CORONA-KRISE SETZT DEM FINANZSEKTOR ZU

Immobilienbranche hofft auf geringe Auswirkungen durch Covid-19

Banken halten engen Kontakt zu Kunden - Handlungsfähigkeit der Akteure eingeschränkt - Transaktionen dauern länger - Einzelhandel und Hotels gefährdet

Immobilienbranche hofft auf geringe Auswirkungen durch Covid-19

tl Frankfurt – Banken hoffen auf geringe Auswirkungen des Coronavirus auf die Immobilienwirtschaft. Bei konkreten Aussagen sind sie aber sehr zurückhaltend, wie eine Umfrage der Börsen-Zeitung zeigt. “Wir können aktuell noch keine seriöse Einschätzung abgeben, da die Auswirkungen des Coronavirus noch nicht absehbar sind”, sagt Helaba-Vorstand Christian Schmid. “Klar ist, dass wir in dieser Situation im engen Austausch mit unseren Kunden sind und ihnen weiterhin zur Verfügung stehen werden.”Für die Aareal Bank zeichnet sich immer klarer ab, dass die Corona-Pandemie gravierende wirtschaftliche Folgen haben wird. Wie stark diese Auswirkungen sein werden, und welchen Einfluss sie auf die Geschäftsentwicklung der Wiesbadener Bank in der näheren Zukunft haben könnten, lasse sich aktuell nicht seriös abschätzen, heißt es in einer Stellungnahme.Der Chef der Berlin Hyp, Sascha Klaus, sieht sein eigenes Unternehmen gut gerüstet für die Corona-Pandemie. Größere Sorgen macht er sich aber über mögliche makroökonomische Folgen: “Bei einer länger anhaltenden Krise wird sich der Konsum verringern mit unter anderem entsprechenden Folgen bei den Erträgen von Retailern und Einkaufszentren. Das könnte Druck auf die Mieten erzeugen und wiederum zu einer Neubewertung der Immobilien führen.” Bei einer kurzen Krise, bei der das Vertrauen schnell wiederkommt und die Unsicherheit weicht, ist Klaus in Bezug auf die Entwicklung am Immobilienmarkt aber eher positiv gestimmt. Der Chef des Berliner Immobilienfinanzierers sieht eine bevorstehende Verlangsamung des Transaktionsvolumens.Der Makler Savills beobachtet bereits Verschiebungen von Transaktionen, und Collier-Deutschland-Kapitalmarkt-Chef Christian Kadel hält viele Marktakteure für handlungsunfähig – Verhandlungen und Besichtigungen würden teilweise virtuell durchgeführt, Protokollierungen verschoben. “Viele könnten jetzt abwarten und überlegen, ob sie Risiken und Finanzierungen eingehen sollen”, sagt Berlin Hyp-Chef Klaus. Bei neuen Projekten könnte überlegt werden, ob der richtige Zeitpunkt nicht vielleicht doch in ein paar Wochen sei, wenn mehr Klarheit herrsche. Klaus betont, dass bisher jedoch noch kein Kunde aufgrund von Corona von einer Finanzierungsanfrage zurückgetreten sei. Der Immobiliendienstleister JLL verweist darauf, dass Dauer und Ausmaß der Erkrankung unbekannt seien. Deshalb seien Vorhersagen zu Länge und Ausmaß der möglichen Auswirkungen schwierig. “In Zeiten der Ungewissheit sehen wir oftmals Verzögerungen bei der Entscheidungsfindung auf den Vermietungs- und Investmentmärkten sowie eine Abschwächung der Nachfrage, da kurzfristige Kostensenkungsziele an die Stelle langfristiger Planungen treten können.” Es zieht sich länger hinAuch Deka Immobilien geht davon aus, dass sich möglicherweise Transaktionen etwas länger hinziehen werden als zunächst geplant. Ansonsten gelte, dass breit diversifizierte Immobilienfonds für temporäre Krisen in der Regel gut aufgestellt seien. “Generell fragen Privatanleger unsere offenen Immobilienfonds weiterhin stark nach”, heißt es bei Deka Immobilien. Michael Heming, Präsident der deutschen Sektion des International Real Estate Federation (FIABCI), des globalen Dachverbands immobilienwirtschaftlicher Berufe, erwartet eine konjunkturelle Delle. “Dennoch schauen wir – gerade in der Assetklassen Wohnen – positiv nach vorne. Hier wird sich die Nachfrage – anders als es im Bereich Büro sein könnte – nicht verändern. Gewohnt wird immer.”Die größten kurzfristigen Auswirkungen dürften sich bei Hotels zeigen. Angesichts der Verbote von Veranstaltungen ab einer bestimmten Teilnehmerzahl erscheint eine baldige Erholung unwahrscheinlich, schreibt Savills. Immerhin könne man nach überstandener Corona-Krise mit einem gewissen Nachholeffekt rechnen. “Trotzdem sind selbst bei ,mildem` Verlauf erhebliche Umsatzeinbußen und ohne staatliche Unterstützung auch Insolvenzen zu erwarten”, so Savills. Ein Hotelinvestor wie die Commerz Real sieht für seine Fonds “dank hoher Pachtdeckungsgrade, auskömmlicher Sicherheiten der Betreibergesellschaften sowie überwiegend auf Fixpacht basierenden und vertraglich gesicherten Erträgen aktuell keine Gefährdung.”