Wenige Wochen vor dem voraussichtlichen Abschluss der Koalitionsverhandlungen in Berlin präsentiert sich die Förderbank KfW in glänzender Verfassung: Weil tiefe Einschläge im Kredit- und Beteiligungsportfolio in der Coronakrise bislang ausgeblieben sind, hat das Institut mit einer aufgelösten Kreditrisikovorsorge von netto 312 Mill. Euro und positivem Bewertungseffekt im Beteiligungsportfolio von netto 644 Mill. Euro insgesamt eine annähernd 1 Mrd. Euro schwere Entlastung für die ersten neun Monate verzeichnet, wie die Förderbank am Mittwoch mitgeteilt hat. Rund zwei Drittel dieser Summe hatte die KfW bereits zur Jahresmitte ausgewiesen.

Damit hat sich das laufende Jahr bisher spiegelbildlich zum vorherigen Turnus entwickelt, der von der Coronakrise geprägt war. 2020 hatte das Institut in den ersten neun Monaten eine Kreditrisikovorsorge und Bewertungsabschläge von insgesamt 1,15 Mrd. Euro verzeichnet. Unterm Strich weist die KfW im laufenden Jahr bis Ende September einen Gewinn von 1,93 Mrd. Euro aus nach 145 Mill. Euro im Vorjahreszeitraum.

Das Neugeschäft fiel nach dem Ausnahmejahr 2020 wieder deutlich ab, bleibt aber auf hohem Niveau. Insgesamt sagte die Kreditanstalt in den ersten neun Monaten über alle Sparten hinweg 73,1 Mrd. Euro zu nach 109,1 Mrd. Euro im Jahr 2020 und 53,5 Mrd. Euro im Jahr 2019.

Der Rückgang der Coronahilfen hat insbesondere das Inlandsgeschäft gebremst, aber auch die Hilfen in der Entwicklungszusammenarbeit. Die Ipex-Bank, die für internationale Großvorhaben zuständig ist, spürt laut KfW die Folgen der Pandemie und der schwachen Konjunktur.

Treibende Kraft im Neugeschäft bleibt das Energieeffizienz-Programm für Wohngebäude, das mit 27,3 Mrd. Euro bis Ende September das Vorjahr deutlich übertrifft. Nach einer Neuordnung des Programms zur Jahresmitte haben die Zusagen allerdings leicht an Fahrt verloren.

Der neue Bankchef Stefan Wintels stimmte auf eine tragende Rolle ein. „Jetzt gilt es sich auf die Herausforderungen zu konzentrieren, vor denen unser Land steht: Zwei davon sind unbestritten Klima- und Umweltschutz sowie Digitalisierung und Innovation.“ Im Kern gehe es um einen nachhaltigen Umbau der deutschen Industrie und die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Landes.

Weil die FDP als eine der drei Ampel-Parteien eine hohe Neuverschuldung des Bundes mutmaßlich nicht mittragen würde, könnte umso eher die KfW neue Aufgaben erhalten. SPD, Grüne und FDP wollen laut ihrem Sondierungspapier privates Kapital für „Transformationsprojekte“ mobilisieren und dabei prüfen, wie Förderbanken zur Risikoabsicherung beitragen könnten. Die KfW soll künftig stärker als „Innovations- und Investitionsagentur“ wirken. Als Beispiel nennt das Papier den Start-up-Zukunftsfonds, der von der Tochter KfW Capital koordiniert wird und der 10 Mrd. Euro Bundesmittel bereitstellen soll, sofern private Investoren ebenfalls einsteigen.