Internationale Bankenaufseher schalten in den Krisenmodus

Basel III wird verschoben - EZB fordert Banken zum Verzicht auf Rückkäufe und Dividenden auf

Internationale Bankenaufseher schalten in den Krisenmodus

jsc/lee/tl Frankfurt – In einer konzertierten Aktion haben die internationalen Bankenaufseher den Finanzinstituten mehr Zeit zur Umsetzung neuer Kapitalvorgaben und Berichtspflichten eingeräumt. Wie aus einer Mitteilung des Baseler Ausschusses hervorgeht, sollen Banken und Aufsichtsbehörden sich auf die Bekämpfung der wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise konzentrieren können. Zugleich forderte die Europäische Zentralbank (EZB) die Banken auf, während der Covid-19-Pandemie, mindestens aber bis zum 1. Oktober 2020 keine Aktienrückkäufe zu tätigen oder Dividenden auszuschütten. Dabei bezogen sie sich ausdrücklich auch auf die noch nicht gezahlten Dividenden für 2019.Um Banken und Aufsichtsbehörden mehr Spielraum zur Krisenbekämpfung zu geben, haben sich die im Baseler Ausschuss vertretenen Notenbanken und Aufsichtsbehörden darauf verständigt, die Verschärfung der Kapitalvorschriften um ein Jahr zu verschieben. Sofern die Gesetzgeber dem Vorschlag folgen, wird die von der hiesigen Bankenlobby bekämpfte vollständige Umsetzung der als Basel III bekannten Vorgaben damit erst von Januar 2023 an verpflichtend. Ein Jahr mehr Zeit sollen die Institute auch bekommen, um ihre internen Modelle zur Berechnung der Kapitalunterlegung an die Standardmodelle anzugleichen. Neuer Bilanzstandard bleibtVorläufig nicht durchsetzen konnten sich dagegen die Kritiker des neuen internationalen Bilanzierungsstandards IFRS 9. In einer Stellungnahme verteidigte der internationale Standardsetzer IASB (International Accounting Standards Board) den Einsatz des wegen der möglicherweise prozyklischen Vorgaben bei der Risikovorsorge in der Kritik stehenden Standards in der aktuellen Krise.Das letzte Wort scheint in der Angelegenheit jedoch noch nicht gesprochen zu sein. Der Baseler Ausschuss teilte jedenfalls mit, dass er die Auswirkungen der Pandemie auf Banken und Aufsichtsbehörden weiterhin genau überwachen werde und erforderlichenfalls in Abstimmung mit dem Financial Stability Board und anderen Standardsetzern reagieren werde. “Die heutigen Maßnahmen werden bei Banken und Aufsichtsbehörden operative Kapazitäten freisetzen, um auf die wirtschaftlichen Auswirkungen von Covid-19 zu reagieren”, wird Pablo Hernández de Cos, Chairman des Baseler Ausschusses und Präsident der spanischen Notenbank, zitiert.Die Internationale Vereinigung der Versicherungsaufsichtsbehörden (IAIS) kündigte derweil an, wichtige Projekte zu verschieben. Dabei geht es insbesondere um die Implementierung des ganzheitlichen Rahmenwerks zur Eindämmung von Systemrisiken. Außerdem werden die Einreichungsfristen für die Datenerhebungen zum neuen internationalen Kapitalstandard ICS, der für alle großen, international tätigen Versicherungsgruppen gelten soll, bis zum 31. Oktober 2020 verlängert. Auch die EU-Wertpapierbehörde ESMA stellte Erleichterungen in Aussicht. Die Frist zur Veröffentlichung von Finanzberichten für 2019, die Ende April endet, soll verschoben werden. Dazu will sich die Behörde mit den nationalen Aufsehern abstimmen. – Berichte Seiten 2 und 3 Wertberichtigt Seite 6