Quartalszahlen

Investmentbanking beflügelt Barclays

Die Diversifikation hat sich für Barclays ausgezahlt: Konzernchef Jes Staley glänzt mit starken Zahlen für das dritte Quartal.

Investmentbanking beflügelt Barclays

bet London

Mit Unterstützung aus den USA hat die britische Großbank Barclays die Stärken ihrer Investmentbank voll ausspielen können. Bankchef Jes Staley sprach am Donnerstag gegenüber Analysten von einem großartigen dritten Quartal, hinsichtlich der eingenommenen Honorare im Investmentbanking sogar vom besten Vierteljahr in der Geschichte von Barclays. Staley sieht sich in seiner zweigleisigen Strategie bestätigt: Barclays zähle nun zu den weltweit sechs größten Investmentbanken, so der CEO, und wolle die Position verteidigen.

Der M&A-Boom und Kapitalmarkttransaktionen an der Wall Street erlaubten es Barclays, den Reingewinn deutlich zu steigern. Er kletterte konzernweit im dritten Quartal auf 1,5 Mrd. Pfund (1,8 Mrd. Euro), mehr als doppelt so viel wie von Juli bis September 2020. Auch der Vorsteuergewinn verdoppelte nahezu auf 2 Mrd. Pfund. Das ist besser, als die Mehrheit der Analysten erwartet hatte. Die Erträge wuchsen um 5% auf 5,5 Mrd. Pfund.

Über 40 % der Erträge von Barclays stammen indes aus dem Privat- und Firmenkundengeschäft. Hier ist die Großbank ist zuversichtlich, den schwersten Teil der Corona-Krise hinter sich gelassen haben: Für Kreditausfälle wurden im dritten Quartal nur noch 120 Mill. Pfund zusätzlich zurückgelegt. Im zweiten Quartal hatte das Geldhaus die Vorsorge sogar deutlich abgebaut, weshalb die Rückstellungen im bisherigen Jahresverlauf um 622 Mill. Pfund schrumpften. Der Beitrag des britischen Retailgeschäfts zum Vorsteuergewinn hat sich zuletzt mehr als verdoppelt.

Wachstum erwartet

Barclays zeigt sich mit Blick auf die Konjunkturentwicklung in Großbritannien zuversichtlich. Die Bank rechnet neu für das laufende Jahr mit einer Zunahme des Bruttoinlandprodukts auf der Insel von 7% und betrachtet die steigende Inflation nicht als drängendes Problem, sofern diese von Wirtschaftswachstum begleitet werde. Vielmehr freut sich Staley über die Aussicht auf Leitzinserhöhungen, wie er durchblicken ließ. Die Bank of England machte zuletzt klar, dass sie Zinsschritten nicht mehr so abgeneigt ist wie noch vor einigen Wochen.

Barclays ist die einzige britische Investmentbank, die den amerikanischen Instituten auf deren Heimatboden nennenswerte Konkurrenz macht. Doch die Stärke der Sparte ist nicht in Stein gemeißelt, auch wenn sie von Juli bis September mit einer Eigenkapitalrendite von knapp 17% beeindruckte. Das Handelsgeschäft mit Anleihen und Währungen schrumpfte um 20%, als sich die Volatilität an den Märkten zurückbildete – was von den gestiegenen Mandatserlösen aber mehr als kompensiert wurde. Dennoch manifestierte sich am Donnerstag Skepsis an der Londoner Börse, der Aktienkurs von Barclays-Aktien gab trotz der guten Zahlen leicht nach

Lob von Analysten

Hingegen findet die lange umstrittene Diversifikationsstrategie nun Zuspruch bei den Analysten. Der Broker Hargreaves Lansdown kommentierte, das breite Geschäftsmodell zahle sich weiterhin aus. Die UBS schrieb, sie erwarte in den kommenden Jahren zwar ein langsameres Wachstum der Investmentbank, aber eine solide Kompensation durch das übrige Geschäft. Und wenn die Verlangsamung ausbleibe, sei das umso besser.

Barclays
Konzernzahlen nach IFRS
9 Monate      
in Mill. Pfund20212020
Erträge gesamt16 78016 825
Operative Kosten10 5789 954
Vorsteuerergebnis6 9402 419
Nettoergebnis5 2581 306
Cost-Income-Ratio (%)6460
Kernkapitalquote (%)15,414,6
Leverage Ratio (%)5,15,2
Bilanzsumme (Mrd.)1 4071 422
Börsen-Zeitung