Kommalpha-Studie

Jede Menge Rekorde bei Spezialfonds

Die institutionellen Investoren haben so viel Kapital und Liquidität wie nie. Davon profitieren die Spezialfonds, die auf ein Rekordjahr beim Neugeschäft zurückblicken.

Jede Menge Rekorde bei Spezialfonds

sto Frankfurt

Altersvorsorgeeinrichtungen und Stiftungen haben im vergangenen Jahr die Spezialfonds mit neuen Mandaten überrannt. Wie das auf die Assetmanagementbranche und Investoren spezialisierte Beratungshaus Kommalpha auf Basis einer Analyse der Bundesbankdaten mitteilte, sorgten insbesondere die Mittel dieser Investorengruppen für ein Allzeithoch bei den Nettomittelzuflüssen in Spezialfonds, das 116,8 (i.V. 96,8) Mrd. Euro erreichte. Der alte Rekordwert stammt aus dem Jahr 2015 und hatte bei 115,7 Mrd. Euro gelegen. Es ist in der bisherigen Geschichte erst das dritte Jahr überhaupt mit einem dreistelligen Milliarden­betrag, 2019 waren es 105,5 Mrd. Euro gewesen.

„Es ist absolut bemerkenswert und schon fast beängstigend, wie viel Kapital und Liquidität sich im institutionellen Markt befinden und Anlagemöglichkeiten suchen“, kommentierte Clemens Schuerhoff, Vorstand bei Kommalpha, das Rekordneugeschäft im zurückliegenden Jahr. Für das Allzeithoch sorgte auch ein starker Schlussspurt zum Jahresende, was wiederum das vierte Quartal auf ein historisches Niveau hievte. Noch nie seit Beginn der Datenerhebung im Jahr 1969 gab es in einem Quartal so viel Liquidität: 56,7 Mrd. Euro wurden den Spezialfonds netto zugeführt. Und der Dezember verzeichnete einen Rekordwert auf Monatsbetrachtung mit 31,5 Mrd. Euro.

Der mit Abstand größte Batzen beim Neugeschäft 2021 stammte von den Altersvorsorgeanbietern mit 38,8 Mrd. Euro – 10,4 Mrd. Euro mehr als 2020. Stiftungen wiederum standen an zweiter Stelle mit 28,2 Mrd. Euro beziehungsweise einem Plus von 9,3 Mrd. Euro. Kreditinstitute erhöhten ihre Nettomittel um 11,4 Mrd. auf 17,7 Mrd. Euro. Versicherer halbierten dagegen ihre Nettomittel auf 13 Mrd. Euro.

Missverhältnis

Auffällig war bei der Assekuranz auch das Missverhältnis zwischen Bruttomittelzufuhr und Nettomitteln. Von 64,6 Mrd. Euro frischer Liquidität landeten nur 13 Mrd. Euro netto in Spezialfondsmandaten. „Das bedeutet einen Liquiditätsentzug von über 51 Mrd. Euro, was ein dramatischer Wert ist. Versicherungen sind anscheinend in Aufruhr hinsichtlich ihrer Allokationen und Mittelverwendung“, so Schuerhoff.

Die Bruttomittelzufuhr aller Investorengruppen in Spezialfonds blieb hinter dem Rekordjahr 2020 zurück und erreichte nur 284,7 (309,5) Mrd. Euro. Dadurch betrug aber auch die Differenz zu den Nettomitteln außerordentliche 167,8 Mrd. Euro.

Das in Spezialfonds administrierte Volumen stieg auf 2,16 Bill. Euro. In der vergangenen Dekade hat es sich somit fast verdreifacht: Anfang 2010 waren es nur 723 Mrd. Euro gewesen. „Die Zeiten mit sehr viel Liquidität im institutionellen Kapitalmarkt werden nach unserer Einschätzung noch lange dauern, mindestens noch eine Dekade“, blickte Schuerhoff nach vorn.

In diesem Zeitraum würden die Altersvorsorgeanbieter die Assekuranz als bislang größte Anteilseignergruppe der Spezialfonds überholen, prognostizierte der Berater. Aktuell kommen die Versicherer auf einen Anteil von 30,5 % am Spezialfondsvolumen und die Altersvorsorge auf 27,2 % gefolgt von Stiftungen mit 12,3 %. Ab 2030 werde sich das Wachstum verlangsamen, insbesondere bei Altersvorsorgeanbietern und Versicherern. Denn: „Dann greift die demografische Zange zu und wird die Bilanzen unter Druck setzen.“

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