Multi-Asset-Fonds bleiben in Europa populär
wbr Frankfurt
– Der europäische Investmentverband Efama hat bei der Vorstellung seines Jahrbuchs 2021 erste Trends für das laufende Jahr herausgehoben. Es zeige sich, dass insbesondere das Interesse der Anleger an Multi-Asset-Fonds in Europa groß sei. Demgegenüber beobachten die Fondslobbyisten mit Sitz in Brüssel zum Teil erste Abflüsse bei Aktienfonds, die bislang allerdings durch laufende Zuflüsse bei aktienbasierten Exchange Traded Funds (ETFs) ausgeglichen würden. Deutlich negativ fällt im ersten Halbjahr die Absatzbilanz dagegen bei Anleihen- und Geldmarktfonds aus. Dies sei wenig überraschend angesichts der steigenden Zinsen, meinte Thomas Tilley, Ökonom bei Efama, in einem Online-Pressegespräch des Verbandes.
Fondsdomizil entscheidet
Die Bilanz des abgelaufenen Jahres 2021 fällt aus Sicht der europäischen Fondsvertreter durchweg positiv aus. Große Nachfrage habe man im vergangenen Jahr nach Aktienfonds registriert, die europaweit auf einen Zufluss von 405 Mrd. Euro kamen. An zweiter Stelle rangierten Multi-Asset-Fonds mit einem Nettomittelzufluss von 202 Mrd. Euro. Es folgen Anleihenfonds mit einem Plus von 182 Mrd. Euro, während Geldmarktfonds Abflüsse von 2 Mrd. Euro hinnehmen mussten. Die meisten Mittel flossen in Produkte, die in Luxemburg und Irland aufgelegt sind. An erster Stelle liegt Luxemburg mit einem Zufluss von 348 Mrd. Euro, gefolgt von Irland mit 238 Mrd. Euro. Deutschland kommt in dieser Betrachtung erst an sechster Stelle mit 27 Mrd. Euro Nettofondsabsatz, da es nur um die in Deutschland aufgelegten Fonds geht.
Für den Markt der alternativen Investmentfonds (AIF) zeichnet die Efama ein anderes Bild. Europaweit zogen die Investoren aus diesen Produkten in der Anlageklasse Aktien rund 71 Mrd. Euro ab. Abflüsse gab es ebenfalls bei AIFs, die sich auf Anleihen spezialisiert haben.
In der Länderbetrachtung führt Deutschland bei AIFs, zu denen die Spezialfonds zählen, mit einem Zufluss von 105 Mrd. Euro, gefolgt von Irland. Auffällig sind hohe Rückgaben beziehungsweise Auflösungen von AIFs in den Niederlanden. Hier berichtet der Verband, dass regulatorische Bedingungen die Investoren dazu bewegt hätten, von AIFs in Mandate umzusteigen. Das Geld sei aber nicht aus dem Investmentmarkt abgeflossen, so die Efama.
Über eine aus Sicht der Investoren erfreuliche Entwicklung berichtet der Fondsverband bei den Kosten. Die Gebühren für aktiv gemanagte Fonds sind weiter rückläufig und zuletzt auf 1,28% bei Aktienfonds und 0,72% bei Anleihenfonds gefallen. 2017 lagen diese Sätze noch bei 1,4% beziehungsweise 0,81%. Bei den passiv verwalteten Produkten stellte Efama ebenfalls einen weiteren Rückgang der jährlichen Kosten auf 0,21% bei Aktien-ETFs und 0,16% bei Renten-ETFs fest.
Bei der Analyse der europäischen Investmentvermögen kommt die Efama außerdem zum Ergebnis, dass sich die Allokation im Bereich der Publikumsfonds verschoben hat. Bei Aktienfonds lag der Anteil Europas zuletzt bei 37% verglichen mit 49% vor zehn Jahren. Demgegenüber ist der Anteil der USA am Aktienfondsbestand von 20% im Jahr 2011 auf 41% gestiegen. Diese Entwicklung reflektiere das starke Wachstum bei US-Technologieaktien, die zu einem höheren Anteil von US-Papieren geführt habe, berichtete der Verband.
Umschichtungen als Treiber
Im Vergleich zwischen Europa und den USA stellte Efama zudem fest, dass in Europa der Anteil der Aktienfonds am Neugeschäft 2021 deutlich gestiegen sei, gefolgt von Multi-Asset-Fonds. Demgegenüber sei im vergangenen Jahr in den USA ein vergleichsweise großer Anteil in Geldmarkt- und Anleihenfonds geflossen. Tilley erklärte diese Entwicklung damit, dass in den USA vielfach auf Basis von Asset-Allocation-Modellen investiert werde, die zu automatischen Umschichtungen bei entsprechenden Kursgewinnen der Aktien führten.