SERIE: WO VERDIENEN BANKEN NOCH GELD? (7)

Kleine Depotbanken überleben in der Nische

Große Spieler dominieren Verwahrung - Weniger als ein Basispunkt für große Wertpapiermandate - Spezialisierte Anbieter halten ihr Geschäft über Wasser

Kleine Depotbanken überleben in der Nische

Das Geschäft der Verwahrstellen – auch Depotbanken oder Custodians genannt – ist von schmalen Margen geprägt und wird von wenigen großen Spielern dominiert. Trotzdem behaupten sich auch einige kleine und mittelgroße Anbieter. Ihr Erfolg hängt davon ab, wie gut sie sich spezialisieren können.Von Jan Schrader, FrankfurtDie Flucht ins Betongold erscheint als solide Alternative, wenn im Wertpapiergeschäft nicht mehr viel zu holen ist. Was als Faustregel für viele Investoren gilt, hat sich auch der deutsche Ableger der französischen Bank Caceis im Verwahrgeschäft zu eigen gemacht: Wenn ein Fonds ein Objekt erwirbt, ist es die Aufgabe der Depotbank, die Zulässigkeit der Verträge zu garantieren, den Verkauf zu begleiten und die Wertermittlung zu überprüfen. Das Recht sei von Land zu Land unterschiedlich, vielerorts gebe es noch nicht einmal ein Grundbuch – das erfordere Expertise, sagt Holger Sepp, Mitglied der Geschäftsführung der Caceis Bank in Deutschland. “Das Verwahrgeschäft mit Immobilien erfordert deutlich mehr manuelle Prozesse als mit Wertpapieren”, meint er. “Das lässt sich nicht so leicht standardisieren.”Mit einem verwahrten Vermögen von 44 Mrd. Euro per Ende 2015 zählt die Tochter der französischen Großbank Crédit Agricole in Deutschland nach den Daten des Fondsverbands BVI nur zu den mittelgroßen Adressen – im Segment von Sachwerten und Immobilien gehört das Haus jedoch zu den führenden Anbietern (siehe Grafik). Bei offenen Immobilienfonds steht Caceis mit einem betreuten Bestand von gut 24 Mrd. Euro auf Rang 3, knapp hinter DZ Bank und DekaBank, die insbesondere das Immobilienvermögen der zugehörigen Fondshäuser Union Investment Real Estate und Deka Immobilien aufbewahren; im kleinen Segment der geschlossenen Sachwertefonds steht die Bank mit 4 Mrd. Euro sogar an der Spitze. Zwar kommt Caceis nach Ansicht Sepps nicht an der Wertpapierverwahrung vorbei, doch mit dem Schwerpunkt auf Immobilien und Sachwerten gibt sich die Gesellschaft ein Profil. Konzentration nimmt zuInsgesamt aber stehen Anbieter vorn, die vor allem Wertpapiere großer institutioneller Kunden verwahren. Regulierung und IT-Systeme bringen hohe Fixkosten mit sich, Größe wird somit zu einer Stärke. Der Wettbewerb drückt zugleich die Margen. Der französische Ableger der BNP Paribas sowie State Street führen das Feld hierzulande mit großem Vorsprung an, gefolgt von weiteren Riesen in dem Segment. Große Adressen können mit einer Präsens in mehreren Ländern glänzen, gelten als sehr sicher aufgestellt und können angesichts ihrer Größe zu geringen Preisen ihre Dienstleistungen anbieten, wie Gerald Noltsch, Deutschland-Chef von BNP Paribas Securities Services, für das Institut sagt. Und natürlich sei ein großer Anbieter auch in der Beratung stark.Es sind die kleinen und mittelgroßen Kunden, die trotzdem auch mal zu einer kleinen Verwahrstelle gehen. Die großen, milliardenschweren Wertpapiermandate, so heißt es in der Branche, gehen dagegen ohnehin fast ausschließlich an große oder zumindest mittelgroße Adressen. So haben die zehn führenden Depotbanken ihr Verwahrvermögen 2015 von 1,37 Bill. auf 1,52 Bill. Euro ausgebaut und den Marktanteil von 85,1 % auf 