Ausblick auf das Retailgeschäft

Im Privatkundengeschäft winken weiter hohe Erträge

Nach dem starken Schub durch die Zinsanstiege pendeln sich die Erträge europäischer Banken auf hohem Niveau ein, befindet eine ZEB-Analyse. An das Rekordjahr 2023 reichen sie demnach aber nicht heran.

Im Privatkundengeschäft winken weiter hohe Erträge

Satte Erträge im Privatkundengeschäft

Einnahmen der europäischen Banken werden sich auf höherem Niveau als vor 2023 einpendeln, erwartet ZEB

fir Frankfurt

Nach dem Schub durch die Zinsanstiege pendeln sich die Erträge europäischer Banken auf hohem Niveau ein, so eine ZEB-Analyse. Weil die positiven Effekte der Zinswende, die negativen vorerst noch übersteigen würden, rechnet ZEB mit durchschnittlichen Gesamterträgen im Privatkundengeschäft 257 Mrd. Euro pro Jahr.

Die Mitte 2022 von der EZB eingeleitete Zinswende hat Banken und Sparkassen satte Zuwächse bei Zinserträgen beschert. Viele Institute verzeichneten im vergangenen Jahr zinsbasierte Rekordgewinne.

Gar so hoch dürften die Erträge zwar künftig schon allein wegen der zu erwartenden Zinssenkungen der EZB nicht mehr ausfallen, doch zeigt sich die Beratungsgesellschaft ZEB für das Privatkundengeschäft von Europas Banken optimistisch, gerade wenn es um den Vergleich mit den Jahren vor 2023 geht. „In den kommenden Jahren werden sich die Erträge im europäischen Privatkundengeschäft voraussichtlich auf einem neuen und höheren Niveau einpendeln“, befinden die Autoren der ZEB-Focus-Analyse „Europäisches Privatkundengeschäft 2024–2026“, Marc Buermeyer, Ulrich Hoyer und Darius Backhaus.

Weil die positiven Effekte der Zinswende die negativen vorerst noch übersteigen würden, rechnet die Münsteraner Gesellschaft mit durchschnittlichen Gesamterträgen im Privatkundengeschäft der Banken in elf europäischen Staaten von jeweils 257 Mrd. Euro in diesem Jahr sowie für 2025 und für 2026. Betrachtet wurden die Märkte Deutschland, Österreich, Schweiz, Frankreich, Italien, Spanien, Niederlande, Luxemburg, Polen, Schweden und Rumänien.

2023 ein „Ausreißerjahr“

Im vergangenen Jahr, das ZEB als „Ausreißerjahr“ bezeichnet, beliefen sie sich auf 275 Mrd. Euro – ein Sprung von einem Drittel im Vergleich mit den 205 Mrd. Euro im Jahr 2022, das der höheren Zinsen wegen bereits von einem Ertragsanstieg von 15% gegenüber dem Vorjahr geprägt war. Das Ertragspotenzial für den Zeitraum 2024 bis 2026 liege um knapp zwei Fünftel über jenem der Jahre 2015 bis 2021, heißt es.

„Ausflug ins Paradies“ vorbei

„Nach einem Ausflug ins Paradies 2023 heißt es für die kommenden Jahre ,Back to work' für europäische Banken, die im Privatkundengeschäft erfolgreich sein wollen“, sagt ZEB-Expert-Partner Marc Buermeyer. Doch werde auch in Zukunft weiterhin eine hohe Rentabilität erreichbar sein. Die Retailsparten in Europa dürften laut Analyse im Schnitt eine Eigenkapitalrendite von 14% abwerfen, wohingegen sich die durchschnittlichen Eigenkapitalkosten für das Privatkundengeschäft demnach zwischen 10 und 11% bewegen dürften.

Im Wesentlichen sei der Ertragsanstieg der vergangenen Jahre auf Spar- und Anlagegeschäft sowie Provisionseinnahmen wie Karten- und Kontogebühren zurückzuführen. Es seien Verschiebungen im Ertragsmix zu beobachten. Hätten vor der Zinswende Konsumenten- und Hypothekenkredite das Privatkundengeschäft in Europa angeschoben, so habe der Zinsanstieg die Margen im Einlagengeschäft ausgeweitet und „aus einem Kostenfaktor einen Ertragsmotor“ gemacht.

„Bis 2022 war primär das Kreditgeschäft der Schlüssel zum Erfolg“, sagt ZEB-Manager Darius Backhaus. „Mit der Rückkehr des Zinses sind Daily Banking und das Einlagengeschäft als essenzielle Erfolgsfaktoren für das Geschäft mit europäischen Privatkunden zurückgekehrt.“

Kredite tragen weniger bei

Machten in den Jahren 2020 bis 2022 Konsumenten- und Hypothekenkredite nahezu 70% des Ertragspools aus, so zeigte sich im vergangenen Jahr ein anderes Bild. Nun waren es nur noch rund 42%: Konsumentenkredite steuerten demnach insgesamt 14% der Erträge bei und Hypothekenkredite 28%. Fast ebenso viel, nämlich etwa 41% der Einnahmen, gingen auf das zurück, was ZEB als Daily Banking bezeichnet: Tagesgeldeinlagen, Karten-, Konto- und Interchange-Gebühren sowie Kreditkarten- und Überziehungskredite. Die restlichen gut 17% der Erträge entstammten Spar- und Anlageprodukten.

Die Autoren gehen davon aus, dass sich der Anteil der Spar- und Anlageprodukte 2024 und den folgenden Jahren auf 13% verringert und der Anteil der Hypothekenkredite am Ertragsmix leicht auf 30% wächst, wohingegen die Konsumentenkredite weiter 14% beisteuern. Die anderen Einnahmen werden der Prognose zufolge leicht auf 43% steigen.

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