ING Groep büßt fast 30 Prozent Gewinn ein
fir Frankfurt
Die niederländische ING Groep hat im dritten Quartal wegen Sondereffekten und erhöhter Kreditrisikovorsorge mit netto 979 Mill. Euro 28% weniger als im Vorjahr verdient. In Deutschland legte das Ergebnis dank gestiegener Zinseinnahmen und niedrigerer Kosten unter dem Strich um fast ein Viertel auf 226 Mill. Euro zu. Anlässlich der Vorlage der Zahlen zum dritten Quartal kündigte Vorstandschef Steven van Rijswijk am Donnerstag ein Aktienrückkaufprogramm über 1,5 Mrd. Euro an.
Zum einen schrumpften die sonstigen Erträge des Konzerns um zwei Drittel auf 93 Mill. Euro wegen eines einmaligen negativen Effekts bezüglich der Absicherung von Einlagen in Höhe von 288 Mill. Euro. Ein positiver Effekt aus dieser Bilanzierung von Sicherungsgeschäften werde in den nächsten Jahren in gleicher Höhe verbucht, erklärt der Konzern. Zum anderen habe die polnische Politik zu Franken-Krediten den Zinsüberschuss um 343 Mill. Euro geschmälert. Dies entspreche den erwarteten Auswirkungen einer neuen Moratoriumsregelung der polnischen Regierung, die Bankkunden erlaubt, bis zu acht Ratenzahlungen für ihre Hypothekenkredite auszusetzen. Höhere Margen im Passivgeschäft hätten aber dazu beigetragen, die Folgen des Moratoriums auszugleichen, hieß es.
So lag der Zinsüberschuss schließlich mit 3,33 Mrd. Euro um 1,7% niedriger als im Vorjahresquartal. Die Gesamteinnahmen im dritten Quartal in Höhe von 4,41 Mrd. Euro hätten ohne die beiden Sonderfaktoren 5,04 Mrd. Euro betragen, teilte die ING mit. Denn die gestiegenen Zinsen stützten die Erträge im Privat- wie im Unternehmenskundengeschäft.
TLTRO-Änderung trifft hart
Dabei profitierte die ING auch von den umstrittenen gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäften TLTRO III der EZB. Im dritten Quartal kamen ihr dadurch 71 Mill. Euro zugute nach 76 Mill. Euro im zweiten Quartal und 84 Mill. Euro vor einem Jahr. Die EZB will die Programme beschneiden, die in Zeiten des Minuszinses zur Kompensation von Zinsverlusten ausgelegt waren und Banken mit der Zinswende umso sattere Erträge beschert. Angesichts der von der EZB ab 23. November beabsichtigten TLTRO-Änderungen zulasten der Banken gab die ING nun an, die TLTRO-bezogene Derivateposition aufgelöst zu haben. Der Effekt der EZB-Entscheidung auf das ING-Ergebnis ist beträchtlich: Um etwa 315 Mill. Euro werde das den Vorsteuergewinn im vierten Quartal schmälern, kündigte die Großbank am Donnerstag an.
Die Kreditrisikovorsorge verzehnfachte sich angesichts des negativen wirtschaftlichen Ausblicks, der Energiepreisexplosion und generell der hohen Inflation sowie des Zinsanstiegs konzernweit im Jahresvergleich von 39 Mill. auf 403 Mill. Euro (siehe Grafik). Das hindert das Management nicht an einem weiteren Aktienrückkaufprogramm, diesmal über 1,5 Mrd. Euro. Es soll spätestens am 30. Dezember enden. Angesichts guter Qualität des Kreditportfolios, eines diversifizierten Risikoprofils, der Vorsorge und einer starken Kapitalposition könne sich das Institut dies leisten, begründete van Rijswijk den Schritt. Damit werde die harte Kernkapitalquote weiter Richtung Zielwert bis 2025 von rund 12,5% abgesenkt. Ende September betrug sie 14,7% und die regulatorische Anforderung 10,52%. Bereits von Mai bis November hatte ING 380 Mill. Euro an eigenen Aktien erworben und zuvor von Oktober 2021 bis Mai 1,74 Mrd. Euro.
Besser als im Rest der Gruppe lief es für ING in Deutschland, der auch Interhyp und das nach dem Retail-Ausstieg verbliebene Unternehmenskundengeschäft in Österreich angehören. Der Nachsteuergewinn legte im Jahresvergleich um 24% auf 226 Mill. Euro zu, was auf den um ein Zehntel gestiegenen Zinsüberschuss sowie niedrigere regulatorische Kosten und Risikovorsorge zurückzuführen ist. Höhere Margen auf der Passivseite und höhere Zinserträge aus dem Treasury kurbelten den Zinsüberschuss an. Dem wirkten sinkende Kreditmargen teilweise entgegen, hieß es.
ING Deutschland | ||
Kennzahlen nach IFRS | ||
3. Quartal | ||
in Mill. Euro | 2022 | 2021 |
Zinsüberschuss | 549 | 500 |
Provisionsüberschuss | 113 | 123 |
Sonstiges Ergebnis | −18 | 26 |
Gesamterträge | 644 | 618 |
Verwaltungsaufwand | 294 | 313 |
Risikovorsorge | 19 | 31 |
Ergebnis vor Steuern | 330 | 273 |
Ergebnis nach Steuern | 226 | 182 |
Cost-Income-Ratio (%) | 45,7 | 50,7 |
Beschäftigte (Vollzeitäquivalente) | 6278 | 6389 |
Börsen-Zeitung |