Quartalsbilanz

ING stockt die Risikovorsorge auf

Höhere Kosten, mehr Risikovorsorge im Kreditgeschäft und weniger Zinseinnahmen: Die ING Deutschland hat im zweiten Quartal weniger Gewinn erzielt als im Vorjahr. Der Zinsüberschuss sinkt nun schon seit mehreren Quartalen in Folge.

ING stockt die Risikovorsorge auf

ING stockt Risikovorsorge auf

Zinsüberschuss schrumpft in Deutschland im zweiten Quartal weiter und trägt zum Gewinnrückgang bei

fir Frankfurt

ING Deutschland hat im zweiten Quartal einen deutlichen Gewinnrückgang hinnehmen müssen. Vor Steuern verdiente das Institut 489 Mill. Euro und damit 22,5% weniger als im Jahr zuvor, weil der Zinsüberschuss rückläufig war, die Kosten stiegen und die Kreditrisikovorsorge hochgefahren wurde. Das zeigen Daten, die der ING-Mutterkonzern am Donnerstag anlässlich der Vorlage seiner Quartalszahlen ausgewiesen hat. Im Vergleich mit dem ersten Quartal blieb der Gewinn jedoch stabil. Vor Steuern hatte ING hierzulande im Startquartal 495 Mill. Euro verdient.

Höhere Sparzinsen

Die Entwicklung der Zinseinnahmen weist bereits seit dem dritten Quartal 2023 nach unten. Hatte ING Deutschland seinerzeit mit 875 Mill. Euro Zinsüberschuss aufgewartet, so geht es seitdem bergab, wenn auch zuletzt in etwas gedrosseltem Tempo. 834 Mill. Euro waren es Ende des vierten Quartals, 808 Mill. Euro im ersten Quartal dieses Jahres und schließlich 801 Mill. Euro zur Jahresmitte. Im Retailgeschäft seien höhere Sparzinsen für Kunden angefallen, nennt ING als Begründung für die sinkenden Zinseinnahmen. Teilweise hätten dies aber höhere Zinserträge aus dem Treasury sowie Volumenwachstum bei Krediten und Einlagen ausgeglichen, hieß es weiter.

ING Deutschland
Kennzahlen nach IFRS
in Mill. Euro2. Quartal 20242. Quartal 2023
Zinsüberschuss801867
Provisionsüberschuss117103
Sonstiges Ergebnis-3-32
Gesamterträge915937
Gesamtaufwand370328
Risikovorsorge56-23
Ergebnis vor Steuern489631
Ergebnis nach Steuern331431
Cost-Income-Ratio (%)40,435,0
Beschäftigtenzahl6.5576.384

Etwas mehr Baufinanzierungen

Das Wachstum fiel jedoch im Vergleich mit dem Vorquartal alles in allem bescheiden aus. Hatten die Kundeneinlagen der ING Deutschland innerhalb des ersten Quartals noch um annähernd 10 Mrd. auf 154,8 Mrd. Euro zugelegt, so stiegen sie innerhalb des zweiten Quartals nur noch um 900 Mill. auf 155,7 Mrd. Euro. Das Volumen der Baufinanzierungen stagnierte im ersten Quartal nahezu bei gut 90 Mrd. Euro und wuchs im darauffolgenden Quartal minimal auf 90,8 Mrd. Euro. Bei den anderen Ausleihungen, vor allem für Unternehmen, sah es nicht anders aus. Zur Jahresmitte betrugen sie 44,8 Mrd. Euro und damit 400 Mill. Euro mehr als drei Monate zuvor.

Betrachtet man das Vorjahresquartal, sieht es etwas besser aus. Um fast 4 Mrd. Euro nahm das Volumen der Baufinanzierungen zu, um mehr als 2 Mrd. Euro wuchsen die sonstigen Ausleihungen und um 1,3 Mrd. Euro die Kundeneinlagen.

Vorsorge bei Verbraucherkrediten

Die Kreditrisikovorsorge stockte die Deutschlandtochter auf 56 Mill. Euro auf, nachdem ein Jahr zuvor 23 Mill. Euro Vorsorge aufgelöst worden waren. Im ersten Quartal belief sich die Kreditrisikovorsorge mit 27 Mill. Euro auf die Hälfte der zuletzt vorgenommenen Zuführung. Im Privatkundengeschäft beliefen sich die Risikokosten nun auf 26 Mill. Euro, die hauptsächlich im Verbraucherkreditgeschäft anfielen, wie ING berichtete. Höhere Kosten fielen nach Angaben der Bank im Vergleich zum Vorjahr an, weil Gehaltserhöhungen und Investitionen in das Geschäftswachstum zu Buche schlugen.

Den Provisionsüberschuss vermochte ING im Vergleich mit dem Vorjahr auf 117 Mill. Euro zu steigern. Zurückzuführen sei das auf mehr Transaktionen mit Anlageprodukten sowie höhere Gebühren aus der Hypothekenvermittlung und im Tagesgeschäft.

15 Prozent weniger

Im Gesamtkonzern zeigt sich im Jahresvergleich das gleiche Bild wie bei der Deutschlandtochter. Höhere Risikovorsorge und Kosten, schwindender Zinsüberschuss. Die Kreditrisikovorsorge verdreifachte die ING auf 300 Mill. Euro, die Nettozinseinnahmen schrumpften um fast 6%, die Ausgaben nahmen um 8,5% zu. Vor Steuern verdienten die Niederländer mit 2,6 Mrd. Euro 15% weniger als im zweiten Quartal 2023.

Dennoch gab sich CEO Steven van Rijswijk zufrieden: „Im zweiten Quartal 2024 haben wir in unserem gesamten Geschäft gute Ergebnisse erzielt“, wird er in einer Mitteilung zitiert. „Wir haben uns finanziell weiterhin gut entwickelt und unsere Geschäftsdynamik in den ersten sechs Monaten des Jahres beibehalten.“

Zahl der Kunden steigt

Zufrieden zeigte er sich über die Entwicklung der Kundenzahl. Die Zahl der mobilen Hausbankkunden sei um 248.000 auf 13,7 Millionen gestiegen. Das entspreche 88% aller 15,6 Millionen Hausbankkunden. Vor allem in den Niederlanden, in Deutschland und in Spanien sei die Kundenzahl gewachsen, hieß es weiter. Als Hausbankkunden definiert ING solche, die über ein Gehaltskonto und ein weiteres Produkt der Bank verfügen. Im Februar gab ING Deutschland die Zahl ihrer Gesamtkunden mit 9,4 Millionen an, davon knapp 2,7 Millionen Hausbankkunden. Damit sei das Ziel von 10 Millionen Kunden bis 2025 „in Reichweite“, wenn auch „sehr sportlich“, hatte CEO Nick Jue in der Bilanzpressekonferenz gesagt.

ING Groep
Kennzahlen nach IFRS
in Mill. Euro2. Quartal 20242. Quartal 2023
Zinsüberschuss3.8304.061
Provisionsüberschuss999912
Sonstige Erträge871785
Gesamterträge5.7165.759
Aufwand2.8482.626
Kreditrisikovorsorge30098
Ergebnis vor Steuern2.5683.035
Ergebnis nach Steuern1.7802.155
Cost-Income-Ratio (%)49,845,6
Beschäftigtenzahl61.02559.474

Höhere Kosten, mehr Risikovorsorge im Kreditgeschäft und weniger Zinseinnahmen haben den Gewinn der ING Deutschland im zweiten Quartal im Vergleich mit dem Vorjahr schrumpfen lassen. Der Zinsüberschuss sinkt seit mehreren Quartalen in Folge.