Klimawandel bringt Assekuranz an ihr Limit

Ausweg durch neuartige Versicherung

Klimawandel bringt Assekuranz an ihr Limit

Bloomberg New York – Nach einer der bislang schlimmsten atlantischen Hurrikan-Saisons in der Geschichte sagen die größten Versicherer der Welt, dass die Branche sich zusammenreißen muss, falls sie den Klimawandel überleben will. Wetterbedingte Naturkatastrophen könnten für Haushalte und Unternehmen ein unerschwingliches Niveau erreichen, während der potenzielle Schaden so unvorhersehbar wird, dass es unmöglich sein kann, ihn in Modelle zu gießen – ein inakzeptables Risiko für die Versicherer. Policen werden zu teuer”Irgendwann in der Zukunft wird es eine Situation geben, in der sich die Menschen keine Katastrophenversicherung mehr leisten können – das wollen wir vermeiden”, sagt Ernst Rauch, Leiter des Corporate Climate Centers bei der Munich Re. Im Gegensatz zu Warren Buffetts Ansicht, dass der Klimawandel die Nachfrage nach Deckung ankurbeln und den Gewinn bei seinen Versicherungsgesellschaften steigern wird, besteht durchaus das Risiko, dass das Gegenteil eintritt – da sich verändernde Wettermuster die katastrophengefährdeten Gebiete unversicherbar machen. Den größten Teil der Kosten des Wiederaufbaus nach Wirbelstürmen, Überschwemmungen und Erdbeben müssen heute die Regierungen tragen.Die Versicherer decken nach Angaben von AIR Worldwide, einem Modellierer von Katastrophenrisiken, nur etwa 10 % der Schäden von 75 Mrd. Dollar in Texas ab, die durch Überschwemmungen nach dem Hurrikan “Harvey” verursacht wurden. Das liegt daran, dass die meisten Standard-US-Hausversicherungspolicen Überschwemmungen nicht abdecken. Ähnlich ist es in Fidschi, das 2016 von seinem schlimmsten Zyklon heimgesucht wurde und wo weniger als jeder zehnte Mensch eine Versicherung hat.”Es ist ein großes Sorge der Swiss Re, dass es eine so große Kluft zwischen den wirtschaftlichen Verlusten und dem, was versichert ist, gibt”, sagt Peter Zimmerli, der Leiter für atmosphärische Gefahren bei Swiss Re, dem zweitgrößten Rückversicherer. “Einige der Signale der globalen Erwärmung sind einfach da – sie können nicht mehr debattiert werden.” Die Versicherer haben nicht mit dem Wandel Schritt gehalten, weil sie immer noch das zukünftige Risiko basierend auf den Geschehnissen in der Vergangenheit einschätzen, meint Tom Herbstein. Er leitet ein von der Branche unterstütztes Versicherungsprojekt namens ClimateWise an der University of Cambridge. Da herkömmliche Versicherungen teurer werden, könnten sich die Gemeinden seiner Meinung nach dafür entscheiden, stattdessen in die Risikominderung zu investieren.”Wir leben in einer Welt, in der das Risiko exponentiell wächst”, sagt Herbstein. “Der Klimawandel stellt eine fundamentale Herausforderung für das bestehende Versicherungsgeschäftsmodell dar.” Schritte zur Anpassung an die neue Norm sind im Gange. Zimmerli von Swiss Re verweist auf die parametrische Versicherung, die im Katastrophenfall eine vorab bestimmte Summe ausschüttet, um Katastrophen-Versicherungen auf breiterer Front zugänglich zu machen.Swiss Re hat einen solchen Plan in China unterstützt, der es Menschen in Küstenprovinzen, die für Taifune anfällig sind, ermöglicht, einen Schutz über ihre Mobiltelefone zu kaufen, wodurch Verwaltungskosten entfallen. Nach einem Sturm müssen sie nur ein Foto des Schadens hochladen, um die Zahlung auszulösen.Die US-Versicherer würden sich langsamer anpassen, weil das Thema so politisiert sei, erklärt Cynthia McHale, Versicherungsdirektorin bei Ceres, einer Interessenvertretung für Nachhaltigkeit in Boston. US-Präsident Trump bestreitet, dass der Klimawandel existiert, und hat für die USA das Pariser Klimaabkommen gekündigt.