Aufschwung am Immobilienmarkt wackelt
Krisen gefährden Immobilienaufschwung
Wachsende Unsicherheit und die Rückkehr der Inflation könnten zu geringem Wachstum bei Transaktionen führen
Der für dieses Jahr angekündigte Aufschwung an den weltweiten Immobilienmärkten könnte sich verzögern. Klimaziele sind in Europa weit wichtiger als in anderen Regionen. Rechenzentren und Energieinfrastruktur gelten 2025 als die aktuell interessantesten Anlageklassen, ergab eine Umfrage unter Branchenexperten.
tl Frankfurt
Die Transaktionen auf den gewerblichen Immobilienmärkten haben im vergangenen Jahr wieder angezogen. Fast im Gleichschritt ging es in allen drei Regionen Europa, Nordamerika und dem asiatisch-pazifischen Raum aufwärts, teilten das Urban Land Institute (ULI) und PwC mit. Eine weitere Erholung der Märkte könnte sich allerdings durch eine anhaltende Inflation verzögern, heißt es in Emerging Trends im Real Estate Global Outlook 2025 von PwC und ULI. Dabei wird auf die geopolitische Instabilität und die anhaltend hohen Zinssätze verwiesen.
Risikofaktor Donald Trump
Als Unsicherheitsfaktoren gelten insbesondere die erratischen Executive Orders von US-Präsident Donald Trump insbesondere zu Importzöllen, der radikale Schwenk in der US-Einwanderungspolitik und die Trump'schen Friedensinitiativen in der Ukraine und im Nahen Osten. All dies konterkariere die Erwartung vieler Investoren an ein stabiles Umfeld.

In Europa wird 2025 mit einem Wachstum des Transaktionsvolumens gerechnet, wenn auch in geringerem Ausmaß als ursprünglich erwartet. Für die Immobilienfinanzierung ist der Ausblick positiv. Der Chef einer globalen Investmentbank lässt sich mit der Aussage zitieren, dass viel Kapital bereitstehe und Banken angesichts einer als weniger restriktiv wahrgenommenen Regulatorik als Kreditgeber wieder aktiv seien.
Der Klimawandel spaltet
Deutliche Unterschiede zwischen den Kontinenten zeigen sich beim Thema Klimawandel/ESG. In Europa nennen zwei Drittel der Umfrageteilnehmer Umwelt- und Dekarbonisierungsanforderungen als wichtiges Anliegen. Im asiatisch-pazifischen Raum und noch ausgeprägter in Nordamerika ist der Stellenwert hingegen niedriger. Als Ausweg wird vorgeschlagen, sich verstärkt auf den Return on Investment (ROI) in Bezug auf Energie- und Klimaschutzmaßnahmen zu konzentrieren. ESG sei sinnvoll, wenn dadurch der Unterhalt eines Gebäudes günstiger und die Umweltrisiken begrenzt würden, wird ein Immobilienmanager zitiert.
Bei Büros, der nach wie vor umsatzstärksten Nutzungsart, ergibt sich ein gemischtes Bild. In den USA haben Unternehmen wie Amazon, J.P. Morgan, aber auch die Bundesregierung ihre Mitarbeiter wieder zu 100% ins Büro gezwungen. In Ländern wie Japan und Südkorea gab es hingegen aufgrund der kleinen Wohnungsgrößen nie eine starke Home-Office-Bewegung. Bürotransaktionen haben sich deshalb dort 2024 im Vergleich zu 2023 kaum verändert, während sie in Nordamerika um 10% zulegten. In Europa war hingegen ein Minus von 10% zu verzeichnen.
Als offene Frage gilt unter Experten die Zukunft der Büros, die weder topmodern ausgestattet sind noch an Top-Standorten liegen. Umwidmungen in andere Nutzungen wie Wohnen oder Logistik krankten an im Vergleich zu Büros geringeren Mieterträgen. Der Markt müsse dieses Problem lösen und ein neues Gleichgewicht erreichen, wird im Bericht ein europäischer Immobilieninvestor zitiert.
Rechenzentren sind top
Bei der Frage nach den interessantesten Investitionszielen in diesem Jahr liegen in allen drei betrachteten Weltregionen Rechenzentren an der Spitze. Die Nachfrage sei in den vergangenen Jahren stark gestiegen, was sich 2024 an Mietsteigerungen im zweistelligen Prozentbereich gezeigt habe. In den USA hätten Einzel- und Portfoliotransaktionen im vergangenen Jahr um mehr als 60% zugelegt, zitiert der Bericht MSCI. JLL erwartet, dass der Markt bis 2027 um jährlich 15% wachsen wird.
Höhere Rendite locken
An zweiter Stelle bei den Investitionszielen dieses Jahres liegt in Europa die neue Energieinfrastruktur. In den USA und Kanada sind es Einfamilienhäuser, im asiatisch-pazifischen Raum der Gesundheitssektor. Rechenzentren und Energieinfrastruktur böten oft höhere Renditen, erforderten aber spezialisiertes Know-how, vertikale Integration und neue Partnerschaften, so Thomas Veith von PwC.