Marktaufsichtsbehörde ESMA

Millionenstrafe für Ratingagentur Scope

Die europäische Marktaufsichtsbehörde ESMA belegt die Ratingagentur Scope mit einer Geldbuße von 2,2 Mill. Euro wegen mangelnden Schutzes vor Interessenkonflikten. Den Ausschlag gab offenbar die unglückliche Rolle der Ratingagentur bei der Insolvenz der Bremer Greensill Bank.

Millionenstrafe für Ratingagentur Scope

ESMA belegt Ratingagentur
Scope mit Millionenstrafe

Fall Greensill offenbart potenzielle Interessenkonflikte

lee Frankfurt

Wegen mangelnden Schutzes vor Interessenkonflikten hat die europäische Marktaufsichtsbehörde ESMA die Ratingagentur Scope mit einer Geldbuße in Höhe von knapp 2,2 Mill. Euro belegt. Wie aus einer am Freitag veröffentlichten Mitteilung der Behörde abzulesen ist, hat die unglückliche Rolle der Ratingagentur im Zusammenhang mit der Insolvenz der Bremer Greensill Bank den Stein ins Rollen gebracht.

Die Ratingagentur, die der Greensill Bank wenige Monate vor der Insolvenz noch ein positives Kreditrating erteilte, war in gleich zwei schweren Interessenkonflikten gefangen. Zum einen hatte sie im Rahmen ihres Dienstleistungsgeschäfts das Risikomanagement der Bank übernommen. Nach den europäischen Vorgaben für Kreditratingagenturen (CRA) hätte sie dem Institut kein Rating erteilen dürfen.

Vielleicht noch problematischer ist jedoch, dass Maurice Thompson, der damalige Aufsichtsratschef der Greensill Bank, eine Minderheitsbeteiligung an der Ratingagentur einging und zudem in deren „Advisory Board“ einzog. „Auf diese Weise hatte er sowohl bei der Greensill Bank als auch bei der Ratingagentur tiefe Einblicke“, konstatiert der auf Ratingagenturen spezialisierte Berater Oliver Everling.

Keine erschwerende Faktoren

Zwar scheint der Zusammenhang mit dem positiven Ratingurteil auf der Hand zu liegen. Wie aus der Entscheidung hervorgeht, kam die ESMA nach einer umfassenden Überprüfung jedoch zu dem Schluss, das erschwerende Faktoren, zu denen unter anderem ein negativer Einfluss auf die Ratingqualität zählen würde, bei diesem Verstoß nicht anwendbar seien. „Beweise hierfür sind sehr schwer zu erbringen“, gibt Everling zu bedenken. Die Behörde sanktioniere daher nur die belegbaren Versäumnisse bei der Verhinderung „potenzieller Interessenkonflikte“.

Scope wies für 2021 Umsatzerlöse von rund 16 Mill. Euro und tiefrote Zahlen aus. Laut einem Sprecher wurden jedoch ausreichend Rückstellungen gebildet, so dass die für 2024 in Aussicht gestellte Profitabilität nicht gefährdet sei.

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