Kronzeuge Deutsche Bank entgeht im Bond-Kartell Millionenstrafe
Kronzeuge Deutsche Bank entgeht im Bond-Kartell Millionenstrafe
EU belegt Rabobank mit 26,6 Mill. Euro Strafe
phh Frankfurt
Die Deutsche Bank ist um eine 156 Mill. Euro schwere Strafe herumgekommen, weil sie in einem Verfahren zu illegalen Absprachen im Anleihehandel als Kronzeuge fungiert hat. Die ebenfalls in das Bondkartell verstrickte niederländische Rabobank hingegen wurde mit einer Strafzahlung in Höhe von 26,6 Mill. Euro belegt, wie die EU-Kommission am Mittwoch mitteilte.
Händler beider Banken hätten sich zwischen den Jahren 2006 bis 2016 beim Handel mit in Euro notierten Anleihen staatsnaher Emittenten (sogenannte SSA-Bonds) und staatlich garantierten Anleihen zu ihren Preis- und Handelsstrategien abgesprochen, heißt es in der Mitteilung. Die Ermittlungen der Kommission starteten im Mai 2017.
Die Händler der Deutschen Bank arbeiteten nach Angaben der EU-Kommission in Frankfurt, die der Rabobank in London. Kommuniziert hätten die Parteien über Bloomberg-E-Mails, Kurznachrichten und Online-Chatrooms.
Rabobank von EU-Kommission enttäuscht
"Die Deutsche Bank hat in dieser Angelegenheit proaktiv mit der Europäischen Kommission zusammengearbeitet und hat daher volle Immunität erhalten. In Übereinstimmung mit den Leitlinien der Europäischen Kommission wurde gegenüber der Deutschen Bank keine Strafzahlung verhängt", so die Deutsche Bank.
"Heute haben wir gegen die Rabobank ein Bußgeld verhängt, weil sie sich mit der Deutschen Bank abgesprochen hat, um den Wettbewerb beim Handel mit bestimmten Euro-Anleihen zu verzerren", lässt sich Didier Reynders zitieren. "Wir werden weiterhin wachsam sein und uns für die Erhaltung eines wirksamen Wettbewerbs auf den Finanzmärkten einsetzen", so der EU-Kommissar weiter.
Die Rabobank zeigte sich mit Blick auf die Entscheidung der EU-Kommission enttäuscht. Die Bank betonte in einer Mitteilung, dass sie mit der Kommission durchgehend kooperiert habe und nun erwäge, die Strafe anzufechten. Den Betrag habe die Bank jedoch bereits im Jahresabschluss 2022 zurückgestellt.
Gänzlich vom Haken ist die Deutsche Bank damit noch nicht. Zwar droht ihr als Kronzeuge keine Strafe der EU-Kommission, doch vor nationalen Gerichten könnten Geschädigte theoretisch noch versuchen, Schadenersatz geltend zu machen.
Nicht das erste aufgedeckte Anleihekartell
Das nun unter Strafe gestellte Kartell ist nicht das erste im Anleihemarkt. Die EU-Behörden untersuchen schon seit der Finanzkrise in mehreren Fällen den Austausch von Händlern einiger Banken im Hinblick auf mögliche illegale Absprachen.
Bereits im April 2021 mussten die Bank of America Merrill Lynch, Crédit Agricole und die Credit Suisse zusammen 28 Mill. Euro Strafe zahlen, weil sie Teil eines Handelskartells für bestimmte Dollar-Anleihen waren. Die ebenfalls involvierte Deutsche Bank ging auch damals straffrei aus, da sie auch dieses Kartell aufgedeckt hat. Einen Monat später verhängte die EU eine 371-Mill.-Euro-Strafe gegen sieben Unternehmen, die an einem Handelskartell mit europäischen Staatsanleihen beteiligt waren.