Nachhaltigkeit

Jährlich 1 Bill. Euro zu investieren

Auf 1,1 Bill. Euro jährlich summiert sich der Bedarf in der EU, um die grüne Transformation zu stemmen. Das schreiben ZEB und Germany Finance in einer Studie.

Jährlich 1 Bill. Euro zu investieren

fir Frankfurt

Der Umbau des Wirtschaftssystems in der Europäischen Union hin zur Nachhaltigkeit macht einer Studie zufolge jährliche Investitionen von rund 1,1 Bill. Euro erforderlich. So viel sei nötig, um die Treibhausgas-Emissionen bis 2030 gegenüber 1990 um 55% zu reduzieren, schreiben die Beratungsgesellschaft ZEB und Germany Finance, ein informeller Zusammenschluss von Finanzplatzinitiativen aus Berlin, Frankfurt, Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Stuttgart, in ihrer gemeinsamen Studie „Finanzplatz Deutschland als Eckstein des europäischen Finanzsystems“. Sie ist in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Bankwirtschaft und Finanzdienstleistungen an der Universität Hohenheim entstanden.

Gros im Verkehrssektor

Neben der Finanzierung der grünen Transformation verschaffe auch der Investitionsbedarf für Digitalisierung gerade Banken, Börsen und Versicherungen neue Geschäftsmöglichkeiten. Die Mittel des Umbaus könnten nur in Teilen über öffentliche Stellen wie Förderbanken bereitgestellt werden, vielmehr sei eine „massive Aktivierung privater Mittel“ notwendig, etwa über den Green Deal der EU, der in der Union bis 2050 Klimaneutralität schaffen will. Den überwiegenden Teil der Billionen-Ausgaben in Nachhaltigkeit haben laut Studie Unternehmen zu stemmen. Auf sie kommen demnach jährlich 900 Mrd. Euro zu. Die höchsten Investitionen entfallen mit 620 Mrd. Euro auf den Verkehrssektor, gefolgt von Gebäuden (187 Mrd.) und Energie (118 Mrd. Euro).

Das Finanzsystem in Deutschland erachten die Studienautoren als robust und den Strukturen der deutschen Wirtschaft sehr ähnlich. „Der Finanzplatz besteht aus mehreren, führenden regionalen Finanzplätzen mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Das passt zur weit bekannten Struktur der deutschen Realwirtschaft, die facettenreich, wachstumsstark, international und stabil ist“, heißt es. Insbesondere die Heterogenität des hiesigen Bankensektors mit den drei Säulen – Genossenschaftsbanken, Sparkassen, private Banken – erweise sich als positiv für die Stabilität. Insgesamt erwirtschaften den Angaben zufolge die 1,1 Millionen Beschäftigten des Finanzsektors in Deutschland 122 Mrd. Euro im Jahr.

Auslandsbanken wachsen

Deutsche Banken seien mit ihrem Geschäft stark auf den Heimatmarkt konzentriert, verlören aber seit 2010 Marktanteile.  So sei die kumulierte Bilanzsumme der in- und ausländischen Banken in Deutschland in den zehn Jahren bis 2020 um 2% auf 7,7 Bill. Euro gesunken, wobei der Anteil deutscher Institute von 95% auf 84% abnahm. Die Zahl der Banken schrumpfte derweil von 1929 auf 1508, was aber noch immer dem europäischen Spitzenwert entspricht. Die durchschnittliche Bilanzsumme einer deutschen Bank wuchs zugleich von 4,1 Mrd. auf 5,1 Mrd. Euro. Im Vergleich mit anderen europäischen Ländern sei der deutsche Bankenmarkt wenig konzentriert, aber wettbewerbsintensiv, heißt es.