Masterfonds treiben das Geschäft
Von Silke Stoltenberg, Frankfurt
Im vergangenen Jahrzehnt hat sich im deutschen Spezialfondssegment das Masterfondsgeschäft zum größten Treiber entwickelt. Davon profitieren insbesondere die darauf spezialisierten großen Dienstleister wie Universal-Investment oder HSBC Trinkaus & Burkhardt. Wie die Beratungsfirma Kommalpha in ihrer jüngsten Analyse zum Spezialfondsgeschäft festhält, beträgt der Anteil gemischter Wertpapierfonds mittlerweile mehr als die Hälfte des gesamten Volumens. Ein Jahrzehnt zuvor betrug deren Anteil gerade einmal ein knappes Drittel. Diese Mischfonds werden zu großen Teilen von sogenannten Master-Kapitalverwaltungsgesellschaften (Master-KVGs) als Masterfonds eingesetzt. Diese bündeln das Vermögen und betreuen es somit aus einer Hand, während sie die Mittel zugleich für bestimmte Aufgaben auf weitere Fondsgesellschaften verteilen.
Konkret belief sich zum Ende des dritten Quartals, basierend auf Berechnungen der Bundesbank, das Volumen der gemischten Wertpapierfonds auf 1,08 Bill. Euro von 2,09 Bill. Euro insgesamt. Erst mit großem Abstand folgt mit 467 Mrd. Euro die nächste Kategorie der Rentenfonds – Anfang 2010 noch die größte Fondsgattung unter den Spezialfonds (siehe Grafik). Dass die Anleihenvehikel ihre Spitzenposition verloren haben, ist vor dem Hintergrund der Niedrigzinsen nicht verwunderlich, auch wenn es noch High-Yield-Nischen gibt. Diese wiederum bergen allerdings höhere Risiken. Somit sind die größten Investorengruppen – Versicherer und Altersvorsorgeanbieter – bei solchen Assets wegen ihrer Verpflichtungen zur Zurückhaltung gezwungen.
Versicherer sind heute wie damals die größte Investorengruppe bei den Spezialfonds. Sie stehen für fast jeden dritten Euro im Fondsmantel. Altersvorsorgeeinrichtungen kommen auf einen Anteil von rund einem Viertel und haben damit im Zeitverlauf um rund 10 Prozentpunkte zugelegt. Stark an Gewicht im institutionellen Fondsgeschäft haben auch die privaten Organisationen zugelegt, also Stiftungen, Kirchen, Parteien, Gewerkschaften, wissenschaftliche Gesellschaften oder Vereine. Betrug ihr Anteil am Spezialfondsgeschäft Anfang 2010 gerade mal 5%, waren es zuletzt 12%. Damit haben die Altersvorsorgeeinrichtungen sowie die privaten Organisationen die einst zweitplatzierten Kreditinstitute auf Rang 4 verdrängt.
Als stärksten Treiber des Master-KVG-Geschäfts des vergangenen Jahrzehnts macht Kommalpha die Altersvorsorgeeinrichtungen aus. Sie sind somit die lukrativsten Kunden für die Administrationsdienstleister. Denn sie bauten den Bestand an gemischten Wertpapierfonds in ihren Portfolien von früher rund einem Drittel auf heute mehr als die Hälfte aus. Der Bestand erhöhte sich um rund 245 Mrd. Euro. Bei den Versicherern liegt dieser Wert etwas geringer bei 191 Mrd. Euro. Dadurch kletterte der Anteil der gemischten Wertpapierfonds bei ihnen von rund einem Fünftel auf annähernd 40%.
Mit Blick auf die jüngste Entwicklung bei Spezialfonds konstatiert Kommalpha, dass sich die Mittelzuflüsse im dritten Quartal 2021 abgeschwächt haben. Unterm Strich, also nach Abzug der Mittelabflüsse, liegen derzeit zwar die Nettomittelzuflüsse den Bundesbank-Daten zufolge im bisherigen Jahresverlauf mit 60,2 Mrd. Euro rund 10 Mrd. Euro über der Vorjahresperiode. Doch die Mittelzuflüsse im Sinne von frischem Geld betrugen per Ende September 172,2 Mrd. Euro und damit 41 Mrd. Euro weniger als 2020. Noch sieht das Beraterhaus in dem rückläufigen Liquiditätsniveau keinen Grund zur Sorge. Gleichwohl ist dies ein Aspekt, den es zu beobachten gilt.
Altersvorsorge dominiert
Das Nettomittelaufkommen der Spezialfonds im dritten Quartal wurde Kommalpha zufolge von den Altersvorsorgeeinrichtungen dominiert, die in Summe 4,1 Mrd. Euro netto in Spezialfonds dotierten. Die Nettomittelzuflüsse der Versicherer blieben wie im bisherigen Jahresverlauf zurückhaltend. Das geringe Niveau der Assekuranz sei „hochgradig bemerkenswert und kann schon fast bedenklich erscheinen“. Dies hänge mit der Verwendung dieser Mittel für Allokationen außerhalb des Spezialfondsmantels sowie für bilanzielle und geschäftliche Zwecke zusammen, meint Kommalpha.