Kryptokrise setzt Hedgefonds unter Druck
xaw Frankfurt
Der Zusammenbruch der Kryptobörse FTX setzt Hedgefonds unter Druck. Denn zahlreiche Risikovehikel haben Assets im Milliardenwert über die Handelsplattform investiert und müssen nun möglicherweise jahrelang auf Rückzahlungen warten. Am Sonntag veröffentlichte Gerichtsdokumente zeigen, dass FTX, die in der vorvergangenen Woche in den USA Insolvenz anmeldete, ihren 50 größten Gläubigern mehr als 3 Mrd. Dollar schuldet.
Über 100 Vehikel betroffen
Auf Digital Assets fokussierte Hedgefonds besitzen bei FTX oder dem abgestürzten nativen Token der Handelsplattform, FTT, laut dem Datendienstleister Crypto Fund Research offene Risikopositionen von rund 2 Mrd. Dollar. Nach Schätzungen der Analysten sind 100 bis 150 solcher Vehikel vom Kollaps der Kryptobörse betroffen.
Doch während sich das durchschnittliche Exposure auf 7 bis 12% der verwalteten Mittel beläuft, haben einige Vehikel eine wesentlich stärkere Konzentration in FTX und FTT aufgebaut. So liegen ungefähr die Hälfte der Assets der in San Francisco ansässige Trading-Firma Galois Capital auf der Plattform. Gründer Kevin Zhou entschuldigte sich nach dem Zusammenbruch von FTX bereits bei seinen Kunden und gab zu, das Solvenzrisiko durch das hohe Exposure gegenüber einer einzigen Kryptobörse unterschätzt zu haben. Travis Kling, Gründer des Assetmanagers Ikigai, der einen großen Teil seines Vermögens bei FTX halten soll, stieß zuletzt ins gleiche Horn.
Die Kryptobörse galt vor ihrem Kollaps lange Zeit als stabiler Anker in einem illiquiden und durch hohe Volatilität geprägten Marktsegment, auch zahlreiche Hedgefonds sahen die Plattform als sichere Trading-Anlaufstelle. Das im Juni kollabierte Risikovehikel Three Arrows ließ sich nach Aussage von Mitgründer Su Zhu zudem durch attraktive Geschäftsbedingungen und die Tatsache, dass FTX von großen Venture-Kapitalgebern unterstützt wurden, anlocken.
Ob noch operierende Hedgefonds ihre Mittel überhaupt jemals zurückerhalten, ist unklar. Bisher hat FTX nur einen Bruchteil der digitalen Assets ausfindig gemacht, die sie eigentlich sicherstellen wollte. Insolvenzverwalter John J. Ray betonte, er habe „noch nie ein so umfassendes Versagen der Unternehmenskontrolle“ erlebt wie im Fall der Krypto-Plattform.