EY-Studie

Kaum noch Wachstum im Kreditgeschäft

Die Unternehmensberatung EY prognostiziert niedrigere Wachstumsraten im Kreditgeschäft in der Eurozone. Sorgen machen vor allem Italien und Spanien. Eine sichere Bank sind hingegen deutsche Unternehmenskredite.

Kaum noch Wachstum im Kreditgeschäft

Kaum noch Wachstum im Kreditgeschäft

EY-Studie prognostiziert für die Eurozone wenig Kreditwachstum und eine höhere Quote notleidender Kredite

phh Frankfurt
Von Philipp Habdank, Frankfurt

Die Zinswende bremst die Banken im Kreditgeschäft. Wuchs der Kreditbestand in Deutschland im Jahr 2022 noch um 6,9% auf 3,3 Bill. Euro, werden für dieses Jahr nur noch 3,8% Wachstum erwartet und für das kommende Jahr sogar nur 2,1% prognostiziert. Das zeigt der am Montag veröffentlichte "European Bank Lending Forecast" der Unternehmensberatung EY.

Mit Blick auf die Wachstumsprognosen liegt Deutschland damit sogar unter dem europäischen Durchschnitt. Denn für die gesamte Eurozone erwartet EY für das kommende Jahr ein Kreditwachstum von 2,3% auf 11,6 Bill. Euro. Damit zeichnet sich eine Trendwende ab, hatten die deutschen Wachstumsraten im Kreditgeschäft den europäischen Markt in den Jahren 2021 (5,2% in Deutschland vs. 3,9% in der Eurozone), 2022 (6,9% vs. 5%) und auch 2023 (3,8% vs. 2,1%) klar geschlagen.

Banken hoffen auf Zinssenkungen der EZB

Für die kommenden beiden Jahre gleichen sich die Wachstumsraten bei leicht über 2% im kommenden Jahr und jeweils 3,2% im Jahr 2025 einander an – allerdings nur, sofern die EZB die Zinsen ab 2024 tatsächlich wieder senkt, wie EY anfügt. Unterm Strich dürfte das Kreditgeschäft in den kommenden zwei Jahren also deutlich weniger wachsen als in den vergangenen beiden Jahren.

EY European Bank Lending Forecast

EY begründet dies in erster Linie mit der aktuellen Konjunkturschwäche. "Das Wirtschaftswachstum der Eurozone dürfte in diesem Jahr nur bei etwa 0,5% liegen; die zwar zurückgehenden, aber immer noch hohen Inflationsraten und entsprechend stark gestiegenen Zinssätze belasten die wirtschaftliche Erholung", schreibt EY in einer Mitteilung.

Verlässliche deutsche Unternehmenskredite

Stark gebeutelt wurde zuletzt das Immobilienkreditgeschäft – vor allem in Deutschland, wo die Wachstumsraten EY zufolge auf den niedrigsten Stand seit zehn Jahren gesunken sind. Betrugen die Wachstumsraten hier 2021 noch 7%, gingen sie im vergangenen Jahr auf 5,3% zurück und brachen in diesem Jahr auf 1,6% ein. Nach Schätzung von EY dürfte die Talsohle damit aber durchschritten sein. Für 2024 sehen die Berater wieder 1,8% und für 2025 rund 3% Wachstum.

Deutlich stabiler hingegen läuft in Deutschland das Firmenkundenkreditgeschäft. Zwar gehen in den kommenden beiden Jahren auch hier verglichen mit den vergangenen beiden Jahren die Wachstumsraten zurück, doch immerhin gibt es konstantes Wachstum. In Italien (minus 5,1%) und Spanien (minus 3,4%) soll der Bestand an Unternehmenskrediten laut EY im kommenden Jahr sogar sinken.

Faule Kredite im Süden

Für Spanien und Italien prognostiziert EY mit 2,3% bzw. 2,7% in diesem Jahr auch die höchsten Quoten für notleidende Kredite (Non Performing Loans, kurz: NPL). EY führt das zum Teil auf das höhere Volumen an variabel verzinslichen Hypotheken in beiden Märkten zurück. Die deutsche NPL-Quote ist mit 1,3% in diesem Jahr deutlich niedriger, soll im kommenden Jahr aber auch auf 2,2% steigen und 2025 wieder auf 1,9% sinken.

Für die gesamte Eurozone prognostiziert EY für 2024 eine NPL-Quote von 3,1%, für 2025 von 2,7%. Auch wenn sich Banken im europäischen Kreditgeschäft auf mehr Ausfälle einstellen müssen, sind Quoten notleidender Kredit weiterhin weit entfernt von ihrem Höchststand im Jahr 2013, als die NPL-Quote der Eurozone 8,4% betrug.

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