Kreditversicherer meiden Russland und die Ukraine
Reuters London
Die großen Warenkreditversicherer ziehen sich wegen des Krieges aus Russland und der Ukraine zunehmend zurück. „In dieser Woche haben die Kreditversicherer die Zeichnung neuer Risiken für die Ukraine und Russland eingestellt“, sagte Nick Robson, der beim Versicherungsmakler Marsh für Spezialrisiken zuständig ist.
Mit Kreditversicherungen sichern Unternehmen ihre Lieferungen, vor allem im grenzüberschreitenden Handel, gegen drohende Zahlungsausfälle oder -verzögerungen ab.
Von einem Stopp neuer Verträge dürften Robson zufolge vor allem Exporteure von Nahrungsmitteln, Textilien und Elektronik nach Russland und in die Ukraine betroffen sein sowie Zulieferer für den Agrarsektor in der Ukraine und die Energiebranche in Russland.
Weiterer Schlag
Das dürfte die russische Wirtschaft zusätzlich treffen, die bereits unter den westlichen Sanktionen leidet. Lieferanten verlangen ohne eine Kreditversicherung in der Regel Vorkasse oder liefern gar nicht. Die Kreditversicherer müssten zunächst prüfen, ob die Unternehmen und die Geschäfte, die sie absichern, nicht von Sanktionen betroffen sind, hieß es in Branchenkreisen. Überdies seien sie vorsichtig, weil wegen des Krieges das Risiko steige, dass russische oder ukrainische Firmen nicht zahlen könnten. Damit drohten ihnen schon jetzt hohe Schäden aus den bestehenden Verträgen. Hinzu kämen ethische Überlegungen, sagt Bernuie de Haldevang vom Versicherer Canopius. „Soll man Putins Kriegskasse noch unterstützen?“
Drei große Player am Markt
Zu den größten Kreditversicherern in Europa gehören die Allianz-Tochter Euler Hermes, Atradius und Coface. „Angesichts der aktuellen Situation und der großen Unsicherheit, was als Nächstes passiert, passen wir unsere Zeichnungspolitik an den Ernst der Lage an“, erklärte Euler Hermes. Die staatlichen Hermes-Exportbürgschaften für Russland, die die Bundesregierung über den Kreditversicherer abwickelt, waren bereits gestoppt worden.