Finanzskandal

LCF-Pleite kostet britische Steuerzahler Millionen

Die Entschädigung weiterer Anleger, die London Capital & Finance (LCF) ihr Geld anvertrauten, wird die britischen Steuerzahler um die 120 Mill. Pfund kosten. Die Gesamtkosten des Debakels sind höher.

LCF-Pleite kostet britische Steuerzahler Millionen

hip London

Das britische Schatzamt hat angekündigt, weitere Kunden von London Capital & Finance (LCF) zu entschädigen. Mehr als 11 600 Kleinanleger hatten 237 Mill. Pfund in ein Mini-Bond-Produkt des Finanzdienstleisters investiert. An­fang 2019 verabschiedete sich das Unternehmen in die Insolvenz. Nun sollen sie 80 % ihrer Verluste erstattet bekommen – bis zu einer Obergrenze von 68 000 Pfund pro Kopf. Die Zahl der Anspruchsberechtigten wurde mit 8 800 angegeben, die Kosten für die Entschädigungsaktion mit 120 Mill. Pfund. Die Kosten, die durch die LCF-Pleite insgesamt entstanden sind, liegen wesentlich höher. Rund 2800 Anleger erhielten bereits 57 Mill. Pfund aus der britischen Einlagensicherung.

Besonders pikant: Andrew Bailey, der Gouverneur der Bank of England, der damals noch die Finanzaufsicht FCA führte, hatte der Verfasserin eines der Untersuchungsberichte zufolge versucht, seinen Namen aus ihrem Bericht herauszuhalten. Die ehemalige Richterin Elizabeth Gloster wies Baileys Argument entschieden zurück, dass es sich um ein Missverständnis gehandelt habe. Tatsächlich hat sich die FCA in diesem Fall nicht mit Ruhm bekleckert: Mini-Bonds sind nicht handelbare Schuldentitel und weitgehend unreguliert. Also sah die FCA weg. Anleger müssen solche Titel bis zum Ende der Laufzeit halten und bekommen dafür in der Regel einen vergleichsweise hohen Kupon. Das Instrument wurde von respektablen Unternehmen wie dem Kaufhausbetreiber John Lewis genutzt. Gläubiger von Hotel Chocolat erhielten ihren Kupon in Form von Schokolade, die von Naked Wines erhielten auf Wunsch Wein.

LCF vermarktete Mini-Bonds jedoch als steuerbegünstigten Sparplan (ISA) und behauptete, in Hunderte von Firmen zu investieren. Zudem warb die Firma damit, dass sie von der FCA beaufsichtigt wurde. Tatsächlich handelte es sich nicht um einen ISA, und LCF investierte nur in zwölf Firmen. Zehn davon waren dem Insolvenzverwalter zufolge „nicht unabhängig“ von LCF.