Munich Re macht im Quartal operativ Miese
sck München – Großschäden aus Naturkatastrophen haben der Munich Re einen Dämpfer verpasst. Der größte Rückversicherer der Welt schrieb wegen des Hurrikans „Ian“ im dritten Quartal sogar operativ tiefrote Zahlen, hält aber dank steigender Beiträge und hoher Sondererträge an seinem Ziel fest, 2022 den Konzernnettogewinn zu steigern.
Im Detail verzeichnete die Munich Re im zurückliegenden Dreimonatsabschnitt einen operativen Verlust von 346 Mill. Euro nach einem Gewinn von 204 Mill. Euro im gleichen Vorjahreszeitraum. Dem Zwischenbericht des Dax-Mitglieds zufolge sorgte dafür ein operativer Fehlbetrag von 687 Mill. Euro im Kerngeschäftsfeld Rückversicherung. Ein Jahr zuvor erzielte der Bereich noch einen operativen Mini-Überschuss von 13 Mill. Euro.
Starker Dollar hilft
Sondererträge der Erstversicherungstochter Ergo halfen, den Dämpfer im zurückliegenden Dreimonatsabschnitt abzumildern. Infolge des tropischen Wirbelsturms, der Ende September in Florida wütete, sackte das versicherungstechnische Ergebnis des Konzerns in den ersten neun Monaten dieses Jahres auf 1,1 (i. V. 2,6) Mrd. Euro ab.
Die Munich Re meldete zuvor, dass „Ian“ das Unternehmen insgesamt rund 1,6 Mrd. Euro kosten könnte (vgl. BZ vom 21. Oktober). Der Wettbewerber Swiss Re verbuchte wegen des Hurrikans einen Nettoverlust von 442 Mill. Dollar. Ein Fehlbetrag nach Steuern blieb dem Marktführer erspart. Dafür sorgten vor allem hohe Erträge aus Wechselkursabsicherungsgeschäften, steigende Preise für Versicherungsdeckungen bei einer wachsenden Nachfrage sowie Steuergutschriften.
Aufgrund dessen sieht der Vorstand keinen Grund, von seinem Jahresgewinnziel abzurücken, obwohl im laufenden Jahresschlussquartal der Munich Re ein deutlicher Sprung gelingen müsste, um die ambitionierte Vorgabe zu erreichen. In einer Telefonkonferenz mit Journalisten zur Vorlage des Zwischenberichts per 30. September bekräftigte Finanzvorstand Christoph Jurecka das Ziel, 2022 den Konzernüberschuss auf 3,3 (2,9) Mrd. Euro steigern zu wollen.
Der CFO erhöhte die Erwartungen für die Bruttobeitragseinnahmen auf Konzernebene. So rechnet das Management nun mit einem Anstieg der gebuchten Bruttobeiträge in diesem Jahr auf 67 (60) Mrd. Euro. Das sind 3 Mrd. Euro mehr als bisher geplant. Die Rückversicherung soll dazu 48 (41) Mrd. Euro beisteuern, die Ergo soll 19 (18) Mrd. Euro erreichen. Der größte Schub kommt also vom Rückversicherungsbereich. Die Führung der Munich Re rechnet damit, dass „Ian“ für einen zusätzlichen Schub bei den Raten für Deckungen gegen Naturkatastrophenschäden sorgt. „Hurrikan Ian passt in das wissenschaftliche Erwartungsmuster für eine erwärmte Welt. Deshalb ist die steigende Wahrscheinlichkeit für solch extreme Stürme Teil unserer Modelle und muss im Pricing abgebildet sein“, sagte Jurecka. Diese Botschaften überzeugten wohl die Anleger. Die Aktie gewann zeitweise 2,2 % auf 277,70 Euro an Wert. Trotz des Rückschlags wegen „Ian“ im operativen Ergebnis steigerte der Konzern im dritten Quartal den Nettogewinn auf 527 (366) Mill. Euro. Nach neun Monaten verbuchte die Munich Re 1,9 (2,1) Mrd. Euro. Das Unternehmen muss daher im laufenden Jahresschlussquartal einen Überschuss von 1,4 Mrd. Euro erwirtschaften, um die eigene Vorgabe zu schaffen. Munich Re deutete zuvor an, dass das nur mit einem Schub im Kapitalanlageergebnis zu erreichen sei.
Von Juli bis September erhöhte die Munich Re ihre Bruttobeiträge insgesamt um 18 % auf 18,2 Mrd. Euro. Nach neun Monaten verzeichnete der Konzern 50,9 (44,7) Mrd. Euro.
Das Währungsergebnis sprang im dritten Quartal auf 846 (242) Mill. Euro. Die Munich Re profitierte vom starken Dollar. Die Steuerquote betrug –16,8 (4,7)%. Aufgrund der Turbulenzen an den Kapitalmärkten brach das Kapitalanlageergebnis auf 0,9 (2,1) Mrd. Euro ein. Nach neun Monaten verzeichnete die Munich Re 2,9 (5,7) Mrd. Euro.
Infolge von „Ian“ betrug im Sommerquartal die Schaden-Kosten-Quote in der Schaden/Unfall-Rückversicherung 108,2 (112,8)%. Werte über der Schwelle von 100 % zeigen an, dass Versicherer die Belastungen aus Schäden und die Verwaltungskosten nicht mehr aus den laufenden Beiträgen begleichen können. Nach neun Monaten verzeichnete der Konzernbereich 96,9 (100,9) %.
Munich Re | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
9 Monate | ||
in Mill. Euro | 2022 | 2021 |
Bruttobeiträge* | 50 910 | 44 673 |
dav. Rückversicherung | 36 358 | 30 848 |
dav. Ergo | 14 551 | 13 826 |
Kapitalanlageergebnis | 2 862 | 5 731 |
Technisches Ergebnis | 2 623 | 1 079 |
Nettoergebnis | 1 903 | 2 061 |
dav. Rückversicherung | 1 201 | 1 594 |
dav. Ergo | 702 | 467 |
Eigenkapitalrendite, % | 10,3 | 12,1 |
Kapitalanlagerendite, % | 1,6 | 3,0 |
*) letzte Ziffer aufgerundetBörsen-Zeitung |