Studie

Luxemburg führt bei nachhaltigen Fonds

Die europäische Fondsbranche hat innerhalb von nur zwei Jahren seit 2018 ihre verwalteten Mittel in nachhaltigen Fonds mehr als verdoppelt – Zugpferd dabei ist Luxemburg als ohnehin größter Fondsstandort Europas. Dies zeigt eine Studie, die im...

Luxemburg führt bei nachhaltigen Fonds

sto Frankfurt

Die europäische Fondsbranche hat innerhalb von nur zwei Jahren seit 2018 ihre verwalteten Mittel in nachhaltigen Fonds mehr als verdoppelt – Zugpferd dabei ist Luxemburg als ohnehin größter Fondsstandort Europas. Dies zeigt eine Studie, die im Auftrag des luxemburgischen Fondsverbands Alfi von der Beratungsgesellschaft ZEB zusammen mit dem Datenanbieter Morningstar erstellt wurde. Demnach betrug per Ende 2020 der Anteil der als nachhaltig klassifizierten Fonds am gesamten verwalten Vermögen der europäischen Fondsanbieter 11%. Die Tendenz zeigt klar nach oben, ging doch im vergangenen Jahr mehr als die Hälfte des Neugeschäfts in Vehikel, die ökologische, ethische oder soziale Aspekte in den Portfolien miteinbeziehen. Luxemburger Fonds kommen als Anlagehülle in vielen Ländern zum Einsatz, gerade auch in Deutschland.

Die Studie analysiert hauptsächlich den europäischen Markt der Publikumsfonds, die auf europäischer Ebene der gleichnamigen Richtlinie entsprechend Ucits-Fonds genannt werden. Dabei ausgeklammert sind Geldmarktfonds, die angesichts ihrer kurzfristigen Ausrichtung den Nachhaltigkeitsgedanken bislang wenig verfolgen. Auch sind die institutionellen AIF-Produkte außen vor gelassen worden, da es hierüber kaum Daten gibt, die Rückschlüsse auf das Thema Nachhaltigkeit zulassen.

Europaweit gibt die Studie für das zurückliegende Jahr die Menge der als nachhaltig geltenden Fonds mit 3200 von insgesamt 33000 an. Basis ist dabei die Definition von Morningstar, was unter nachhaltigen Fonds zu verstehen ist. Zum Beispiel hält Morningstar es nicht für nachhaltig, nur bestimmte Unternehmen wie Waffenlieferanten aus dem Portfolio auszuschließen, sondern setzt voraus, dass Nachhaltigkeitsaspekte Teil der Investmentstrategie sind.

Vom Volumen her steht Luxemburg als größter Fondsstandort Europas auch bei den nachhaltigen Fonds mit 371 Mrd. Euro per Ende 2020 europaweit auf dem ersten Platz, gefolgt von Frankreich, Irland und Schweden mit jeweils um die 135 Mrd. Euro. In den Ländern, die sich vorn in der Rangliste befinden, haben sich die Fondsanbieter schon frühzeitig mit der Nachhaltigkeit beschäftigt, wie der Bericht festhält. Als weiterer Grund wird eine starke Verankerung von Pensionsfonds für die Altersvorsorge in diesen Märkten genannt. Luxemburg verdankt seinen Spitzenplatz auch der Tatsache, dass französische und deutsche Anbieter ihre nachhaltigen Fonds in dem Land auflegen. Zugleich wird die schwächere Position Irlands damit erklärt, dass dieser Fondsstandort grundsätzlich zur Hälfte von US-Anbietern abhängig ist, die wiederum bislang seltener nachhaltige Produkte vorangebracht haben. Im Untersuchungszeitraum 2018 bis 2020 konnte Luxemburg seine vorherrschende Marktposition leicht ausbauen, während andere Länder von ihren niedrigen Levels aus höhere Wachstumsraten vorwiesen. Irland etwa baute seinen Anteil von 7% auf mehr als 12% aus.

Bei einem Blick in die Assetklassen stechen eindeutig Aktienfonds als größte Gruppe innerhalb der nachhaltigen Produkte hervor. Ihr Anteil beträgt mehr als 60%, während Rentenfonds gerade einmal auf 19% an zweiter Stelle kommen. Bei konventionellen Fonds hingegen beträgt der Anteil der Aktienfonds nur 44%, während Rentenfonds auf mehr als 30% kommen. Zur Erklärung heißt es, dass bei Aktienfonds die Portfoliomanager stärker über die Abstimmung auf Hauptversammlungen und durch direkte Gespräche mit der Unternehmensführung in der Lage sind, Einfluss zu nehmen auf die Geschäftstätigkeit und damit auch auf die Frage der Nachhaltigkeit.

So betrachtet, ist es nicht verwunderlich, dass der Anteil der passiv gemanagten Fonds, also der ETFs, bei den nachhaltigen Produkten noch gering ist. Denn die Anbieter der passiven Fonds gelten als weniger engagiert bei der Einflussnahme auf Unternehmen im Gegensatz zu aktiven Fondsmanagern. Der Marktanteil der ETFs bei nachhaltigen Fonds betrug per Ende 2020 rund ein Fünftel, was auch dem Anteil bei den normalen Fonds entspricht. Die passiven Produkte bauen auf die immer größer werdende Zahl an nachhaltigen Indizes.

Stärker konzentriert

Was für den Fondsmarkt allgemein gilt – nämlich die hohe Konzentration auf wenige große Anbieter –, gilt für das Teilsegment der nachhaltigen Produkte umso mehr. Mehr als die Hälfte des verwalteten Vermögens in nachhaltigen Fonds betreuen die 20 größten Anbieter, deren Anteil bei normalen Fonds lediglich 42% beträgt. In Luxemburg beträgt der Anteil bei den nachhaltigen Fonds 69%, und in Irland sind es sogar 84%.

Wertberichtigt Seite 6