintech hat sein Tätigkeitsgebiet von Geldwäsche- auch auf Betrugsprävention erweitert und werde für Letzteres einen größeren Investmentblock reservieren, berichtet Vorstandschef Tobias Schweiger.
„Wir expandieren stark im Bereich Betrugsbekämpfung. Das ist ein Thema, das am Markt stark nachgefragt wird“, sagt Schweiger, der Hawk AI im Jahr 2018 gemeinsam mit Wolfgang Berner in München gegründet hatte. Aktiv ist Hawk AI auch im sogenannten Gegenpartei-Screening, also der Prüfung, mit wem es ein Unternehmen bei Transaktionen zu tun hat. Zum Angebot gehört ebenso die Einstufung des Kundenrisikos, d.h. die Prüfung von Neu- und Bestandskunden. Sanktions-Screening habe wegen des Überfalls auf die Ukraine und der gegen Russland erhobenen Sanktionen besondere Aktivität entfaltet, vor allem, da angesichts ständiger Aktualisierungen der Sanktionslisten mehr nachgesteuert werden müsse, sagt Schweiger.
Bereits 2021 hatte sich das Unternehmen in einer ersten Finanzierungsrunde 10 Mill. Dollar beschafft und damit unter anderem den Sprung über den Atlantik gewagt. „Wir bauen weiterhin in Europa und zunehmend aber auch in den USA und Asien Personal auf“, so Schweiger. In den vergangenen zwölf Monaten habe sich die Zahl der weltweiten Mitarbeiter auf 80 gut und gerne verdoppelt. Die meisten sind ihm zufolge in München aktiv. Neben den Vertriebs- und Marketing-Mitarbeitern in New York und San Francisco, ist das Unternehmen zudem auch mit Entwicklern in Polen, Vertriebsleuten in London sowie mit Beschäftigten in Paris und seit Neuestem in Singapur präsent. Von dort werde auch Kundschaft in Vietnam betreut.
Auf kurze Sicht konzentriere sich die Gesellschaft darauf, das Geschäft in diesen Regionen und mit Schwergewichten im Banking anzukurbeln. „Zu unseren ersten Kunden zählten insbesondere große Zahlungsdienstleister, mittlerweile hat sich unser Fokus aber stark in Richtung großer Banken bewegt“, sagt Schweiger.
Das Unternehmen ist nach eigenen Aussagen für Kunden in mehr als 60 Ländern in Europa, Nordamerika, Asien und Lateinamerika tätig. Zu den insgesamt rund 50 Klienten – dem CEO zufolge allesamt regulierte Institute – zählen unter anderem North American Bancard, Moss, Banco do Brasil Americas, Mambu, Visa und Lexis Nexis. Dass China zumindest aktuell nicht zu den angedachten Zielmärkten gehört, erklärt Schweiger vor allem mit den dort vorherrschenden regulatorischen Bedingungen. „Wir gehen dorthin, wo wir Akzeptanz für technologiegetriebene Geldwäscheprävention vorfinden. Die Frage ist immer, wie bereit ein Land für den Einsatz von KI und Cloud-Technologie ist.“ Nach einem laut Mitteilung aus dem Januar nicht weiter spezifizierten Umsatzwachstum von 298% im vergangenen Jahr geht Schweiger von einer Fortsetzung des Trends aus. Seine Ambitionen beschreibt er so: „Wir sehen großes Potenzial, ein internationaler Platzhirsch im Markt für Geldwäsche- und Betrugsprävention zu sein.“ Als probates Mittel, das zu erreichen, erachtet der Vorstandschef auch weitere Partnerschaften, so wie HawkAI sie bereits beispielsweise mit Diebold Nixdorf und PwC eingegangen ist.
Das Fintech hatte erstmals 2021 eine Finanzierungsrunde absolviert, in der es sich 10 Mill. Dollar beschaffte, unter anderem von Blackfin Capital und Picus Capital. Diese waren auch im laufenden Jahr wieder dabei und brachten HawkAI zusammen mit dem führenden Investor Sands Capital und anderen Kapitalgebern 17 Mill. Dollar ein. Hawk AI hat zweimal den Fintech Germany Award gewonnen, der von Frankfurt Main Finance, Techfluence UK sowie der WM Gruppe, die auch die Börsen-Zeitung herausgibt, verliehen wird. Im vergangenen Jahr erhielt ihn das Unternehmen in der Kategorie „Early Stage“ und 2020 in der Sonderpreiskategorie „Künstliche Intelligenz“.