Hauptversammlung

Hoops wirbt um Aktionärsvertrauen

Kritische Nachfragen und ein deutlicher Dämpfer bei der Abstimmung über die Entlastung: Die Greenwashing-Vorwürfe bestimmen die diesjährige Hauptversammlung der DWS.

Hoops wirbt um Aktionärsvertrauen

sto Frankfurt

Der am heutigen Freitag antretende neue Chef der im Greenwashing-Skandal durchgeschüttelten Fondsgesellschaft DWS, Stefan Hoops, hat gestern bei der Hauptversammlung um das Vertrauen der Aktionäre geworben. „Es ist für mich von höchster Priorität, das Vertrauen in die Plattform und die Institution wiederherzustellen“, sagte er gestern in einer kurzen Videobotschaft während der virtuell stattfindenden Veranstaltung. Von den Kleinaktionären hagelte es kritische Nachfragen und eine geringe Zustimmung für die Entlastung der Ge­schäftsführung und des Aufsichtsrats. Die Ja-Quote der abgegebenen Stimmen erreichte für das Management 82,38 % und für den Aufsichtsrat sogar nur 81,82 %.

Der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre hatte Gegenanträge zur Entlastung der Gremien gestellt. Union Investment mit einem Anteil von 1,16 % hatte angekündigt, die Entlastung zu verweigern. Wegen der besonderen Kon­struktion der Kommanditgesellschaft auf Aktien durfte sich die Deutsche Bank als Mutter (79,49 %) bei den Entlastungsabstimmungen nicht beteiligen, so dass nur rund 10 % des Grundkapitals hierüber entschieden. Am Bildschirm oder per Briefwahl waren insgesamt 90,45 % des Grundkapitals vertreten. Bei Entlastungsabstimmungen der Gremien gelten Werte von 97 bis 99 % als normal, darunter sieht man schon genauer hin. Die früheren Deutsche-Bank-Chefs Jürgen Fitschen und Anshu Jain waren 2015 kurz vor ihrem Ende mit Werten von rund 60 % abgestraft worden.

Der infolge der Razzia der Staatsanwaltschaft wegen des Vorwurfs des Kapitalanlagebetrugs scheidende DWS-Chef Asoka Wöhrmann hielt am Donnerstag seine Abschiedsrede, die schon zuvor veröffentlicht worden war (vgl. BZ vom 8. Juni). Die Rede war nicht frei von Emotionen, als er sich mit brechender Stimme von „seiner“ DWS und den Mitarbeitern verabschiedete oder mit kaum verborgener Wut auf die von der geschassten Nachhaltigkeitsbeauftragten Desiree Fixler aufgeworfenen Greenwashing-Vorwürfe einging. „Die DWS war mir mehr als berufliche Heimat, sie war ein Teil meiner Familie“, so Wöhrmann, der seit 2018 die Führung der DWS vom unglücklich agierenden Nicolas Moreau übernommen hatte und seitdem beachtliche geschäftliche Erfolge der Gesellschaft vorweisen kann. Doch die Vorwürfe, die DWS-Fonds würden nach außen hin grüner dargestellt, als sie sind, vermochte er nicht aus der Welt zu schaffen.

Auflösungsvertrag in Arbeit

Viele der eingereichten rund 50 Fragen – zumeist von den Aktionärsvertretungen Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger, Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz oder des Dachverbands der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre drehten sich um die Greenwashing-Vorwürfe. Wann mit einem Ende zu rechnen sei, wie groß der mögliche Schaden sei, ob es eine Risikovorsorge gebe, welche Kosten bislang entstanden seien – zu diesen und ähnlichen Fragen war nichts Erhellendes zu erfahren. Immerhin erfuhren die Aktionäre allerdings, dass der Auflösungsvertrag mit Wöhrmann noch ausgearbeitet wird und die Abfindung auch aufschiebbare Komponenten mit Rückforderungsmöglichkeiten enthalten soll.

Wertberichtigt Seite 8

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