Swap-Geschäfte

J.P. Morgan und DekaBank betreten Neuland

J.P. Morgan und die DekaBank haben eigenen Angaben zufolge eines der bundesweit ersten längerfristigen Swap-Absicherungsgeschäfte auf Basis des neuen US-Referenzzinssatzes SOFR vereinbart. Schon bald werden ihnen weitere folgen, prognostizieren sie.

J.P. Morgan und DekaBank betreten Neuland

Von Bernd Neubacher, Frankfurt

Neuerung im Derivatemarkt: J.P. Morgan und DekaBank haben eigenen Angaben zufolge eines der bundesweit ersten Swap-Geschäfte vereinbart, das auf der Laufzeitenkurve des neuen Referenzzinssatzes Secured Overnight Financing Rate (SOFR) basiert. Der Swap auf Basis des Referenzzinssatzes für den Dollar sichert eine fünfjährige Immobilienfinanzierung ab, welche die DekaBank an einen Kunden in New York ausgereicht hat. Diese Gesellschaft zahlt der DekaBank den SOFR-Satz für die entsprechende Laufzeit. Das Sparkassen-Fondshaus wiederum hat ihren Zahlungszufluss per Swap mit J.P. Morgan zurück in Euro getauscht. Zugleich tauscht sie dabei die fünfjährige Rate in einen sogenannten Compound Swap, bei dem die Zinsen kapitalisiert und während der Laufzeit oder an deren Ende zur Auszahlung kommen.

USA stoßen Wechsel an

Wer nun den ersten länger laufenden SOFR-Swap in Deutschland vereinbar hat, lässt sich schon deshalb nicht verifizieren, weil solche maßgeschneiderten Derivategeschäfte weder über die Börse gehandelt noch zentral abgerechnet werden. Klar ist gleichwohl, dass auf der sogenannten SOFR-Term-Rate basierende Geschäfte für Deutschlands Banken noch Neuland sind. So haben die Regulatoren in den USA Finanzinstituten nach den Zinsmanipulationen an Libor-Sätzen erst per Anfang dieses Jahres verboten, neue Verträge auf Basis von Dollar-Libor-Sätzen einzugehen. An den alten Referenzwerten hingen während ihrer Blütezeit Finanzinstrumente im Volumen von 200 Bill. Dollar.

Zugleich fordert die Regulierung nach ihren schlechten Erfahrungen in der Vergangenheit mit wenig liquide länger laufenden Zinssätzen die Marktakteure zur Verwendung des Übernachtsatzes des US-Libor-Nachfolgers SOFR auf. Längerfristige Geschäfte mit Hilfe der Term Rate setzen daher voraus, dass diesen eine damit abgesicherte Forderung mit der gleichen Laufzeit zu Grunde liegt. „Den Vorgaben des bei der New York Fed angesiedelten Alternative Reference Rates Committee zufolge sollen Banken keine SOFR-Term-Swaps eingehen, es sei denn, ihnen liegt ein Geschäft zu Grunde, das sich auf diese Term Rate bezieht“, erläutert Johannes Banner, bei J.P. Morgan Head of Sales für Deutschland und Österreich, außerdem Co-Head in der Schweiz und Head of Corporate and Private Side Sales for Rates FX in Europa.

J.P. Morgan und DekaBank sehen sich als Pioniere in einem Markt, dessen Volumen alsbald anschwellen dürfte. „Wenn die Bank das Geschäft in dieser frühen Marktphase machen will, kann sie entweder auf das Hedgen verzichten, sich eine Approximation bauen oder eben als Innovator im Markt den Term SOFR einführen und anwenden“, sagt Silvio Lenk, Head of Treasury der DekaBank. „Aus Sicht eines Treasurers ist der Term SOFR am sinnvollsten.“

Im konkreten Fall habe die DekaBank einen Partner gebraucht. „Wir haben einen Intermediär gesucht, gegen den wir uns auf diesen Termin hedgen konnten. Da gibt es nicht viele im Markt“, sagt er mit Blick auf J.P. Morgan, fügt aber hinzu: „Bis Ende des Jahres werden wir einen liquiden Markt für solche SOFR-Term-Swaps haben.“ Der Manager verweist auf Kunden, die forderten, auf einen solchen Index quotiert zu werden. „Die Anfragen von Kunden nehmen zu“, sagt auch Gunnar Regier, Mitglied im Vorstand der Europa-Einheit von J.P. Morgan.

In den Kinderschuhen

Zu den üblichen Verdächtigen, die bald auf den Markt kommen sollten, um Forderungen abzusichern, zählt man im Markt grundsätzlich alle Landesbanken, aber auch die Schar der Hypothekenfinanzierer, die vielfach Geschäft in den USA haben. Nach dieser Lesart ist die DekaBank bloß die erste, die den entsprechenden Neuproduktprozess angestoßen hat.

Das Segment der SOFR-Term-Swaps stecke in den Kinderschuhen, sagt J.P.-Morgan-Manager Banner. So seien seit Jahresanfang zwar bereits Term Swaps im Nominalwert über Hunderte von Milliarden Dollar vereinbart worden. Im Vergleich mit dem 11,7 Bill. Dollar schweren Markt für SOFR-Overnight-Swaps aber sei dies nur ein geringer Anteil.

Ein Wachstum des Marktes dürfte auch weitere Intermediäre anziehen, was J.P. Morgan begrüßen würde, wie wiederum Regier sagt: „Wir sind lieber ein relevanter Spieler in einem großen Markt als ein dominanter in einem kleinen Markt.“ Dies hat seinen Grund: Je liquider das Segment, umso leichter kann die Bank Positionen auf beiden Seiten des Buches saldieren. Das ist günstiger, als die Positionen separat abzusichern und die höheren Kosten über den Preis wieder hereinzuholen.

Ein liquider Markt ist nicht nur stabiler. Einer Bank wie J.P. Morgan bleibt für den Fall mangelnder Preisbildung auch eine Debatte mit dem Wirtschaftsprüfer erspart, ob solche Swaps als Level-3-Assets zu betrachten sind, die allein auf Basis von Schätzungen zu bewerten sind und daher viel Eigenkapital binden.