Im Kreditgeschäft gibt es jede Menge Anwendungsmöglichkeiten für KI
Jede Menge Anwendungsoptionen für KI
Von der Individualisierung der Kundenansprache bis zum Monitoring von Portfolien
fed Frankfurt
Technologie-Experten aus Banken und Beratungsgesellschaften rechnen damit, dass Künstliche Intelligenz (KI) im Kreditgeschäft in sehr vielen und sehr unterschiedlichen Fällen zur Anwendung kommen wird. „Wir sind noch ganz am Anfang“, betonte Stephan Paxmann, Leiter des strategischen Entwicklungsbereichs Digitalisierung und Innovation bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), anlässlich des Symposiums „Kreditgeschäft der Zukunft“ von Börsen-Zeitung und PwC. Paxmann erinnerte daran, dass es gerade einmal zwei Jahre her sei, dass die breite Öffentlichkeit erstmals Kenntnis von generativer KI genommen habe.
Individualisierung der Kundenansprache
In der LBBW haben die Mitarbeiter nach Angaben von Paxmann mittlerweile 180 potenzielle Anwendungsmöglichkeiten vorgeschlagen. Die Palette reiche von Use Cases bei der Individualisierung der Kundenansprache über die Beschleunigung der Kreditbearbeitung (reduce time to yes) und Abgleiche mit regulatorischen Vorgaben und Berichtspflichten bis hin zum Monitoring von Portfolien. Aus diesen Vorschlägen habe die Bank zunächst einmal jene ausgewählt, bei denen bislang ein besonders hoher manueller Aufwand bestehe.
Andre Hettermann, Director bei PwC, präsentierte beim Kredit-Symposium einige ganz konkrete Anwendungsfälle – etwa die automatisierte Kontrolle von Grundbucheinträgen als Teil des Sachbearbeitungsprozesses in der Wohnimmobilien-Finanzierung. Detaillierte Suche, strukturelle Zusammenfassungen, automatisierte Abgleiche – das seien typische Einsatzfelder. Sein Credo: Angesichts vieler Hindernisse, die eine Bank bei der Einführung von KI überwinden müsse, sei es zielführend, mit kleinen Anwendungen anzufangen.
Manuelle Nacharbeit nötig – zumindest bisher
Ein Prinzip, dass die LBBW durchaus beherzigt. Sie führe KI-gestützte Anwendungen in vielen kleinen Schritten ein und überprüfe die Qualität der dadurch erzielten Ergebnisse durch A/B-Vergleichstests mit dem gleichen Arbeitsvorgang, wenn er manuell vorgenommen werde, erläuterte Paxmann. Dabei zeige sich bislang, dass es bei fast allen Einsätzen von Künstlicher Intelligenz letztlich noch der manuellen Nacharbeit bedürfe. Die Entscheidungen treffe ohnehin am Ende ein Mensch, sagte Paxmann – und fügte an: „zumindest bisher“.
Die finale Entscheidung bleibe auch in seinem Haus beim Menschen, bestätigte Carsten Schrader, Chief Information and Technology Officer der Hamburg Commercial Bank. Für den Spezialfinanzierer liege der entscheidende Grund, KI einzusetzen, in der Steigerung der Prozesseffizienz. So ermögliche die Anwendung von KI in der Dokumentenverarbeitung, dass sich „die Mitarbeiter aufs Wesentliche konzentrieren können“.
Unterschiede in puncto Plattform
Deutlich wurde in der Debatte aber auch, dass es wesentliche Unterschiede zwischen der Nutzung von KI gibt. So verzichtet die HCOB darauf, sich eine eigene KI-Plattform zu bauen und bedient sich vielmehr bei externen Anbietern. Die LBBW hingegen hat eigene Infrastrukturen gebaut, um zum einen öffentliche Daten zu sammeln und zu bearbeiten und andererseits hausinterne Daten.
Paxmann zeigte auf, dass sich Sorgen, die Einführung neuer Technologien werde zu mehr Arbeitslosigkeit führen, in der Vergangenheit nicht bewahrheitet haben. Die Statistik zeige, dass nach den Siegeszügen der Personal-Computer, des Internets und des iPhones jeweils die Arbeitslosigkeit gesunken sei, nicht gestiegen.