86,3 % erhöht. Die Caceis zählt auch zu den führenden zehn, hatte aber 2015 in der Wertpapierverwahrung verloren, weil ein Kunde mit einem großen Mandat absprang.Während die großen Anbieter mehr Mittel anziehen, schwindet zugleich die Zahl der Depotbanken. BNP Paribas schluckte im Oktober 2013 das Depotbankgeschäft der Commerzbank, die Portigon, Rechtsnachfolgerin der einstigen WestLB, lässt das Geschäft auslaufen, und auch HSH Nordbank hat sich zurückgezogen. Mit der Fusion von DZ Bank und WGZ Bank rücken zwei weitere Verwahrstellen unter ein Dach. 44 Verwahrstellen zu Jahresende zählt der Fondsverband BVI.Mitunter weniger als einen Basispunkt, weniger als ein Zehntausendstel am Vermögen also, stellen Verwahrstellen für große Wertpapiermandate in Rechnung, wie Alexander Reschke schätzt, Geschäftsführer der Beratungsgesellschaft Konsort. Die Preise seien aber insgesamt sehr unterschiedlich. Sachwerte und Immobilien seien komplexer, die Verwahrung teurer, so dass einige Basispunkte zusammenkommen könnten, sagt er. Beim Volumen der Mandate gelte in der Tendenz: je größer, desto billiger. Auch kleine TicketgrößenKleinere Depotbanken fokussieren sich dabei oft auf wenige Investorengruppen. Die Frankfurter Privatbank Hauck & Aufhäuser etwa hat sich als Schwerpunkt neben Immobilien und Altersvorsorgeeinrichtungen die unabhängigen Vermögensverwalter ausgesucht. Die Mandate sind hier oft etwas kleiner, der Beratungsbedarf mitunter groß, sagt Anja Schlick, Leiterin Financial Assets Deutschland. Die Bank vernetze die Vermögensverwalter untereinander und berate etwa zu Vertrieb und Marketing. “Niemand kann es sich leisten, lediglich die gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen”, sagt sie.Die Privatbank Donner & Reuschel, ebenfalls eine mittelgroße Adresse im Verwahrgeschäft, argumentiert ähnlich. Kleine Depotbanken nehmen demnach auch Mandate ab 5 bis 10 Mill. Euro aufwärts an, während das Geschäft mit so kleinen Vermögen für größere Adressen nicht interessant ist, wie Frank Kuhn meint, Leiter Business Development and Operations. Auch kenne eine Depotbank das Portfolio und könne so passende Instrumente für die Anlage auswählen – ein Argument, das freilich auch große Anbieter ins Feld führen können.Und dann gibt es im Depotbankgeschäft viele weitere Adressen, die mit jeweils einstelligem Milliardenvolumen nur kleine Teile des Marktes abdecken: Dazu zählen regionale Institute wie die Kreissparkasse Köln und die Sparkasse KölnBonn, die Südwestbank, die regional ausgerichtete SaarLB und die Frankfurter Volksbank, aus dem Kreis der Kircheninstitute die Evangelische Bank. Im Segment der geschlossenen Fonds sind außerdem Nichtbanken wie Steuerberater und Wirtschaftsprüfer aktiv. Ausgliedern lohnt sich nichtDas Verwahrgeschäft sei für die kleinen Spieler oft eine Dienstleistung von vielen, wie es in der Branche heißt. So sei das Geschäft im Back Office angesiedelt und eng mit der Vermögensverwaltung und dem Wertpapierhandel verknüpft. Daher lohne es sich mitunter nicht, das Verwahrgeschäft auszugliedern.Trotz Konsolidierung und Margendruck bleiben kleinere Adressen also vorerst präsent. Doch auch wenn Geschäftszahlen in dem Segment rar sind: Reich werden kleine Anbieter mit dem Verwahrgeschäft allein sicher nicht.—-Zuletzt erschienen: – GLS Bank testet neues Finanzierungsmodell (12. August)- Mit Gebühren gegen den Zinsverfall (10. August)- Firmenkundengeschäft ist eine Oase der Profitabilität (9. August)