Morgan Stanley fährt Einstellungsboni zurück

Neue US-Vorgaben stellen Rekrutierungspraxis in Frage - UBS forciert Mitarbeiterbindung

Morgan Stanley fährt Einstellungsboni zurück

Bloomberg New York – Morgan Stanley will den Einsatz von Boni zur Anwerbung etablierter Finanzberater zurückfahren. Merrill Lynch, der Broker von Bank of America, und die UBS haben bereits ähnliche Maßnahmen signalisiert. Hintergrund sind neue Vorschriften in den USA, welche die traditionellen Anstellungspraktiken in der Branche in Frage stellen.Die US-Investmentbank werde zwar bestimmte vorhandene Rekrutierungsvereinbarungen aufrechterhalten, gleichzeitig aber neue Richtlinien entwickeln, haben Shelley O’Connor und Andy Saperstein, die Co-Chefs der Vermögensverwaltung von Morgan Stanley, in einem internen Rundschreiben erklärt. UBS-Finanzchef Kirt Gardner erklärte im vergangenen Monat, dass die Schweizer Bank den Fokus von der Anwerbung auf die Bindung der Mitarbeiter verlagert habe. Die Vorteile aus der Vergabe von weniger Einstellungsprämien würden sich ab dem vierten Quartal dieses Jahres in den Kosten des Konzerns niederschlagen, sagte er.Banken waren im vergangenen Jahr vom US-Arbeitsministerium darüber informiert worden, dass die typischen Einstellungsboni der Branche gegen eine zum Erlass anstehende Treuhänder-Regel (“Fiduciary Rule”) des Ministeriums verstoßen können. Diese Vorschrift besagt vereinfacht ausgedrückt, dass Berater, die sich um Vorsorgekonten kümmern, Kunden in deren bestem Interesse beraten müssen und keine unangemessenen Bezüge erhalten dürfen. Früheren Angaben der Aufsicht zufolge bergen Einstellungsboni die Gefahr, gegen die Regeln zu verstoßen, da diese Ertragsziele beinhalten, die Broker dazu verleiten könnten, Sparern unnötig teure Produkte aufzudrücken. Die Aussagen veranlassten Unternehmen wie Morgan Stanley dazu, ihre Anwerbungsprozesse neu aufzustellen – und jetzt sind Broker dabei, die Veränderungen dauerhafter einzuführen.”In Zukunft beabsichtigen wir, die Investments und Ressourcen sogar noch weiter zu erhöhen, die unsere bereits vorhandenen Talente und Plattformen unterstützen, und die Anwerbung von erfahren Beratern signifikant zurückzufahren”, erklärten O’Connor und Saperstein in dem Rundschreiben.Im Januar hatte US-Präsident Donald Trump einen Erlass unterzeichnet, der die Aufsicht anwies, die bevorstehende neue Regelung zu überprüfen. Das machte der Branche Hoffnung, dass die Vorschrift abgeschwächt werden könnte. Arbeitsminister Alexander Acosta schrieb jedoch am Montag in einem Gastbeitrag für das “Wall Street Journal”, dass die Maßnahme am 9. Juni ohne weitere Verzögerung in Kraft treten wird.Jahrelang hatten Broker Einstellungsvereinbarungen als Nullsummenspiel verhöhnt. Diese würden die Profitabilität der Branche belasten, weil große Unternehmen zumeist nur Top-Broker untereinander tauschen würden, hatte es geheißen. Das hielt die Firmen aber nicht von Einstellungen ab, um die eigenen Reihen wieder aufzufüllen, wenn Berater zur Konkurrenz gingen.Zum Arbeitsbeginn bei einem neuen Unternehmen wurden Star-Brokern oftmals Boni gewährt, die bei mehr als dem Dreifachen der Erlöse lagen, die sie in den vergangenen zwölf Monaten generiert hatten. Dabei wurde der Bonus als eine Art Kredit strukturiert, der nicht zurückgezahlt werden musste, sofern die Mitarbeiter bei der Firma blieben und die ihnen gesetzten Ziele erreichten.