KfW spürt Marktumschwung in Refinanzierung
jsc Frankfurt
Angesichts des Kurswechsels der Zentralbanken und der Unsicherheit an den Kapitalmärkten dreht sich auch in der Refinanzierung der KfW das Kräfteverhältnis zugunsten der Geldgeber. Im bisherigen Jahresverlauf verzeichnete die Bank im Emissionsgeschäft im Vergleich zur Bundesanleihe steigende Aufschläge, wie die von Bund und Ländern getragene Förderbank am Montag erklärte. Lag der Renditeabstand für Anleihen mit zehnjähriger Laufzeit zu Jahresbeginn noch bei 31 Basispunkten, so stieg der Spread im Jahresverlauf auf bis zu 78 Basispunkte und erreichte zuletzt ein Niveau von etwa 61 Punkten.
Hatten in den vergangenen zehn bis fünfzehn Jahren Emittenten am Kapitalmarkt eine starke Rolle, verschiebt sich nun das Gewicht, wie KfW-Treasurer Tim Armbruster auf einer Online-Pressekonferenz mit Journalisten sagte. „Wir gehen in einen Investorenmarkt über.“ Die Renditeabstände zu Bundesanleihen stiegen in so einem Umfeld über verschiedene Anlageklassen hinweg an, sagte er. Im Vergleich zu anderen staatsnahen Emittenten habe sich die KfW noch immer günstig refinanzieren können, ergänzte Kapitalmarkt-Leiterin Petra Wehlert.
Die Förderbank profitiert von einer Garantie des Bundes und kann sich daher günstig refinanzieren. Allerdings haben die Anleihen für Investoren nicht den gleichen Stellenwert wie Bundesanleihen, so dass die KfW einen Aufschlag im Vergleich zum Bund leisten muss. Insgesamt emittierte die Förderbank im bisherigen Jahresverlauf ein Rekordvolumen von 90 Mrd. Euro, nachdem sie für dieses Jahr ursprünglich ein Volumen von 80 bis 85 Mrd. Euro angepeilt hatte. Hinter den hohen Emissionen steht ein ebenfalls rekordhohes Kreditneugeschäft, das die Bank auf diese Weise refinanziert. Für das neue Jahr taxiert die Bank den Refinanzierungsrahmen erneut auf 80 bis 85 Mrd. Euro.
Als Emittentin legt die KfW auf einen breiten Zugang zu Investoren Wert. Instrumente wie Green Bonds und Privatplatzierungen spielen in der Strategie daher ebenso eine Rolle wie die Emission in verschiedenen Währungen. So sammelte die Bank in amerikanischer Währung rund 18 Mrd. Dollar ein. Die Kreditanstalt sei auf diese Weise in der Lage, etwa Zentralbanken oder US-Fondsgesellschaften als Investoren zu erreichen, so Kapitalmarkt-Leiterin Wehlert. Auch das britische Pfund und australische Dollar zählen zu den regelmäßigen Emissionswährungen, hinzu kommt etwa ein Green Bond in dänischen Kronen oder Privatplatzierungen in chinesischen Renminbi.
Eine Besonderheit sind die KfW-Kreditlinien für Energiekonzerne, die auf diese Weise die oft hohen Sicherheiten im Energiehandel stemmen können. Rund 52,2 Mrd. Euro hatte die KfW für Energiehilfen bis Ende November zugesagt. Diese refinanzierte sie über den Geldmarkt. Seit November steht der Wirtschaftsstabilisierungsfonds bereit, der sich aus Bundesmitteln speist. Der Fonds, den die Bundesregierung ursprünglich zu Beginn der Pandemie aufgelegt hatte, reichte seit November 20 Mrd. Euro an die KfW weiter und soll auch 2023 zum Einsatz kommen.
Wertberichtigt Seite 2