LBBW schärft ihr Profil als Universalbank
spe Stuttgart
Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) stärkt ihre Position innerhalb der Sparkassen-Finanzgruppe. Dazu trägt im Geschäftsjahr 2022 die zum 1. Juli erfolgte Übernahme des Immobilienfinanzierers Berlin Hyp ebenso bei, wie die weitere Bündelung des Zins-, Währungs- und Rohstoffmanagements sowie des Verwahrstellengeschäfts. Damit profiliert sich das Institut zunehmend als „mittelständische Universalbank“, wie es CEO Rainer Neske sagt, während sich etwa die BayernLB von der Universalbank zur Spezialbank entwickeln mag (siehe BZ vom 4. März 2023).
Neske spricht seinem Institut innerhalb der Sparkassen-Gruppe längst eine führende Rolle im Kapitalmarktgeschäft zu. Fest macht er dies unter anderem an der Entwicklung des Verwahrstellengeschäfts, dessen Volumen von 2019 bis 2022 um 165% auf 164 Mrd. Euro zulegte. Einen ordentlichen Beitrag hierzu lieferten die Übernahmen des Verwahrstellengeschäfts der Nord/LB (2015/2016) und der Helaba (2021/2022). Aufgrund sofortiger Skalierungseffekte sei das Geschäft sehr rentabel, sagte Neske ohne Zahlen zu nennen: „Das bringt uns erheblich was ein.“
Dasselbe Kalkül steckt hinter den erfolgten Übernahmen des Zins-, Währungs- und Rohstoffmanagements (ZWRM) von der BayernLB (2020), der Hamburg Commercial Bank (2021) sowie der Helaba (2022). Diese Strategie verhalf dem ZWRM-Volumen mit Sparkassenkunden zu einem Schub von 55 auf 86 Mrd. Euro (2019 bis 2022). Zusammen mit ihrem originären Geschäft verwaltete die LBBW dort per Ende 2022 343 Mrd. Euro. Das sind 35% mehr als im Vorjahr. Inwieweit diese „Bündelung der Kompetenzen“ ausbaufähig ist, hat der Vorstand längst ausgelotet, „Wir warten auf Opportunitäten“, sagt Neske, auch außerhalb der Sparkassen-Finanzgruppe.
Einen weiteren Baustein zur Entwicklung des „Kapitalmarkthauses der Sparkassen“, wie der CEO die LBBW neuerdings gerne nennt, stellt die Steigerung des Geschäfts mit Schuldscheindarlehen dar, dessen Volumen binnen Jahresfrist um 78% auf 15,7 Mrd. Euro stieg. Mit einem Marktanteil von 24% ist die LBBW in diesem Finanzierungsbereich ohnehin seit Langem Marktführer. Dass das Kapitalmarktgeschäft 2022 mit 183 Mill. Euro freilich weniger zum Konzernergebnis vor Steuern beitrug, lag an einer erhöhten Risikovorsorge aufgrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine.
Neben dem Ausbau des Kapitalmarktgeschäfts ist es auch die Integration des Immobilen- und Projektfinanzierers Berlin Hyp, mit der die LBBW ihr Profil als Universalbank schärfen will. Zwischen 1 und 1,5 Mrd. Euro dürfte das Sahnestückchen mit Übernahme zum 1. Juli 2022 gekostet haben. Unterm Strich gibt es dafür einen einmaligen Konsolidierungseffekt in Höhe von 972 Mill. Euro, der das Jahresergebnis 2022 grob verdoppelt. Zieht man von den Aktiva eines Übernahmeobjekts die Schulden sowie den Kaufpreis ab und es bleibt ein positiver Rest, so definiert sich dieser Betrag nach IFRS als Bad Will. „Dieser Bad Will für die Berlin Hyp steht voll für die Eigenkapitalstärkung zur Verfügung“, erklärt CFO Stefanie Münz.
Der Charme des Neuerwerbs passt damit gut zur Passivlastigkeit der LBBW, die die neuen Assets der Berlin Hyp den Sparkassen-Kunden sowie institutionellen Anlegern anbieten kann. Und das neue Familienmitglied wirft erwartungsgemäß bereits Erträge ab. So steigerte die LBBW erstmals unter Einbeziehung der Berlin Hyp ihren Gewinn im Segment Immobilien/Projektfinanzierungen um 12 % auf 328 Mill. Euro. Das Neugeschäftsvolumen in der gewerblichen Immobilienfinanzierung betrug 14 Mrd. Euro und verteilt sich hälftig auf LBBW und Berlin Hyp. Ob man nun aber ausgerechnet zu einer Zeit, in der die Immobilienmärkte unsicherer geworden sind, einen Immobilienfinanzierer erwerben sollte? Der Markt sei heterogen und das Portfolio der Berlin Hyp breit gestreut, sagt Neske, weshalb er die Neuakquise als „risikoarm“ kennzeichnet.
Wertberichtigt Seite 2