Berater erwarten Änderungen am Bankenstresstest
Berater erwarten Änderungen am Bankenstresstest
Alvarez & Marsal ordnen EBA-Ergebnisse ein – Klima- und Cyberübungen stehen an
phh Frankfurt
Die Bankenbranche sieht in den Ergebnissen des diesjährigen Stresstests der europäischen Bankenaufsicht EBA den Beleg dafür, dass sie widerstandsfähiger geworden ist. Diese wohlwollende Interpretation lässt das Zahlenwerk durchaus zu, sind die Kapitalpuffer der Banken im Schnitt doch so gewachsen, dass sie im Mittel die zweithöchste von der EBA jemals ermittelte Kapitalschmelze verkraften könnten. Dieses Jahr hat aber auch eine große Schwäche des umfangreichen Stresstests offengelegt: Er ist immer nur eine Momentaufnahme – ein Punkt, den Niklas Leibecke von der Unternehmensberatung Alvarez & Marsal grundsätzlich kritisiert: „Zwischen dem Festlegen der Parameter und der Veröffentlichung der Testergebnisse gibt es immer eine zeitliche Verzögerung.“
Die Ereignisse dazwischen fehlen
Alles, was dazwischen passiert – beispielsweise eine Liquiditätskrise in den USA oder die Notübernahme der Credit Suisse – könne nicht wirklich abgebildet werden. Außerdem: „Der EBA-Test stellt stark auf die Kapitalquoten in einem Stressszenario ab“, sagt Leibecke. Im Frühjahr hatten einige Banken aber vor allem mit ihrer Liquidität zu kämpfen.
Die Regelhüter diskutieren deshalb längst, ob und an welchen regulatorischen Stellschrauben sie im Hinblick auf die Messung und Steuerung von Liquiditätsrisiken drehen können. Alvarez & Marsal geht in ihrem Report davon aus, dass Banken künftig über ihre Mindestliquidität – die sogenannte Liquidity Coverage Requirement, kurz: LCR – regelmäßiger werden berichten müssen. Auch kombinierte Liquiditätsstresstests könnten kommen. Ohnehin wird der Strauß an deutlich kleineren, dafür fokussierten Bankenstresstests bunter.
2024 kommen Klima- und Cyberstresstests
Im kommenden Jahr stehen der Klimastresstest der EBA und der Cyberstresstest der Europäischen Zentralbank (EZB) an. Und auch für den nächsten EBA-Kapitalstresstest 2025 erwartet Alvarez & Marsal wesentliche Änderungen, um die Relevanz, Genauigkeit und Effizienz der Stresstests zu verbessern. Bei der Klimaübung geht es darum zu prüfen, inwieweit die Banken auch unter Stressbedingungen noch dazu in der Lage sind, die nachhaltige Transformation der Wirtschaft zu unterstützen.
Mit der Cyberübung werden operative Risiken untersucht. Laut Alvarez & Marsal wird der Test daher keine Kapital- oder Liquiditätskennzahlen der Banken belasten. Vielmehr sollen die Ergebnisse in den aufsichtlichen Überprüfungs- und Bewertungsprozess (SREP) 2024 einfließen – hauptsächlich über das operationelle Risiko und qualitative Anforderungen an Banken. Die finale Methodik soll zwischen Juli und November festgelegt werden. Los geht es dann im Januar.