LBBW peilt für dieses Jahr Milliardengewinn an
fir Frankfurt
Die LBBW peilt für das laufende Jahr dank eines starken operativen Geschäfts sowie Sondereffekten aus der Erstkonsolidierung der Berlin Hyp einen Vorsteuergewinn von über 1 Mrd. Euro an. Im März war die Landesbank noch von einem „mittleren dreistelligen Ergebnis“ ausgegangen. Im ersten Halbjahr erreichte sie 476 Mill. Euro, 11% mehr als im Vorjahreszeitraum. Es handele sich um den höchsten Vorsteuergewinn seit dem ersten Halbjahr 2011, teilten die Stuttgarter am Mittwoch mit. Nach Steuern verdienten sie 315 Mill. Euro, ebenfalls ein Zugewinn von 11%.
Effekt im zweiten Halbjahr
Die Übernahme des gewerblichen Immobilienfinanzierers Berlin Hyp, der im LBBW-Konzern als eigenständige Tochtergesellschaft unter etablierter Marke agiert, erfolgte mit Wirkung zum 1. Juli und schlägt sich deshalb noch nicht im LBBW-Halbjahresergebnis nieder. Die Erstkonsolidierung werde der Landesbank Sondereffekte bescheren, die dazu beitrügen, das Vorsteuerergebnis für 2022 auf mehr als 1 Mrd. Euro zu hieven, gibt sich die LBBW zuversichtlich. Es handele sich bei den Sondereffekten um einmalige positive Bewertungsgewinne im Zuge der Kaufpreisallokation, sagte ein Banksprecher. Noch könne deren Höhe aber nicht genau beziffert werden.
Durch den Erwerb der Berlin Hyp erreiche die Landesbank in der gewerblichen Immobilienfinanzierung ein Finanzierungsvolumen von über 50 Mrd. Euro, hieß es. „Die Berlin Hyp bringt uns strategisch ein großes Stück voran“, kommentierte der LBBW-Vorstandsvorsitzende Rainer Neske die Transaktion. „Wir stärken damit ein weiteres unserer profitablen Kerngeschäftsfelder neben dem Unternehmenskundengeschäft.“
Zudem entstehe unter dem Dach der LBBW mit der gewerblichen Immobilienfinanzierung zusätzlich zum Zins-, Währungs- und Rohstoffmanagement ein zweites großes Kompetenzzentrum für die Sparkassen-Finanzgruppe. Die LBBW hat in den vergangenen Jahren das Zins-, Währungs- und Rohstoffmanagement für Sparkassen von BayernLB, Helaba und der einstigen Landesbank HSH Nordbank, der Hamburg Commercial Bank (HCOB), übernommen. Die starke Nachfrage nach Absicherungsprodukten des Zins- und Währungsmanagements trug auch zum Anstieg des Bewertungsergebnisses bei, das mit 125 Mill. Euro rund zweieinhalbmal so hoch ausfiel wie im Vorjahr.
Geringes Russland-Exposure
Die direkten Auswirkungen des russischen Krieges gegen die Ukraine auf ihr Geschäft stuft die LBBW als gering ein. Das Exposure mit unmittelbarem Bezug zu Russland und der Ukraine sei überschaubar. Das Nettokreditexposure für Russland beziffert die LBBW per 30. Juni mit 84 Mill. Euro, wobei darauf bereits Wertberichtigungen von 44 Mill. Euro gebildet worden seien, vor allem im Segment Kapitalmarkt. Inwieweit sich der Krieg in Zweit- und Drittrundeneffekten auswirkt, sei aktuell schwer abschätzbar, heißt es von der Landesbank.
Die um ein Zehntel auf 1,65 Mrd. Euro gestiegenen Erträge, die in allen Kundensegmenten und besonders stark in der gewerblichen Immobilienfinanzierung zulegten, machten höhere Risikovorsorge und Kosten, die vor allem auf das Konto von Bankenabgabe und Einlagensicherung gingen, mehr als wett. Obwohl Einnahmen aus längerfristigen Refinanzierungsgeschäften (TLTROIII) nach 110 Mill. Euro im Vorjahr nun nur noch 68 Mill. Euro ausmachten, stieg der Zinsüberschuss leicht um 13 Mill. auf 1039 Mill. Euro, derweil der Provisionsüberschuss um 9% auf 322 Mill. Euro anzog.
Die Aufwendungen erhöhten sich insgesamt um 8% auf 1,09 Mrd. Euro, wobei Bankenabgabe und Einlagensicherung mit 188 Mill. Euro ganze 38% höher ausfielen als 2021. Mit der Verbuchung im ersten Halbjahr sind diese Aufwendungen für das gesamte Jahr bereits begleichen. Die Verwaltungskosten stiegen hingegen um 3% auf 897 Mill. Euro. Laut LBBW sind die Personalkosten etwas geschrumpft, ist doch auch die Zahl der Mitarbeiter um 108 auf 9785 zurückgegangen, wohingegen IT-, Beratungs- und Projektkosten gestiegen seien, was teils auf den Erwerb der Berlin Hyp zurückzuführen sei.
Auf die hohe Qualität des Kreditportfolios deute die Quote leistungsgestörter Kredite von 0,5% hin. Mit 85 Mill. Euro führte die LBBW etwas mehr der Risikovorsorge zu als in der ersten Hälfte 2021 (63 Mill. Euro). Obwohl die originäre Risikovorsorge „nach wie vor unauffällig“ sei, sattelte die Bank angesichts der Vielzahl an makroökonomischen und geopolitischen Risiken eine weitere Risikovorsorge in Form eines sogenannten Model Adjustments von 90 Mill. Euro obenauf.
Wertberichtigt Seite 6
LBBW | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
Halbjahr | ||
in Mill. Euro | 2022 | 2021 |
Zinsergebnis | 1039 | 1026 |
Provisionsergebnis | 322 | 294 |
Bewertungs- und Veräußerungsergebnis | 125 | 51 |
Risikovorsorge | −85 | −63 |
Aufwendungen | 1087 | 1005 |
Bankenabgabe und Einlagensicherung | 188 | 137 |
Ergebnis vor Steuern | 476 | 428 |
Konzernergebnis | 315 | 283 |
Cost-Income-Ratio (%) | 66,0 | 67,2 |
Bilanzsumme (in Mrd.) | 329 | 282 |
Kernkapitalquote (%) | 13,6 | 14,6 |
Mitarbeiter (zum 30.6.) | 9785 | 9893 |
Börsen-Zeitung |