KI kommt im Alltag der Banken an
Retailbanken setzen künstliche Intelligenz immer umfassender in ihren Prozessketten ein. Im vergangenen Jahr hätten viele Banken KI-Anwendungen im Sandbox-Verfahren ausprobiert, mittlerweile wachse die Zahl derer, die künstliche Intelligenz auf breiterer Front einsetzen, berichtet Andreas Strunz, Leiter des Competence Center Banking AI, Data & Analytics der Adesso Gruppe. Der IT-Dienstleister nehme ein stark wachsendes Interesse bei den Kunden wahr. KI helfe nicht allein bei der Optimierung bestehender Geschäftsmodelle, sondern auch beim Aufbau und Ausbau neuer Geschäftsmodelle. Üblicherweise nutzten Banken künstliche Intelligenz zunächst nach innen gerichtet, also bei hauseigenen Prozessen der Verarbeitung von Informationen.
Großes Potenzial
Rainer Zierhofer, Partner bei der Beratungsgesellschaft Horváth, stimmt in seiner Beobachtung mit Strunz überein. Einer Umfrage von Horváth zufolge werde das Potenzial künstlicher Intelligenz in Banken und Unternehmen sehr hoch eingeschätzt – vielleicht hie und da sogar zu hoch, wie Zierhofer pointiert. Bemerkenswerterweise bewerteten 27% der von Horváth befragten Vorstände den KI-Reifegrad ihres Hauses sehr hoch. Das Urteil der jeweiligen Fachabteilungen falle demgegenüber deutlich skeptischer aus. Das lasse, so Zierhofer, darauf schließen, dass der Teufel im Detail stecke. Die Teilnehmer der Umfrage geben an, dass sie ihre Budgets für KI in diesem Jahr im Schnitt um 30% steigern wollen.
Nicht nur für Spezialisten
Generative KI sei im Alltag angekommen, meint Zierhofer. Es seien nicht mehr nur Data-Science-Spezialisten, die sich mit künstlicher Intelligenz beschäftigten. Den Chancen, insbesondere bei der Datenanalyse unstrukturierter Daten und der kreativen Generierung neuer Inhalte, stünden in den Banken erhebliche Herausforderungen gegenüber, etwa Datenschutz, das Risiko von Vorurteilen und Falschaussagen oder auch die Widerstände unter den Mitarbeitern.
„Click to Pay“ auf dem Vormarsch
Carsten Muerl, bei Mastercard verantwortlich für Digital Products & Solutions in Deutschland, lieferte unterdessen einen Überblick über aktuelle Entwicklungen im Payment. Kunden wünschten sich einfache Prozesse und zugleich Sicherheit – eine schwierige Balance. In den nächsten Monaten werde die Anwendung für den Endkunden vereinfacht, indem im Laufe des Bezahlverfahrens nicht länger die Kartennummer eingegeben werden müsse. Das Verfahren „Click to Pay“ werde aktuell von einzelnen kleineren Banken erprobt, ebenso wie vom Referenzkunden Media Markt. Muerl erwartet, dass Mastercard im Frühsommer 2025 „Click to Pay“ in Zusammenarbeit mit fast allen Banken zum Einsatz bringen werde.