Giulio Terzariol, CEO Insurance bei der Generali

Mailand statt München: Hauptsache Italien

Giulio Terzariol, neuer CEO der Generali-Versicherungssparte, strebt Wachstum durch Innovation und Kundenbeziehungen an. Sein Fokus liegt auf Synergien und globaler Expansion.

Mailand statt München: Hauptsache Italien

Generali

Mailand oder München: Hauptsache Italien

Giulio Terzariol verantwortet seit einem Jahr das Generali-Versicherungsgeschäft

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Von Gerhard Bläske, Mailand

Es war der erste Strategietag für Giulio Terzariol (53) als CEO der Versicherungssparte der Generali. Seit Januar 2024 verantwortet er das gesamte Geschäft des 1831 in Triest gegründeten Versicherers außerhalb des Asset Managements. In der vergangenen Woche präsentierte er mit dem Generali-Vorstand in den Procuratie Vecchie am Markusplatz in Venedig den neuen Strategieplan. In den von dem britischen Architekten David Chipperfield renovierten Räumen saß einst die Bauverwaltung der Stadt. 1832 bezog die Generali die Räume. Heute befindet sich dort der Sitz der Generali-Stiftung The Human Safety Net.

Terzariol wurde nur wenige Kilometer von hier in San Donà del Piave geboren. Nach seinem Studium der Business Administration an der Mailänder Bocconi-Universität begann er seine Karriere zwar 1996 als Trainee bei der Generali in München. Doch danach arbeitete er 25 Jahre für die Allianz, zuletzt viele Jahre als CFO.

Donnets Coup

Mit seiner Verpflichtung gelang CEO Philippe Donnet ein echter Coup. Denn Terzariol ist hoch kompetent und genießt in der Branche einen hervorragenden Ruf. Er ist international orientiert und verantwortete etwa das Allianz-Geschäft in den USA und in Asien. Er verfügt über eine reiche operative Erfahrung und er kennt das Geschäft aus dem Eff-Eff. So jemand, so die einhellige Meinung in der  Branche, wechselt nicht von seinem Wohnort in Söcking am Starnberger See, wo er gelegentlich mit der Vespa unterwegs ist, nach Mailand – selbst wenn für ihn bei der Generali ein Posten mit einzigartiger Machtfülle geschaffen wird. Für viele Beobachter war es die Aussicht, bald CEO bei der Generali zu werden, die ihn überzeugte. Bei der Allianz Nachfolger hätte er Jahre warten müssen, um Nachfolger von CEO Oliver Bäte zu werden.

Viel Bewegung

Doch nun strebt Generali-CEO Donnet eine vierte Amtszeit bis 2028 an und Terzariol muss sich in Geduld üben – sollte es nicht doch noch anders kommen. Denn derzeit ist in Italiens Finanzlandschaft viel Bewegung. Die Bank Monte dei Paschi di Siena will mit Unterstützung der Aktionäre Francesco Caltagirone und der Holding Delfin sowie des Staates den Generali-Großaktionär Mediobanca übernehmen. Im Erfolgsfall würde dann wohl auch die Generali, an der Caltagirone und Delfin derzeit mit 17% beteiligt sind, in die Hände der Monte dei Paschi und deren Aktionäre fallen. Die aber wollten Donnet schon 2022 stürzen. Dann würden die Karten neu gemischt.

So weit ist es noch nicht. Terzariol konzentriert sich auf das Geschäft und sieht großes Wachstumspotenzial. Er will die Kundenbasis erweitern, neue Produkte lancieren und die Produktivität erhöhen. Und er setzt auf den Vertrieb. „Wir glauben an Kundenbeziehungen im Vertrieb, geraden in Zeiten der Digitalisierung“, sagt er der Börsen-Zeitung. Die Künstliche Intelligenz ersetze den menschlichen Kontakt nicht, sondern stärke die Berater. Terzariol sieht auch Synergien im Leben-Geschäft durch das geplante Joint Venture der Generali im Bereich Assetmanagement mit der französischen Natixis. Mit einem verwalteten Vermögen von 1,9 Bill. Euro eröffneten sich ganz neue Möglichkeiten, sagt er.

"Kurzfristig Volatilitäten!

Der mit einer Deutschen verheiratete Manager kann und will seine Verbindung nach Bayern nicht abstreifen. Er glaube trotz „kurzfristiger Volatilitäten“ an das Potenzial Deutschlands. Und er wird auch künftig gelegentlich mit der Vespa durch das Voralpenland touren.

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