"Mifid II ist das größte Projekt, das wir jemals umgesetzt haben"
jsc Frankfurt – Zweieinhalb Monate vor dem Inkrafttreten der EU-Finanzmarktrichtlinie Mifid II sieht sich die Fondsbranche weiterhin vor einem Kraftakt. Nicht nur sei der Aufwand enorm, viele Details seien darüber hinaus noch immer unklar oder stünden im Widerspruch zu anderen Regeln, wie Branchenvertreter am Mittwoch auf den Investmentfondstagen der Börsen-Zeitung in Frankfurt berichteten. “Mifid II ist das größte Projekt, das wir jemals umgesetzt haben”, sagte Thomas Richter, Hauptgeschäftsführer des deutschen Fondsverbands BVI, auf einer Podiumsdiskussion.Der Schuh drückt die Branche den Angaben nach an vielen Punkten. So stünden Details zu Meldepflichten im Wertpapierhandel zum Teil noch aus, sagte Julien Zimmer, Generalbevollmächtigter der DZ Privatbank in Luxemburg, der Privatbank der Volks- und Raiffeisenbanken. Nicht immer sei klar, in welchen Fällen Wertpapierkennnummern (ISIN) gemeldet werden müssten, wie Zimmer, der auch Verwaltungsratmitglied des zugehörigen Fondsdienstleisters IP Concept ist, erklärte. Gerade für ausländische Fondsanbieter sei der Eintritt in den EU-Markt schwierig, ergänzte Gast Juncker, Partner der Luxemburger Anwaltskanzlei Elvinger Hoss Prussen. So fühlten sich die Gesellschaften mitunter unsicher, wie bestimmte Dokumente zu gestalten sind. Widersprüchliche NormenIn der Wertpapierberatung stünden die Ziele verschiedener Regeln zum Teil im Gegensatz, wie BVI-Hauptgeschäftsführer Richter weiter sagte. So gelte es einerseits als Qualitätsverbesserung, wenn einem Kunden eine möglichst breite Palette an Fondsprodukten angeboten werde, darunter auch von Drittanbietern. Die Vorgabe aber, dass für Fonds eine Zielgruppe definiert werden müsse, schränke andererseits das Produktangebot tendenziell wieder ein. Der Zugang zur Wertpapieranlage werde somit erschwert. Bei der Definition der Zielmärkte dränge für die Fondshäuser die Zeit, sagte DZ-Privatbank-Experte Zimmer. “Wenn sie jetzt noch nicht die Fondsprospekte erledigt haben, wird es sportlich.”Die neuen Research-Regeln, wonach Fondsanbieter die Kosten für externe Analysen separat erfassen müssen, statt Analyseberichte lediglich im Gegenzug für Handelsaufträge zu erhalten, schafften mehr Transparenz. Dies führe zu sinkenden Kosten, wie Zimmer argumentierte. Ein Fokus auf den nun leichter erkennbaren Kostenblock aber sei einseitig, zähle doch am Ende die Fondsperformance. “Das Thema wird von der falschen Seite angegangen.”Aus Sicht der Politik sei eine strengere Regulierung nachvollziehbar, sagte Henning Schwabe, Partner für Investment Management der Luxemburger Anwaltskanzlei Arendt & Medernach. Sie habe nach der Finanzkrise handeln müssen.—– Bericht Seite 3